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Klare Sicht

Auch unsere Augen altern. Die Sehschärfe lässt nach und die Augenlinsen trüben sich mit den Jahren ein. Heute lassen sich Menschen viel früher am Grauen Star operieren als noch vor Jahren. Die natürliche Augenlinse gegen eine künstliche Linse auszutauschen, das ist für erfahrene Operateure mittlerweile ein Routineeingriff. Und die Implantate sind deutlich besser geworden.

Von Pia Grund-Ludwig | 07.03.2006
    Schleier vor den Augen, erhöhte Blendempfindlichkeit, Verblassen von Farben: Das können erste Anzeichen des Grauen Stars sein. Die ursprünglich kristallklare Augenlinse trübt ein. Auslöser sind Krankheiten wie Diabetes, aber auch ganz einfach das Alter. Wird der Graue Star nicht behandelt, kann er zur Erblindung führen. Eingriffe, die Abhilfe schaffen, sind aber mittlerweile Routine, die Komplikationsrate ist gering. Die Operation erfolgt in der Regel unter Teilnarkose, die Schnitte sind nur noch 2 Millimeter breit. Durch den Schnitt wird alte Linse per Ultraschall zerkleinert oder per Wasserstrahl aufgelöst und dann abgesaugt. Die Implantate aus Acryl oder Silikon lassen sich falten oder sogar rollen, um durch den dünnen Schnitt zu passen. Seit kurzem gibt es sogar Materialien, die getrocknet eingeführt werden und erst an Ort und Stelle zu ihrer eigentlichen Form aufquellen. Neue Materialien erlauben aber nicht nur kleinere Schnitte. Die Qualität der Kunstlinsen, die bei Grauem Star eingesetzt werden, hat sich in den vergangenen Jahren durch verschiedene Faktoren verbessert, erklärt Professor Thomas Kohnen von der Universitätsaugenklinik Frankfurt.

    " Die bessere optische Qualität wird einmal durch neue Linsendesigne erzielt wie zum Beispiel asphärische Linsen, das heißt Linsen, die noch besser als optische Mitte im Auge implantiert werden und damit zu einem besseren Sehvermögen - optische Qualität wird erhöht - führen. "

    Asphärische Linsen sorgen dafür, dass die Menschen nicht nur scharf sehen, sondern auch Kontraste besser wahrnehmen. Sie bündeln Strahlen, die an den Rändern einfallen und parallel einfallende Strahlen wieder korrekt. Das ist besonders bei schlechten Lichtverhältnissen wichtig, etwa beim Autofahren in der Dämmerung.

    Ein zweiter wichtiger Trend sind aus Kohnens Sicht so genannte torische Linsen. Diese Linsen können Sehfehler durch Hornhautverkrümmung korrigieren. Dabei müssen die Operateure besonders sorgfältig arbeiten. Sie müssen vorab die Achse des Auges vermessen und sicherstellen, dass sich die implantierte Linse später im Auge nicht dreht. Außerdem müssen die Implantate in der Regel individuell angefertigt werden. Entscheidende Verbesserungen bringen außerdem so genannte Multifokallinsen. Sie ermöglichen unterschiedliche Sehstärken mit einer Linse. Bei der ersten Generation dieser Mehrstärkenlinsen gab es Kinderkrankheiten zu überwinden, so Kohnen

    " Patienten hatten durchaus die Möglichkeit, in Nähe und Ferne gut zu sehen aber sie hatten zum Beispiel optische Veränderungen, optische Phänomene, Blendempfindlichkeit, Ringe um Objekte, die sie gesehen haben, die sind mit heutigen Linsendesignen, also mit Veränderungen der Technologie, reduziert worden. "

    Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe solcher Multifokallinsen. Wichtig sei es deshalb, die Patienten bei der Auswahl gut zu beraten, so Professor Gerd Auffarth von der Universitätsaugenklinik Heidelberg. Die richtige Wahl hänge unter anderem davon ab, was der Patient im Alltag machen wolle:

    " Da gibt es den Patienten, der viel am Computer arbeitet, der Nahabstand am Computer wäre eher 60 oder 70 Zentimeter. Da brauchen Sie eine andere Multifokallinse als für jemand, der kleine Schrift liest oder irgendwelche Bastelarbeiten in einem ganz anderen Abstand macht. "

    Nicht nur die Anpassung an die Wünsche und Bedürfnisse der Patienten, auch der Schutz des Auges vor Schädigungen steht im Mittelpunkt der Weiterentwicklungen von künstlichen Linsen. So weiß man, dass die blauen Anteile des Lichts die Sehzellen zerstören können und verwendet Linsen mit Farbfiltern:

    " Eine Blaufilterlinse sieht, wenn man sie bei normalem Licht betrachtet leicht gelblich aus, diese Gelbfärbung bemerkt der Patient nicht im alltäglichen Sehen. Selbst wenn er auf einem Auge eine gelbe Linsen und auf dem anderen eine Linse ohne Filter hätte würde er es kaum wahrnehmen, weil diese Farbunterschiede extrem gering sind. "

    Linsen der Zukunft sollen dann sogar in der Lage sein, sich ähnlich wie selbsttönende Brillen unterschiedlichen Lichtverhältnissen anzupassen. Das ist im Moment noch Zukunftsmusik.