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Klimawandel in Alaska
Im Land der kollabierenden Gletscher

Gletscher tauen ab, Fischbestände gehen zurück, Bären werden aggressiver: In Alaskas Arktis sind die Folgen des Klimawandels besonders offensichtlich. Und die langfristigen Auswirkungen sind kaum absehbar.

Von Thilo Kößler | 02.11.2017
    Gletscher in Alaska: Ein Eisbrocken bricht ab und stürzt krachend in den Ozean.
    Gletscher in Alaska: Ein Eisbrocken bricht ab und stürzt krachend in den Ozean. (imago/Anka Agency International)
    Der Kapitän der "Alaskan Explorer" hat nach vier Stunden Fahrt durch den Nordwest-Fjord sein Ziel erreicht: Er ist ganz dicht an die Eismassen herangefahren, die sich am Ende dieses Fjordes in einem Oval einer zerklüfteten, schroffen Eislandschaft in die Tiefe stürzen. Der Kapitän hat das Heck in Richtung dieser spektakulären Naturbühne gedreht, damit alle sehen können, was sich hier abspielt.
    Immer wieder werden die Eismassen wie von einem Blitzschlag getroffen – tief im Inneren der Gletscher hebt ein dunkles Grollen an. Als würden Zacken eines riesigen, blaugrün schimmernden Diamanten weggesprengt, lösen sich spitzkantige Schollen aus dem faltigen Gebirge und stürzen tosend ins Wasser.
    Man hört es fauchen, krachen und bersten
    Erst langsam kommt zum Bewusstsein, dass sich diese kolossale Arena aus Gletschern, Eis und Wasser in permanenter Bewegung befindet: In der gleißenden Mittagssonne dieses wolkenlosen Spätsommertages schmelzen die Eismassen unaufhörlich dahin – in den Katakomben der Gletscher hört man es fauchen, krachen und bersten.
    Ist das nur Wetter? Oder Klimawandel? Ist es ein natürliches Schauspiel, wenn sich die Eismassen der vielen Gletscher des Harding-Eisfeldes mittags unaufhörlich in Richtung Nordwest-Fjord schieben? Oder ist das große Schmelzen ein untrüglicher Beweis für die fortschreitende Erderwärmung?
    Wissenschaftler sagen, die Arktis Alaskas erwärme sich dreimal so schnell wie der Rest der Erde. Das wird auch auf der Klimakonferenz dieser Tage in Bonn wieder Thema sein: An den Polen, sagen die Experten, schlägt sich der Klimawandel besonders schnell und folgenreich nieder.

    Eine Britin findet die Erosion der Gletscher ein aufregendes Schauspiel – toll, diese Geräuschkulisse, wenn das Eis ins Meer kracht und das Schiff in sicherer Entfernung auf den Stoßwellen taumelt. Aber ob das wirklich Klimawandel sei? Da sei sie doch sehr skeptisch.
    "Ich weiß es nicht. Einige Leute hier auf dem Schiff haben gesagt: Das war schon immer so. Schon vor dem angeblichen Klimawandel. Es wird halt im Sommer wärmer und dann friert es wieder. Also, ich habe da meine Zweifel – aber ganz sicher weiß ich es natürlich nicht."
    Kapitän Mike Boyce auf der "Alaskan Explorer"
    Kapitän Mike Boyce auf der "Alaskan Explorer" (Deutschlandradio / Thomas Spang)
    Mike sitzt im Ruderhaus der "Alaskan Explorer". Vor sich Steuerrad und Instrumente, links das Funkgerät. Mike Boyce ist 45 Jahre alt. Er kneift die Augen zusammen. Die Sonne blendet ihn. Mike hat den Teint von Leuten, die immer auf dem Wasser sind. Er ist der Kapitän des Schiffes. Und er kennt natürlich diese endlosen Debatten über Sein oder Nicht-Sein des Klimawandels. Es gebe Passagiere, die sich richtig in die Wolle kriegen. Andere seien geradezu verwirrt, wenn sie zum ersten Mal einen Eindruck davon bekommen, was dort im Eis passiert.
