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Klage wegen Menschenrechtsverletzungen in Katar
Keine Entwarnung für die FIFA

Die Maxi-WM hat FIFA-Präsident Gianni Infantino durchgeboxt. Die Probleme mit WM-Ausrichter Katar werden ihn aber weiter beschäftigen. Nach einer ersten Abweisung einer Zivilklage durch das Handelsgericht in Zürich, suchen die Kläger nun einen neuen Weg.

Von Tom Mustroph | 11.01.2017
    Bauarbeiter im Khalifa Stadion, Katar.
    Die Anwältin Liesbeth Zegveld setzt sich für Arbeiter auf den Stadien-Baustellen in Katar ein. (Deutschlandradio.de/Tom Mustroph )
    Ein Plakat mit der Aufschrift "Rote Karte für die FIFA" hängt im Besprechungsraum von Liesbeth Zegveld. Die Menschenrechtsanwältin aus Amsterdam vertritt die Klage von drei Gewerkschaften und eines Arbeiters aus Bangladesch gegen die FIFA.
    Trotz der Klageabweisung durch das Züricher Handelsgericht am vergangenen Freitag will Zegveld nicht aufgeben: "Es wird nächste Schritte geben. Die Frage ist, welche? Wird es eine Neuformulierung dieser Klage sein, wird es ein Widerspruch gegen den Entscheid sein oder wird es eine Klage vor einem normalen Gericht sein?"
    Laut der Anwältin hätte Katar die WM nie bekommen dürfen
    Der Kern der Klage soll laut Zegveld erhalten bleiben: "Der Hauptklagepunkt ist, dass die FIFA niemals die WM an Katar hätte vergeben sollen wegen der schlechten Menschenrechtsbilanz. Die WM an ein Land zu geben, ohne Forderungen zu stellen, dass elementare Menschenrechte geachtet werden sollen, ist rechtswidrig."
    Damit spielt sie auf die Tatsache an, dass sich die Arbeiter, die die Stadien und andere WM-Infrastruktur errichten, nicht frei bewegen können. Präzendenzfall ist Nadim Alam. Der Bauarbeiter aus Bangladesch war in einem Camp unmittelbar neben der Baustelle des Al Wakrah-Stadions untergebracht. Er musste überhöhte Rekrutierungsgebühren zahlen und bei der Ankunft im Land seinen Pass abgeben. Als sein Arbeitgeber ihn vor dem eigentlichen Vertragsende entließ, hatte er keine Chance, sich um eine neue Arbeit zu bewerben und wurde abgeschoben.

    Die Anwältin fordert Kontrolle von der FIFA
    Eine Verbesserung dieser Zustände sei für die FIFA leicht zu erreichen, meint Zegveld und skizziert dieses Szenario: "Die FIFA sollte vom WM-Ausrichter fordern, dass nur Firmen engagiert werden, die mit Arbeitern operieren, die als freie Männer angeheuert wurden. Die Vertragskontrolle sollte bei der FIFA liegen. Und die Regierung muss kooperieren. Wenn das Organisationskomitee sagt: 'Wir können das nicht garantieren, weil die Regierung nicht mitmacht', dann ist die WM am falschen Ort."
    Harte Worte. Und die Konsequenz aus einer umstrittenen WM-Vergabe.
    Zegveld selbst hat Erfahrung mit aufreibenden juristischen Prozessen. Sie vertrat Opfer des Massakers von Srebrenica und brachte einen holländischen Giftgas-Lieferanten Saddam Husseins vor Gericht. In diese Reihe gehört nun auch der Kampf gegen die FIFA.