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Kleine Windkraftanlagen

Windkraftanlagen sind sichtbar groß geworden: drei Megawatt Leistung, 100 Meter Höhe sind Standard. Daneben blüht aber ein Markt für sogenannte Kleinwindkraftanlagen: Unter 20 Meter hoch richten sie sich an umweltbewusste Käufer, die vielleicht schon ein Solardach auf dem Eigenheim haben. Doch was leisten die kleinen Räder wirklich?

Von Sönke Gäthke | 29.09.2010
    Herman Albers: "Wir haben einen Boom der Nachfrage nach Kleinwindkraftanlagen und deren Konzepten."

    Monika Krämer:"Ich denke, für viele Menschen, gerade so Privatbetreiber, die sich so eine Kleinanlage auf ihr Hausdach stellen möchten, ist es einfach ein Zeichen zu setzen."

    Frank Albers: "Viele Privatpersonen möchten einfach ausdrücken, dass sie den erneuerbaren Energien positiv gegenüber eingestellt sind, und möchten da einfach ihr Geld investieren."

    Herman Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie, Monika Krämer und Frank Albers von der Windtest Grevenbroich. Sie sehen in Kleinwindanlagen einen geradezu boomenden Teil der Windkraft. Doch der Boom bringt auch neue offene Fragen mit sich: Anders als bei den großen Rädern hat sich bei den kleinen kein bestimmtes Konzept durchgesetzt. Neben den dreiflügeligen Windrädern nach großem Vorbild bauen Firmen auch Konverter mit nur zwei oder mehr als drei Propellern, bieten einige auch Vertikal-Windräder an, deren Rotoren eher auf dem Kopf stehenden Rührstäben von Küchenmaschinen ähneln. Die Windtest Grevenbroich hätte gern die Frage beantworten wollen, welches dieser Konzepte am meisten Nutzen verspricht, so Monika Krämer:

    "Wir hätten wollen, aber das lag nicht an uns, dass wir nicht können, und von daher gucken wir ganz optimistisch in die Zukunft und sagen erst mal, erste Daten 2011."

    Denn die Hersteller der Räder hätten für den Test bezahlen müssen - und viele sind so klein, dass sie sich einen Test und das danach erteilte Zertifikat nicht leisten können oder wollen.

    Das ist auch der Grund, warum sich Forscher wie Stephan Barth, Geschäftsführer des ForWind - Zentrums für Windenergieforschung in Oldenburg, von den Kleinwindanlagen nicht all zu viel versprechen:

    "Das kann man, wenn man Ambitionen in dem Bereich hat, dann kann man das natürlich machen, und das freut dann natürlich auch, wenn die Leute sich mit dem Thema erneuerbare Energien befassen, aber es wird sicherlich nicht helfen, sagen wir mal, das Energiesystem in Richtung erneuerbare umzubauen, dafür ist der Beitrag, den Kleinwindenergieanlagen bringen können, einfach zu gering."

    Zum einen, so der Forscher, könne die Effizienz der kleinen Anlagen die der großen kaum erreichen:

    "Allein schon, weil man sich viel, viel dichter am Boden befindet, wenn sie das aufs Dach bauen, auch dann haben Sie sozusagen das Dach als Hindernis, das heißt, die Strömungsbedingungen sind deutlich schlechter als in großen Höhen."

    Zum anderen, ergänzt Hans-Gerd Busmann vom Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES in Bremerhaven.

    "Das sind naturgemäß schnell laufende Anlagen, die eine gewisse Geräuschentwicklung mit sich bringen, und noch Schwingungen, und das könnte auch sicher zu, ja Anstößen führen."

    Der Lärm dürfte die Nachbarn nicht erfreuen, die Schwingungen aber könnten problematisch werden, wenn sie sich auf das Haus übertragen und dort die Substanz schädigen.

    Der dritte Nachteil, so Stephan Barth, sei schließlich, dass kleine Windkraftanlagen unflexibler sind als zum Beispiel Solarzellen auf dem Dach.

    "Solarenergie kann ich sehr schön stückeln und überall auf meine Dächer fein verteilen, Windenergie macht eigentlich als richtiges Kraftwerkssystem - und so sehen wir das auch, und sagen, das ist das Arbeitspferd der erneuerbaren Energien, das macht eigentlich nur Sinn in großem Maßstab."

    Ganz verdammen will der Forscher die kleinen Brüder der großen Räder jedoch nicht:

    "Kleinwindenergieanlangen haben ihre Berechtigung für bestimmte Bereiche, als wenn Sie in abgelegen Regionen sind auf der Welt, wo es kein stabiles Netz gibt, Inselnetze irgendwo, oder die Versorgung von landwirtschaftlichen Betrieben, wenn jemand sagt, ich möchte meinen Stall oder meine landwirtschaftliche Einheit selber versorgen, dann kann man so was sicherlich machen, ich denke, sinnvoll ist so was ab einer Größenordnung von zehn Kilowatt."

    Alle könnten sich jedoch noch eine Aufgabe für die kleinen Windräder vorstellen: als Stromlieferant für Elektroautos. Frank Albers:

    "Ja, dazu sind Kleinwindanlagen geradezu prädestiniert, einfach um einen Akku aufzuladen, gerade ... wir sprechen über Elektromobilität, das könnten alles Lösungen sein, um zu Hause günstigen Strom zu haben."