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Klimagipfel in Lima
Minister ringen um Lösungen

Auch wenn der Optimismus beim Weltklimagipfel in Lima beschworen wird: Jetzt diskutieren Minister und Regierungschefs über strittige Fragen. Wenn heute Bundesumweltministerin Barbara Hendricks vor dem Plenum spricht, werden deutliche Signale für die Reduzierung des Kohleeinsatzes erwartet.

Von Georg Ehring | 10.12.2014
    Qualm kommt aus den Schornsteinen eines Kohlekraftwerks in Dezhou in der ostchinesischen Provinz Shandong.
    Wichtig für die Reduzierung des CO2 Ausstoßes ist die Verringerung des Kohleeinsatzes (picture alliance / dpa / Da Qing)
    Er ist der ranghöchste Handlungsreisender in Sachen Klimaschutz: UN-Generalsekretär Ban Ki-moon ist seit acht Jahren im Amt und seitdem gehören Klimakonferenzen zu seinem Terminkalender. Wenn der Weltklimarat IPCC seinen Bericht vorlegt, ist er dabei – und im September war er selbst Gastgeber eines Klimagipfels im UN-Hauptquartier in New York. Für Ban Ki-moon ist der Kampf gegen den Klimawandel Herzenssache und er wählt gern drastische Worte.
    "Die Wissenschaft hat nicht nur gesprochen. Sie ruft laut von oben vom Dach herunter. Unser Planet hat Fieber und es wird jeden Tag heißer. Wir können es uns nicht mehr leisten, unseren Weg in Richtung Wohlstand zu verbrennen."
    In Lima kann Ban auf eine bemerkenswerte Veränderung der Wahrnehmung des Themas zurückblicken – zum ersten Mal seit Langem gebe es so etwas wie Zuversicht, bemerkt der UN-Generalsekretär.
    "Als ich vor acht Jahren das Amt übernommen habe, sah ich, dass die Zeit uns davonläuft und die Welt die Herausforderung nicht schaffen könnte. Jetzt baut sich endlich der Schwung auf, um den Wandel in Gang zu setzen."
    Ob die neue Zuversicht genügend Gemeinsamkeit schafft, um der Konferenz in Lima zum Erfolg zu verhelfen, ist allerdings offen. Sie soll einen weltweiten Klimaschutz-Vertrag vorbereiten, im nächsten Jahr soll er bei einem weiteren Gipfel in Paris abgeschlossen werden.
    Knifflige inhaltliche Fragen beschäftigen Minister
    Gestern wurde das Ministersegment eröffnet und die Fachunterhändler haben den Politikern noch knifflige Fragen zurückgelassen. Dazu gehört überkommene Einteilung der Klima-Welt in Industrieländer auf der einen und Entwicklungsländer auf der anderen Seite. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks fordert, dass künftig auch die aufstrebenden Schwellenländer, also etwa China, Brasilien und Indien, Pflichten im Klimaschutz übernehmen sollen.
    "Wir wollen diese schematische Unterscheidung nicht mehr haben. Es liegt natürlich im Interesse vieler Entwicklungsländer, das weiterhin zu tun, aber das wollen wir nicht mehr."
    Im ersten Quartal des nächsten Jahres sollen alle Staaten ihre Pläne für den Klimaschutz vorlegen, doch was genau auf den Tisch gehört, auch darüber gibt es noch Streit. Europa will nachprüfbare Zusagen nach festen Regeln, um genau feststellen zu können, was die Pläne der Länder für das Klima bedeuten. Indien und die USA sprechen sich mit Unterstützung anderer Länder gegen eine strikte Prüfung aus. Und schließlich geht es ums Geld sagt Stefan Krug von Greenpeace.
    "Die Entwicklungsländer warten auf klare Signale der Industriestaaten beim Thema Finanzierung. Es wurden 100 Milliarden zugesagt für 2020, es ist völlig unklar, wie dieses Geld bis dahin mobilisiert werden soll."
    Heute geht das Ministersegment weiter, am Vormittag spricht Bundesumweltministerin Barbara Hendricks vor dem Plenum. Vermutlich wird sie das Klima-Aktionsprogramm vorstellen, mit dem Deutschland die Verringerung des CO2-Ausstoßes um 40 Prozent bis 2020 doch noch schaffen will. Stefan Krug hofft, dass die Verringerung des Kohleeinsatzes dabei eine Rolle spielen wird.
    "Ich schätze, das wäre ein wichtiges Signal hier bei den Verhandlungen, denn Kohle ist das Hauptproblem im Energiebereich."
    Trotz der Differenzen setzen viele Teilnehmer darauf, dass in den nächsten Tagen Lösungen gefunden werden. Ban Ki-moon gehört dazu.
    "Wir kommen hier in Lima zusammen und der Optimismus dominiert. Das Klima ist reif für Veränderungen."