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Klima-Risiko-Index
Deutschland weltweit betrachtet besonders betroffen

Deutschland gehört zu den Ländern, die besonders betroffen sind vom Klimawandel, mit Folgen wie Stürme oder Hitzewellen. Das jedenfalls ergab der neue Klima-Risiko-Index, den die Umweltorganisation Germanwatch erstellt. Den Spitzenplatz nimmt in diesem Jahr ebenfalls eine Industrienation ein.

Von Georg Ehring | 04.12.2019
Rinder auf der Weide. Die große Trockenheit und der Wassermangel sorgen für ein grundsätzliches Umdenken in der Landwirtschaft.
Der Klimawandel trifft auch Deutschland (dpa/Klaus Nowottnick)
Die Erderwärmung macht sich vor allem da bemerkbar, wo es ohnehin warm ist. Das ist die Erfahrung in den 14 Jahren, in denen die umwelt- und entwicklungspolitische Organisation Germanwatch den Klima-Risiko-Index herausgibt. Länder wie Haiti, Myanmar oder die Philippinen erleben immer wieder extreme Wirbelstürme – dabei haben sie aus Geldmangel kaum die Möglichkeit, eine widerstandsfähige Infrastruktur aufzubauen. Doch in diesem Jahr sieht es anders aus: Auf Platz drei der besonders betroffenen Staaten steht Deutschland. Laura Schäfer, eine der Autorinnen des Indexes.
"In Deutschland gab es eine starke Hitzewelle im Sommer und Stürme – und die Hitzewelle hat über 1.200 Todesopfer gefordert und vor allem durch Stürme sind ökonomische Schäden in Höhe von fünf Milliarden US-Dollar entstanden."
Japaner haben in diesem Jahr besonders gelitten
Selbst auf Platz eins steht mit Japan ein Industrieland, ergänzt ihre Kollegin Vera Künzel – die Japaner traf es im vergangenen Jahr härter als jedes andere Land.
"Wir haben in Japan die Situation gehabt, dass das Land von drei Extremwetterereignissen getroffen wurde, die besonders stark waren. Das waren zum einen Regenfälle, die gefolgt worden sind dann von Erdrutschen, zum anderen war es eine extreme Hitzewelle und es war dann zum Ende auch noch ein besonders starker Taifun, der der stärkste in den letzten 25 Jahren war."
Den Platz zwischen Japan und Deutschland nehmen die Philippinen ein, wo es immer wieder verheerende Taifune gibt – so auch 2018. Laura Schäfer:
"Wir sehen in diesem Index, dass zum ersten Mal in der 15-jährigen Geschichte des Index zwei Industrieländer in den Top drei gelandet sind, dass weltweit alle Länder betroffen sind."
Die Grundlagen erstellt der weltweit größte Rückversicherer
Der Klima-Risiko-Index vereint so unterschiedliche Dinge wie wirtschaftliche Schäden und den Verlust von Menschenleben in einer Statistik – gewichtet auch mit der Wirtschaftskraft des betreffenden Landes. Die Grundlage für den Index stammt vom Rückversicherer Munich Re, der eine umfassende Datenbank für Naturkatastrophen betreibt.
Wie groß der Anteil der Erderwärmung an den in den Klima-Risiko-Index eingehenden Stürme, Hitzewellen und Starkregen-Ereignissen ist, das lässt sich oft nicht genau beziffern. Allerdings macht die Wissenschaft hier große Fortschritte.
Der CO2-Ausstoß wird wohl dieses Jahr weiter zunehmen
Der Treiber des Klimawandels, der Ausstoß von Treibhausgasen, wächst in diesem Jahr voraussichtlich weiter, auch das wurde in Madrid bekannt gemacht. Die im Global Carbon Project zusammengeschlossenen Wissenschaftler erwarten einen Anstieg um 0,6 Prozent – immerhin hat das Tempo der Zunahme gegenüber dem Vorjahr abgenommen. 2018 waren die Emissionen um 2,1 Prozent gestiegen. Hauptursache für die Verlangsamung des Anstiegs ist die Abkehr von der Kohle in Europa und Nordamerika. China und Indien steigern den Kohleeinsatz zwar noch, aber langsamer als früher. Der Einsatz erneuerbarer Energiequellen wie Sonne und Wind mache sich positiv bemerkbar, von einer Wende könne allerdings noch keine Rede sein. Die Verbrennung von Öl nimmt immer noch zu, ebenso die von Gas – hier hat sich das Wachstum sogar noch beschleunigt.