    Mike spricht das weiche Amerikanisch der New Yorker. Er stammt aus New Jersey, und hatte irgendwann einmal nur noch den Wunsch, sein Leben in der Natur zu verbringen. Seither stellt er fest, dass buchstäblich alles in Bewegung ist. Für ihn, der fast jeden Tag durch diese unfassbar schöne Welt aus Eis, Wasser und Sonne gleitet, steht unbestreitbar fest: Der Wandel ist dramatisch. Jeden Tag sähen die Gletscher anders aus. Zum letzten Mal sei er vor vier Tagen hier gewesen, und wieder seien die Eisfelder kleiner geworden.
    Mike hat die "Alaskan Explorer" behutsam vorbeigelenkt an Eisschollen, auf denen sich Robbenfamilien sonnen.
    Auf karstigen Felsen am Ufer tummeln sich Hunderte von Walrossen – vor ein paar Jahren sei hier noch Eis gewesen, sagt Mike. An der Basis der Gletscher käme immer häufiger nackter Fels zum Vorschein
    Mike bringt das Schiff in einer Bucht zum Stehen, unmittelbar vor einem beeindruckenden Wasserfall, der sich aus großer Höhe in den Fjord stürzt.
    Schmelzwasser von den Gletschern, sagt Mike. So viel und mit solcher Wucht, dass sich immer neue Wasserfälle bilden, die dann für gefährliche Strömungen im Fjord sorgen.
    Ein Eisfeld von 2800 Quadratkilometern
    Was Mike aus seinem Ruderhaus sieht, ist nur das vorläufige und lokale Ende der Gletscherschmelze. Der Beginn liegt oben auf den Bergen. Auf dem gigantischen Harding-Eisfeld, das vor 20.000 Jahren entstand und von dem 40 Gletscher abgehen. 2800 Quadratkilometer ist es groß. Die Gletscher dort sind ein- bis zweitausend Meter tief. Um eine Vorstellung von den wirklichen Ausmaßen dieser unberührten Welt aus Eis und Schnee zu bekommen, machten sich 1968 Wissenschaftler zu Fuß auf den Weg.
    Sie durchquerten von Homer aus erstmals das Harding-Eisfeld und brauchten dafür acht Tage. Am Ende kamen sie bei Seward an einem Gletscher heraus, den sie Exit-Glacier tauften. Ausgangsgletscher. Seine gewaltige Zunge leckt sich das Eis am Tal wund.
    Alex hat sich in einem Geröllfeld am Rand des Exit-Gletschers die Steigeisen angezogen und den Steinschlag-Helm aufgesetzt. Alex Bogner ist 21 Jahre alt. Groß, schlank. Verspiegelte Brille. Er ist Bergführer, Gletschergeher, Eiskletterer. Sein Studium des Bergmanagements hat er bald abgeschlossen.

    Routiniert kontrolliert er, ob bei allen die Klettergurte richtig sitzen. Der Helm. Die Steigeisen. Der Rucksack. Es ist sehr windig heute, sagt Alex. Handschuhe, Mützen – alles kann im Handumdrehen wegfliegen. Vergesst nicht: Wenn ihr auf dem Eis etwas verliert, ist es für immer verloren. Es ist zu gefährlich, eine Kamera oder ein Mikrophon wieder einsammeln zu wollen. Verstanden?
    Aber wenn denn ein Missgeschick passiere: Ganz ruhig bleiben. Er kümmere sich darum. Und dann sehe man weiter.
    Mit einem großen Seitwärtsschritt schwingt sich Alex vom Geröllfeld auf das Gletschereis. Er steigt 50, 100 Meter vor, zeigt, wie es geht und mahnt: Mit den Steigeisen kann man nur kleine Schritte machen. Beim Steigen die Beine nach außen schwingen, sonst verhaken sich die Zacken in den Gamaschen.
    Bizarre Schönheit: Schmelzwasser in Gletscherspalte
    Bizarre Schönheit: Schmelzwasser in Gletscherspalte (Deutschlandradio / Thomas Spang)
    Langsam, aber stetig steigt Alex nach oben. Der Wind fegt über das Eisfeld.
