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Klimakonferenz in Lima
Die Karibik im Auge des Klimawandels

Die Inseln der Karibik sind schon jetzt besonders von der Erderwärmung betroffen. So verzeichnen Länder wie St. Lucia oder Dominica deutlich mehr Tropenstürme und Überschwemmungen als früher. Auch mit deutscher Entwicklungshilfe sollen die Inseln besser dafür gerüstet werden.

Von Martin Polansky | 02.12.2014
    Küste der Karibikinsel St. Lucia
    Auch St. Lucia muss immer wieder mit Wetterextremen kämpfen (dpa / picture alliance / Friedel Gierth)
    Der Regen in der Karibik ist ein besonderer. Er kommt plötzlich und sehr heftig. Das war schon immer so. Charles Williams ist der Chef der Kalinagos, der letzte Ureinwohner auf der kleinen Karibikinsel Dominica. Seit Jahren beobachtet er aber Veränderungen:
    "Seit einiger Zeit merken wir den Klimawandel. Mal gibt es sehr starke Trockenperioden und dann sehr heftige Stürme. Die sind schlimmer als früher, viel mehr Wind, viel stärker."
    Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen den Eindruck von Williams. Die Zahl und Heftigkeit der Tropenstürme in der Karibik hat seit den neunziger Jahren zugenommen, die Region gilt schon jetzt als besonders betroffen vom Klimawandel.
    Welche Schäden der verursachen kann, weiß Horst Vogel aus seiner Arbeit. Er ist für die staatliche deutsche Entwicklungsgesellschaft GIZ auf der Insel Saint Lucia. Mitten in den Bergen liegt ein Stausee, das Roseau-Reservoir. Der einzige Wasserspeicher für die 170.000 Einwohner von St. Lucia. Die oft heftigen Regenfälle machen dem Staudamm zu schaffen:
    "Sie sehen jetzt hier drüben den beschädigten Überfluss des Dammes. Da ist die gesamte Betonseitenwand weggebrochen. Das hat dann auch dazu geführt, über die letzten zwei oder drei Jahre, dass praktisch der gesamte Damm unterspült wurde. Jetzt erst vor kurzem wurde für 100.000 Dollar der Damm wieder unterfüttert. Die Schäden kamen durch den Hurrikan Thomas im Jahr 2010."
    Einführung von erneuerbaren Energien ist schwierig
    Auf Saint Lucia sieht man viele Baustellen entlang der engen, kurvenreichen Landstraßen der Vulkaninsel. Immer noch werden hier die Schäden durch den Hurrikan Thomas vor vier Jahren ausgebessert. Saint Lucia ist trotz seiner kleinen Tourismusindustrie arm, der Staat hat kaum Geld für Infrastruktur. Das gilt auch für die Energieerzeugung.
    Am einzigen Kraftwerk der Insel zusammen mit Thomas Scheutzlich, der für die deutsche Beratungsfirma GFA im Auftrag der Bundesregierung den Energiewandel in Saint Lucia unterstützen soll. Das Kraftwerk des Monopolisten Lucelec erzeugt Strom über Diesel. Das ist extrem teuer und auch nicht umweltfreundlich. Obwohl St. Lucia wie die meisten Karibikinsel viel Wind und Sonne hat. Aber bisher gibt es kein einziges Windkraftwerk hier, sagt Scheutzlich:
    "Die Energieversorgungsunternehmen, die daran interessiert sind Windparks zu bauen, haben zum Teil Probleme das Land zu bekommen, weil es in privater Hand ist. Die andere Begründung ist die, dass einfach die gesetzlichen Grundlagen in der Karibik noch nicht existieren, das heißt die Energieversorger hier haben Lizenzen, die über die nächsten Jahrzehnte noch gelten und sie haben keine gesetzlichen Verpflichtung, erneuerbare Energien zu nutzen oder zu fördern.
    Scheutzlich versucht hier deutsche Erfahrungen einzubringen, damit die Regierung die entsprechenden Grundlagen auf den Weg bringen kann. Es brauche Einspeisegesetze, eine Öffnung des Marktes für andere Anbieter und natürlich Investitionen. Scheutzlich sieht zwar einen Willen zum Wandel, es gehe aber sehr langsam voran.
    Auch sein GIZ-Kollege Vogel arbeitet eng mit den örtlichen Behörden zusammen. Saint Lucia soll besser gerüstet werden für den erwarteten Klimawandel. Mehr Wasserspeicher, besserer Schutz vor Erdrutschen, Strom aus Wasserkraft. Internationale Fördertöpfe gebe es durchaus, die würden aber oft nicht angezapft.
    Die Karibik ist zwar im Auge der Tropenstürme und des Klimawandels. Aber Horst Vogel glaubt, dass sich Katastrophe auf der Insel verhindern lässt:
    "Also in unserem Gewerbe ist eines ganz klar: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir arbeiten hier sehr hart daran, dass es eben nicht passiert, sondern dass sich die Situation zum einen am Anfang stabilisiert und zum zweiten mittel- bis langfristig verbessert. Daran glauben wir und daran glauben wir, solange wir diese Arbeit tun."