Freitag, 19. April 2024

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Klimaschutz
"Der CO2-Preis muss kommen"

Deutschland müsse schnellstmöglich die Bepreisung von CO2 umsetzen, so Antje Boetius von der Nationalen Akademie der Wissenschaften im Dlf. Dabei sei eine soziale Balance entscheidend – damit nicht die Ärmeren den größten Anteil der Energiesteuer bezahlen müssten.

Antje Boetius im Gespräch mit Monika Seynche | 23.07.2019
Windraeder im Nebel bei untergehender Sonne
Eine CO2-Steuer sei überfällig, so Antje Boetius, Wissenschaftliche Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts. "Schließlich müssen wir Strafzahlungen an die EU leisten, wenn wir Klimaziele verfehlen." (imago stock&people / Florian Gärtner)
Umweltschädliche Dinge müssen teurer werden, klimafördernde billiger – der Ansicht ist Antje Boetius, wissenschaftliche Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts. Sämtliche Gutachten zum Thema CO2-Bepreisung kämen zu diesem Schluss, so Boetius. "Dann kommt man schnell sehr weit."
Es sei wichtig, gerade beim Verkehr anzusetzen, so Boetius, da dieser in Deutschland für 20 Prozent CO2-Emissionen verantwortlich sei – "Tendenz steigend". Aber in dem Bereich habe man eben noch nichts geschafft.
Investitionen für eine andere öffentliche Infrastruktur
Um dem Klimaschutz effektiv zu begegnen, brauche man eine andere Infrastruktur. "Es muss Spaß machen, es muss einfach sein, die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen, so, wie es in vielen Ländern ja schon der Fall ist", so Boetius. "Das kann nicht durch Verbote einzelner Fahrzonen in Städten gelingen."
Auch die Nationalakademie Leopoldina habe bereits moniert, dass es nicht ausreiche, kleinteilige Verbote auszusprechen. "Man muss jetzt große Investitionen für eine andere öffentliche Infrastruktur auf den Weg bringen."
Boetius: Klimaschutz rechnet sich
Eine CO2-Bepreisung müsse unbedingt sozial ausgewogen sein. "Es kann ja nicht sein, dass die Ärmeren, die mit einem niedrigen Einkommen, den größten Anteil der Energiesteuer bezahlen – relativ zu ihrem Gehalt." Das sei aber zurzeit der Fall.
Als Naturforscherin sehe sie die Schäden so schnell und so groß kommen, dass man sich jetzt beeilen müsse. Natürlich entstünden dadurch Kosten. Aber: "Die Schäden zu bezahlen ist so viel teurer, als jetzt Klimaschutz zu betreiben."
Antje Boetius steht vor einem Hafen-Gelände
AWI-Direktorin Antje Boetius fordert den CO2-Preis (Alfred-Wegener-Institut / Kerstin Rolfes)
Die Leopoldina, die Nationale Akademie der Wissenschaften, hatte in einer Erklärung sozialverträgliche und innovationsfördernde Sofortmaßnahmen zum Klimaschutz gefordert. An der Erklärung hatten Wissenschaftler unterschiedlichster Fachrichtungen mitgearbeitet. Boetius sagte, sie sei zuversichtlich, dass die Empfehlungen der Leopoldina von dem Klimakabinett der Bundesregierungs aufgegriffen werden würden.