    Alex schlägt Stufen. Immer wieder neue. Denn die Alten seien weggetaut, sagt er. Oft binnen eines Tages. Das sei Teil des Problems: Es sei gefährlicher geworden auf den Gletschern. Alles ist nass. Schmelzwasser fließt in Bächen den Berg hinunter. Haltet Abstand von den Spalten, mahnt Alex. Und von den so genannten Gletschermühlen, die aussehen wie leuchtend blaue Eisbecken, in denen das Schmelzwasser 1200 Meter in die Tiefe schießt.
    Alex will zu der Gletscherkante auf der anderen Seite steigen, um zu zeigen, wie schnell auch der Exit-Gletscher immer kleiner wird. In den letzten 60 Jahren ist es in Alaska durchschnittlich um fünf Grad wärmer geworden. Alle Gletscher hier, die bis 1500 Meter unter den Meeresspiegel reichen, tauen mehr und mehr ab.
    Weidenröschen im Gletschergebiet: eine Pflanze als Katastrophenindikator
    Weidenröschen im Gletschergebiet: eine Pflanze als Katastrophenindikator (Deutschlandradio / Thomas Spang)
    Nach zwei Stunden ist die andere Seite der Gletscherzunge erreicht. Wo sich ein riesiges Geröllfeld breit macht, sei vor zehn Jahren noch Eis gewesen, sagt Alex und zeigt auf eine unscheinbare Pflanze, deren violette Blüten sich wie ein kecker Farbklecks von dem unwirtlichen Hintergrund der schmelzenden Eisfläche abheben. Das Weidenröschen, sagt Alex, sei so etwas wie ein Katastrophen-Indikator. Wo immer eine Naturkatastrophe stattfand, ein Feuer, ein Erdbeben oder eben: der Rückzug eines Gletschers unter den dramatischen Bedingungen des Klimawandels – das Weidenröschen erobere sich als erstes den Naturraum zurück.
    Alex hat auf dem Weg nach unten ein Foto aus dem Rucksack gezogen – es zeigt den Exit-Gletscher im Jahr 1992. Anstelle der riesigen Eisfläche im Tal ist nun ein breites Steinband zu sehen, das von frischem Grün überwuchert wird. Man muss blind sein, um die Realität des Klimawandels zu negieren, sagt Alex. Das hier sollten sich die Politiker einmal ansehen! Als er hörte, dass Donald Trump den Klimawandel nicht nur in Abrede stellte, sondern auch noch damit drohte, aus dem Klimavertrag von Paris auszusteigen, habe sich ihm der Magen herumgedreht. Klimawandel sei keine Frage der Parteizugehörigkeit, sondern ein Faktum, mit dem man sich auseinandersetzen müsse.

    Das haben auch die Ranger in den Nationalparks längst verstanden. Der Kenai National Park zum Beispiel, der zu Füßen des Exit-Glaciers liegt, versteht sich nicht mehr als staatliche Touristenattraktion, sondern als offizielles Dokumentations- und Informationszentrum.
    Laura Vaydenova ist 24 Jahre alt und arbeitet seit sieben Jahren als Ranger in dem Nationalpark. Damit ist sie Bundesbeamtin und trägt die grüne Uniform mit dem Hut und seiner weit ausladenden Krempe mit sichtlichem Stolz. Laura erzählt, sie selbst habe vom ersten Tag an den Rückzug des Exit-Gletschers verfolgt und sie könne noch genau sagen, bis wohin die Gletscherzunge reichte, als sie hier als Ranger begann.
    Kenai National Park: Ranger Laura Vaydenova zeigt den Rückzug des Exit-Gletscher binnen sieben Jahren.
