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Klimaschutz und Bodensanierung

Das massive Abholzen der Regenwälder in den vergangenen Jahrzehnten hat gezeigt, dass Bäume im Klimagefüge der Erde eine enorm wichtige Rolle spielen. Verändert man das Erbmaterial von Bäumen, kann man sie dazu bringen, noch viel besser Kohlendioxid zu speichern. Wie weit Versuche inzwischen mit gentechnisch manipulierten Bäumen gediehen sind, darüber informiert der Naturschutzbund Nabu.

Von Verena Kemna | 07.12.2010
    Es geht darum, die vermeintlichen Vorteile und vor allem die möglichen Folgen von gentechnisch veränderten Bäumen zu thematisieren. Agrogentechnik für Gehölze birgt nach Ansicht des Nabu vor allem Risiken. Dabei steht Deutschland nicht im Fokus. Hier hat es bisher vier Freisetzungen gegeben. So wird am Institut für Obstzüchtung in Dresden an Apfelbäumen geforscht. Weltweit gibt es Forschungsprojekte und Freisetzungsversuche vor allem mit Pappeln, Kiefern und Eukalyptusbäumen. Sie sollen widerstandsfähig gegen Kälte sein, resistent gegen Insekten, sie können dem Boden Schwermetalle und andere Schadstoffe entziehen. Kommerziell angebaut werden die sogenannten transgenen Bäume in den USA und vor allem in China. Der Anbau von etwa einer Million gentechnisch veränderter Schwarzpappeln zeigt, dass sich die Folgen kaum kontrollieren lassen. Die in riesigen Monokulturen vor Peking angepflanzten Bäume sind resistent gegen Schädlinge, erklärt Christoph Then vom Testbiotech Institut. Er hat dazu eine Studie erstellt.

    "Das heißt die sind in den Plantagen mit angebaut worden. Von vielen ist der Standort nicht bekannt. Zu diesen 1,4 Millionen Pappeln, die angebaut worden sind, ist auch experimenteller Anbau erfolgt, wo man die genauen Standorte offensichtlich nicht mehr weiß. Wir sehen, dass die Pappeln jetzt 15 Jahre alt sind. Sie produzieren auf jeden Fall Samen, vielleicht produzieren sie auch Pollen, das ist nicht ganz klar."

    Sicher ist, dass sich die transgenen Schwarzpappeln in den vergangenen Jahren vermehrt und mit herkömmlichen Gehölzen gekreuzt haben. Wechselwirkungen mit der Umwelt seien nicht kalkulierbar, meint Christoph Then. Bis 2012 soll in China eine Fläche von 17 Millionen Hektar unter anderem mit insektenresistenten transgenen Bäumen aufgeforstet werden.

    "Bislang weiß auch keiner, wie sich diese Bäume über 60 Jahre verhalten, ob sie wirklich genetisch stabil sind. Ob nicht im Laufe ihres Lebens Eigenschaften auftreten, die man gar nicht vorhergesehen hat, weil die ja älter werden als zum Beispiel gentechnisch veränderter Mais. Das sind alles ökologische Risiken, die kann man abschätzen. Man kann aber nicht sagen, wie groß das Potenzial wirklich ist. Aus Vorsorgegründen darf man solche Pappeln vielleicht mal im Labor ausprobieren, man kann sie vielleicht auch irgendwo mal auf dem Acker haben, aber man darf sie nicht in diesem Maßstab kommerziell in die Umwelt bringen."

    In den USA haben Forscher außerdem Pappeln mit einem geringeren Holzanteil entwickelt. Derartige leicht zu verarbeitende Hölzer sollen vor allem der Papierindustrie Vorteile bieten. Doch sowohl der Dachverband der Europäischen Papierindustrie als auch der Verband Deutscher Papierfabriken lehnen, so heißt es, gentechnisch veränderte Organismen für die Zellstoffindustrie ab. Eine andere mögliche Verwendung ist Biomasse. Derzeit werde an sterilen Pappeln geforscht, erklärt Steffi Ober vom Naturschutzbund Deutschland.

    "Und dann kann ich jede gentechnische Eigenschaft, die ich haben möchte, einkreuzen und sagen, wenn sich die Pappel nicht mehr vegetativ vermehren kann, geht ja auch kein Risiko von ihr aus. Also in Deutschland sagt man, man braucht erst eine stabile genetische Sterilität, und dann kann ich jede Eigenschaft, die ich haben möchte, zum Beispiel Lignin reduziert oder als BT-Baum in die Pappel einzüchten, kann sie in die Umtriebsplantage bringen, und dann habe ich eben einen sehr stabilen Biomasseträger."

    Sterile Bäume, die keine Samen produzieren und somit keine unerwünschten Eigenschaften vererben, seien keine Lösung. Stillgelegte Gene können bei langlebigen Bäumen wieder aktiv werden. Außerdem pflanzen sich Gehölze auch durch ihr Wurzelsystem fort. Doch das Interesse der Industrie besonders an gentechnisch veränderten Pappeln sei groß, meint Steffi Ober.

    "Das Pappelgenom ist seit 2004 vollständig entschlüsselt. So dass man sich erhofft, dass man in der Pappel sehr viel verändern kann, weil man das Genom relativ gut kennt."