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Klaus Doldinger
Zum 80. ein Jazzalbum

Die Ermittler-Teams der wohl bekanntesten Krimi-Reihe Deutschlands wechseln ständig. Aber eine Konstante bleibt beim "Tatort" - die Titelmusik. Der Mann dahinter, der Komponist Klaus Doldinger, wird heute 80 Jahre alt. Doch den Soundtrack zu seinem eigenen Leben, der ist noch nicht fertig.

Von Holger Lühmann | 12.05.2016
    Der Jazzmusiker Klaus Doldinger am 25.02.2016 in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen).
    Der Jazzmusiker Klaus Doldinger im Februar 2016. (picture alliance / Maja Hitij)
    "Ach wie gut, dass niemand weiß, der Greis ist heiß, der Greis ist heiß."
    Eine persönliche Widmung von Udo Lindenberg an seinen langjährigen Weggefährten Klaus Doldinger. Zu finden auf dessen neuem Album, das schlicht "Doldinger" heißt. Ein Titel, der den Namen des Urhebers trägt - das kann man sich zum 80. Geburtstag durchaus leisten, auch wenn viele andere daran beteiligt waren.
    "Ich habe viele Gäste eingeladen: Wir haben mit Max Mutzke sehr oft Konzerte gespielt, auch mit Sasha und mit Udo Lindenberg, der immer wieder als alter Freund dabei ist, was mich sehr freut. Und dann ist der Gitarrist von Sting dabei, Dominic Miller. Die Zahl der Gäste ist großartig."
    Nicht zu vergessen: Das Improvisationstalent Helge Schneider sowie Nils Landgren, der Starposaunist aus Schweden.
    Ihr gemeinsames Stück Soultown hatte sich Steven Soderbergh übrigens vor acht Jahren geliehen. Es wurde die Titelmelodie für seinen Hollywood-Film "Ocean's 13". Kein neues Stück also, aber zumindest neu arrangiert. Sowie einige andere alte Stücke neu eingespielt wurden, im Rückblick auf die lange Karriere.
    Arbeitswütig trotz Charterfolg
    Das 35. Studioalbum von Klaus Doldinger mit 14 Stücken hat binnen einer Woche die Jazzcharts erobert. Platz 1 des Album-Rankings. Und schon arbeitet er am nächsten Projekt, wieder eine Filmmusik, über die er noch nicht sprechen darf. Aber damit kennt er sich ja aus.
    "Ich habe 'ne ganze Reihe an Filmmusiken gemacht: Ein Fall für Zwei, Wolfs Revier. Unsere wunderbare Berlinserie mit Manfred Krug."
    Gemeint ist die Fernsehserie Liebling Kreuzberg.
    "Ich hatte damals auch eine ganz spannende Bandbreite an Sounds, die es noch gar nicht gab. Und viele Dinge haben schon Spaß gemacht haben. Und wenn dann Resonanz vom Publikum kommt, ist das natürlich gut!"
    Auch die Musik zur Unendlichen Geschichte gehört zu seinem Werk. Und natürlich "Das Boot". Wie eine Musik für sein eigenes Leben aussehen könnte? Auf jeden Fall abwechslungsreich.
    "Wenn ich einen eigenen Film über mein Leben vertonen würde, dann hängt das von Stimmungen ab. Es hätte traurige und komische Momente. Voller Spannung natürlich. Ich habe alles in meinem Leben gemacht, was man durchleben kann."
    Tragischer Unfall prägte ihn
    Einen Mollakkord würde Doldinger sicherlich komponieren, um das Jahr 1960 musikalisch zu beschreiben. Damals ging er, der weiße Jazzmusiker aus Deutschland, zum ersten Mal auf Tournee nach Nordamerika.
    "Das fing natürlich alles aufregend an, dass wir das Glück hatten, unsere Maschine zu verpassen - wir hatten am Abend vorher gefeiert. Wir haben dann die nächste Maschine genommen und kommen in New York an, da steht dann ein Mann, der uns für eine Sendung haben wollte und sagte "Oh, Gott, ein Glück, dass ihr gut angekommen seid!" Euer Flugzeug ist über Brooklyn abgestürzt. Das hat sich natürlich tief eingraviert bei mir."
    Zumal alle Flugzeuginsassen ums Leben kamen. Es war das bis dahin schwerste Flugzeugunglück der Vereinigten Staaten. Diese Erfahrung hat Doldinger Demut gelehrt, wie er sagt.
    "Man muss jeden Tag das Leben nutzen können und sich bewusst werden, was es bedeutet, dass der liebe Gott einen leben lässt. Und dass es sich eben positiv entwickelt hat und man noch Ziele vor Augen hat."
    Und die hat Doldinger. Für kommendes Jahr ist wieder eine Tournee in den Vereinigten Staaten geplant. Zusammen mit seiner Band Passport.
    "Es gibt manche, die sagen, mit 65 ist Schluss. Aber für mich kommt das nicht infrage, weil die Musik mich ja auch antreibt und sie mir einfach Spaß macht."
    Und das hört man schließlich – egal ob live oder auf Platte.