    Kenai National Park: Ranger Laura Vaydenova zeigt den Rückzug des Exit-Gletscher binnen sieben Jahren. (Deutschlandradio / Thilo Kößler)
    Dreieinhalb Kilometer hat sich der Exit Glacier zurückgezogen
    In den vergangenen 15 Jahren hat sich der Exit Glacier um dreieinhalb Kilometer zurückgezogen. Die Leitung des Kenai-Naturparks hat auf dem Hauptweg Schilder mit Jahreszahlen aufgestellt – sie markieren, bis wohin der Gletscher jeweils reichte. Der Weg wird auf diese Weise zu einem Dokument des Klimawandels. Laura sagt, in den letzten 5 Jahren sei der Gletscher jeweils um 44 Meter weggeschmolzen – letztes Jahr seien es 78 Meter gewesen. So viel, wie noch niemals zuvor.
    Was aber hat das alles zu bedeuten? Was heißt es, wenn die Temperaturen steigen, die Gletscher schmelzen und das gesamte Ökosystem in hellem Aufruhr ist? Was heißt das für die Natur und den Menschen? Was heißt es für Flora und Fauna? Welche Folgen werden alle unmittelbar zu spüren bekommen?
    Seit Anfang der 1990er-Jahre beobachtet Rick Brown das Geschehen in Alaska – zunächst als Anbieter von Expeditions- und Outdoor-Touren, dann immer mehr als warnende Stimme in der Öffentlichkeit. Rick Brown gilt mit seinen 64 Jahren als der erfahrenste Führer in der Wildnis Alaskas. Ich bin zwar kein Wissenschaftler, sagt der Mann mit dem mächtigen Schnurrbart, aus dem er sich den Bierschaum saugt. Aber sie kämen immer wieder gerne auf seine Beobachtungen zurück. Und die sind alarmierend.
    Er beobachte ein wahres Massensterben der Gletscher, sagt Rick Brown. Einen kollektiven Kollaps, von dem niemand wisse, welche Ausmaße er noch annehmen werde. Niemand wisse, wie sich dieser Zusammenbruch gestalte – ob allmählich und damit absehbar, planbar. Oder doch in Form einer berstenden und krachenden Katastrophe. Das hält Rick Brown nach seinen jüngsten Erfahrungen für wahrscheinlicher.
    Die Grizzlies werden immer aggressiver
    Rick Brown beobachtet nicht nur die Gletscher. Er verfolgt auch das Verhalten der Tiere. Besonderen Respekt hat er vor den Braunbären, den Grizzlies, die immer aggressiver werden, wie er sagt: Sie sind für ihn der Indikator einer dramatischen Verhaltensstörung, für die Brown nur einen Grund finden kann: den Klimawandel.
    Die Bären überwintern normalerweise, sagt Brown. Aber wegen der gestiegenen Temperaturen kommen sie immer früher aus ihrem Winterlager.
    Aber die Beeren und Pflanzen, von denen sie sich ernähren, sind so früh im Jahr noch nicht so weit. Und so haben die Tiere Hunger. Und das macht sie aggressiv.
    So kommt nicht nur der Rhythmus der Tiere durcheinander. Sondern auch ihr Verhalten.
    Man könne jedes Ereignis für sich nehmen und zum Einzelfall erklären. Man könne abwiegeln und verharmlosen und behaupten, das alles habe es stets gegeben – seien es schmelzende Gletscher oder aggressive Bären. Aber am Ende komme man um die Erkenntnis nicht herum, dass alles miteinander zusammenhängt.
    Bei seinem Präsidenten hat Rick Brown allerdings so seine Zweifel: Man sollte ihm einmal eine Einladung schicken und ihm am Beispiel Alaskas das Problem des Klimawandels erklären – so wie seinem Vorgänger Barack Obama, der 2015 hier war und sich nach seinem Besuch darin bestätigt sah, dass dem Phänomen der Erderwärmung nur auf internationaler Ebene beizukommen ist. Weshalb er das Pariser Klimaabkommen trotz heftiger Widerstände der republikanischen Partei unterzeichnete. Käme Donald Trump wirklich einmal vorbei – er würde vermutlich gar nicht wahrnehmen, was wir sehen, ist Rick Brown überzeugt. Trumps Sicht auf den Planeten sei doch sehr eigen. Und eher von Ideologie geprägt als von Fakten.
