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Klonfleischverbot
Offene Türen eingerannt

Das von der EU-Kommission geplante Verbot des Klonens von Tieren zur Lebensmittelerzeugung wird vom Deutschen Bauernverband begrüßt. "Wir halten das im Grundsatz für den richtigen Schritt", sagte der Generalsekretär des Bauernverbands, Bernhard Krüsken, im DLF-Interview.

Bernhard Krüsken im Gespräch mit Stefan Römermann | 19.12.2013
    Das Klonschaf Dolly steht im Schottischen National Museum.
    Die Debatte über das Klonen von Tieren hält weiter an. Auch mehr als ein Jahrzehnt nach dem Tod von Klonschaf Dolly, das inzwischen im Schottischen Nationalmuseum steht. (dpa/picture alliance / Daniel Kalker)
    Stefan Römermann: Das Klonschaf Dolly ist seit gut zehn Jahren tot, doch die Idee vom Klonen von Nutztieren ist seither nicht mehr aus der Welt zu bekommen. Die EU-Kommission hat jetzt einen Gesetzentwurf vorgelegt, um das Klonen zur Lebensmittelerzeugung europaweit zu verbieten. Kritik gab es allerdings, weil keine Kennzeichnungspflicht für Fleisch vorgesehen ist, das von den Nachkommen geklonter Tiere stammt.
    Vor der Sendung habe ich Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, gefragt, inwieweit das Klonen von Tieren in der Landwirtschaft bisher überhaupt eine Rolle spielt.
    Bernhard Krüsken: Es mag sein, dass man das Klonen für medizinische Zwecke oder für die Erhaltung seltener Arten benötigt. Jedenfalls für die Landwirtschaft, für die landwirtschaftliche Lebensmittelerzeugung und die Tierhaltung spielt es für uns in Europa keine Rolle.
    Römermann: Nun sagen Sie jetzt ausdrücklich in Europa. Inwiefern spielt es in den USA oder in anderen Ländern bisher eine Rolle? Ist das was, was tatsächlich schon getan wird, oder ist das alles noch Science-Fiction?
    Krüsken: Nach unseren Informationen findet das in relativ geringem Umfang statt, aber die Technologie ist sehr aufwendig und sehr teuer und deshalb wohl auch nicht flächendeckend verbreitet. Wir gehen davon aus, dass das auch, wie gesagt, für die normale Lebensmittelerzeugung eine Randerscheinung ist.
    Römermann: Verboten werden soll ja auch ohnehin nur der Verkauf von direkt geklonten Tieren, aber das ist ja ohnehin sehr teuer. Wäre es denn langfristig denkbar, dass der Verkauf von Nachkommen von geklonten Tieren eine größere Bedeutung erlangt, wenn man gerade besonders hochgezüchtete Bullen oder Ähnliches hat?
    Krüsken: Wenn man davon ausgeht, dass das in größerem Umfang stattfindet, dann müsste man sich dadurch sicherlich Gedanken machen. Wir finden diese Diskussion ein bisschen weltfremd, weil, es spielt für diejenigen Dinge, die wir hier in Europa im Regal und in den Produkten haben, eine sehr geringe Rolle und insofern rennt das Klonverbot ein bisschen offene Türen ein
    Über die Kennzeichnung muss man sich keine Gedanken machen
    Römermann: Halten Sie das dann für Symbolpolitik, oder wie beurteilen Sie insgesamt diese Vorschläge von der EU-Kommission? Könnte man sich das alles auch sparen?
    Krüsken: Wir halten das im Grundsatz für den richtigen Schritt. Wir finden die Diskussion um die Kennzeichnung ein bisschen schwierig, weil es gibt im Grunde keine richtige überzeugende Technologie, mit der man dann so einen Nachweis führen könnte, und das ist der Punkt. Insofern ist Logik darin zu sagen, wir wollen die Klontechnologie in dem Bereich der Lebensmittelerzeugung grundsätzlich infrage stellen oder verbieten, sodass man sich dann anschließend über die Kennzeichnung keine Gedanken mehr machen muss.
    Römermann: Dann lassen Sie uns trotzdem noch mal kurz in die Zukunft blicken. Ich meine, das Klonschaf Dolly ist jetzt zehn Jahre tot. Das ganze ist ja noch eine vergleichsweise junge Technologie. Denken Sie, dass das in Zukunft vielleicht doch eine größere Rolle spielen wird, wenn wir, ich sage mal, 20, 30 Jahre in die Zukunft schauen?
    Krüsken: Wenn man die bisherige Entwicklung in dem Funktionieren dieser Technologie anschaut und in den Kosten dieser Technologie, dann ist das nicht sehr ermutigend, was dann Fortschritte in 20 oder 30 Jahren angeht. Aber jetzt mal abseits der Lebensmittelproduktion hat möglicherweise Klonen seinen Platz, ich habe es gerade schon gesagt, in medizinischen Anwendungen und in der Erhaltung seltener Tierarten, vielleicht auch seltener Nutztierrassen. Wenn man mal so weit kommt, dann müsste man neu nachdenken und dann muss man sicherlich auch einen praktikablen Weg finden, um das kennzeichnungstechnisch zu machen. Aber noch mal: In den nächsten 20 oder 30 Jahren sehe ich es eigentlich nicht.
    Römermann: Das war Bernhard Krüsken vom Deutschen Bauernverband. Das Gespräch haben wir vor der Sendung aufgezeichnet.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.