Dresdner Philharmonie mit Mozart und Schönberg

Zweimal Wiener Schule

Der Komponist lehnt sich an eine Hauswand.
Arnold Schönberg sprengte die tonalen Grenzen, innerhalb derer sich Wolfgang Amadeus Mozart zuvor austobte. © imago images / United Archives
Moderation: Stefan Lang · 22.04.2021
Die Musikmetropole Wien beruft sich auf zwei große Schulen. Beide stellt der Dirigent Marek Janowski an einem Konzertabend einander gegenüber: Mozarts Bläser-Meisterwerk "Gran Partita" trifft auf Schönbergs Melodram "Pierrot lunaire".
Gegensatz ist das Programm des Abends, so der Dirigent Marek Janowski. Dabei handelt es sich um ein Gipfeltreffen der beiden Wiener Klassikschulen: Mozarts "Gran Partita" für Bläser trifft auf Arnold Schönbergs "Pierrot lunaire".
Der Dirigent schaut einen Musiker an und gibt ihm seinen Einsatz.
Marek Janowski ist seit August 2019 Chefdirigent der Dresdner Philharmonie.© Dresdner Philharmonie / Oliver Killig
Das eine gilt als ein Meisterwerk des Mozartschen Gesamtschaffens, als ausgewogen und unterhaltend auf höchstem Niveau. Das andere, sagt Janowski, sei ein "ungeheuer konstruiertes, äußert expressives Werk" von Schönberg, das 21 Gedichte behandelt. Der Dirigent stellt die Verschiedenheit der musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten der beiden Schulen hart gegenüber.

Schönbergs Werk spaltete das Publikum

Die aus Wien stammende Schauspielerin Albertine Zehme, Gemahlin eines Leipziger Anwalts, bestellte im Januar 1912 bei Schönberg einen Zyklus von Melodramen. Sie hatte als Darstellerin großer Frauenrollen von Shakespeare bis Ibsen viele Erfolge gefeiert und inzwischen Gesangsunterricht bei Cosima Wagner genommen. Mit ihr hatte sie große Wagner-Partien einstudiert. Seit dieser Zeit engagierte sie sich besonders für die Verbindung von gesprochenem Wort und Musik in Form des sogenannten "Melodrams". Schönberg nahm den Auftrag an.
Nach sorgfältigem Einstudieren wurde die Uraufführung 1912 angesetzt. Das Werk widmete Schönberg der Auftraggeberin mit herzlichen Zeilen. Das Publikum reagierte geteilt auf das atonale Werk: Von kompletter Ablehnung bis hin zum frenetischen Beifall war alles dabei.

Mozart komponierte für einen Freund

Mozart war im Serenadenschreiben geübt. Schon in Salzburg komponierte er für diverse, meist unterhaltende Veranstaltungen diese mehrsätzigen Bläsermusiken. Als sein Freund und Klarinettenvirtuose Anton Stadler 1781 in Wien eine Akademie, also ein großes Konzert, veranstaltete, komponierte ihm Mozart diese Partita im Serenadenstil.
Und überall ging er einen Schritt weiter: in der technischen Anforderung, in der Länge, in der Vielfalt der musikalischen Ausdrucksweise. Eine Gran Partita also.
Aufzeichnung vom 19. April 2021 im Kulturpalast Dresden
Arnold Schönberg
Pierrot lunaire op. 21
Dreimal sieben Gedichte aus Albert Girauds "Pierrot lunaire"
Wolfgang Amadeus Mozart
"Gran Partita", Serenade B-Dur für zwölf Bläser und Kontrabass KV 361

Christel Loetzsch, Sopran
Dresdner Philharmonie
Leitung: Marek Janowski

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