    Die neue Administration unter Donald Trump hat sich noch nicht einmal danach erkundigt, was Alaskas Wissenschaftler zum Thema Klimawandel, Erderwärmung und deren Folgen zu sagen haben. Dabei gibt es in Fairbanks und Anchorage Universitäten und Institute, die den bedrängten Ökosystemen ganze Forschungsschwerpunkte gewidmet haben.
    "Es wird mehr Brände geben"
    Carol Jantzen etwa ist Ozeanographin am Alaska Ocean Observing System in Anchorage. Sie gibt zu, immer noch mehr Fragen als Antworten auf die Erkenntnis zu haben, dass die Erdoberfläche zwischen 1994 und 2014 75 Gigatonnen Eis verloren hat – eine Gigatonne ist eine Milliarde Kubiktonnen. Was bedeutet das für die Weltmeere? Für die Küsten und Ufergebiete? Für die Zusammensetzung des Wassers? Für Wasserdichte, Zirkulation, Verhalten der Gezeiten? Carol Jantzen, die Wissenschaftlerin, die auf internationalen Konferenzen mehr gefragt ist als in ihrer eigenen Hauptstadt Washington DC, versucht alles zusammenzudenken – das gesamte Ökosystem dürfte weltweit betroffen sein, sagt sie.
    Gletscherschmelze in Alaska
    Gletscherschmelze in Alaska (Deutschlandradio / Thilo Kößler)
    Aber auch Carol Jantzen sagt: Alles hängt miteinander zusammen. Abnehmende Fischbestände und zunehmendes Vogelsterben. Der Migrationsdruck der Menschen und das Wanderungsverhalten der Tiere. Das Ansteigen der Meeresspiegel und das Austrocknen der Permafrostböden. Der damit verbundene erhöhte Methangas-Ausstoß mit absehbar beschleunigter Erderwärmung. Der Klimawandel und seine Folgen – ein einziges Katastrophenszenario?
    "Wie schnell das alles gehen wird, weiß ich noch nicht. Die ersten Veränderungen werden sicherlich in Küstennähe auftreten und in der Tundra, also auf dem Festland. Es wird wärmer und trockener – es wird mehr Brände geben. Das ist eigentlich das Bedrohlichste. Dann wird es immer weniger Schneefall geben – es wird sich mehr in Richtung Regen bewegen. Damit verändert sich die gesamte hydrologische Struktur."
    Mike Boyce, der Kapitän der "Alaskan Explorer", hat das blütenweiße Schiff durch den tiefblauen Nordwest-Fjord navigiert. An dessen Ausgang tummelt sich eine ganze Schule von Buckelwalen. Dann meldet ihm der Kapitän eines anderen Schiffes einen Orca, einen Großen Schwertwal. Irgendwo, an der Landzunge vor der Mündung der Alec Bay, muss er sich aufhalten.
    Mike will die Suche schon abbrechen. Da zeigt sich backbord erst ein gewaltiges Gebläse auf der Wasseroberfläche.
    Und dann die breite Finne eines ausgewachsenen Orca-Männchens. Für einen Moment scheint es still zu stehen.
    Wie ein Scherenschnitt zeichnet sich die Rückenflosse vor der sonnenüberfluteten Wasseroberfläche ab. Dann gleitet der Wal in die Tiefe. Mike greift zum Bordmikrofon: Er schwimmt nach Süden, meldet er. Es sei wirklich ungewöhnlich, dass ein Orca-Männchen hier ganz alleine unterwegs ist.
    Mike ist zufrieden – nach neun Stunden auf dem Wasser sagt er: Wow - was für ein unglaublich schöner Tag.
    Wasser. Sonne. Wale. Gletscher. Ich genieße jede Minute hier draußen, sagt Mike. Er brauche diese endlosen Diskussionen über den Klimawandel nicht. Er habe sie satt. Ich erzähle den Leuten, was sie hier in dieser Wildnis und Einsamkeit alles sehen können, sagt er. Hinschauen und verstehen müssen sie schon selbst. Soll doch jeder seine eigenen Schlüsse daraus ziehen.