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Kohle, Kernkraft, Kurzschluss

Auf Strom und Wärme möchte niemand verzichten, doch soll ein Kraftwerk neu errichtet werden, formiert sich rasch energischer Protest. Andererseits bestimmen so viele unbekannte Variabeln die Kalkulationen, dass Investoren sich bedeckt halten. Die Zukunft von Deutschlands Energieversorgung steht auf dem Spiel.

Von Theo Geers | 12.06.2008
    "...uns aber interessieren der Fluss, der Wald, das Feld, und unsere Gesundheit kauft uns keiner ab für Geld! Auf welcher Seite stehst Du hey, hier wird ein Platz besetzt, hier schützen wir uns vor dem Dreck nicht morgen, sondern jetzt!"

    "Also dieses Megakraftwerk mit dieser Dinosauriertechnik brauchen wir im Saartal nicht."

    "So ein Riesenteil, das wirklich die Leute verseucht und die Gegend. Das Ganze dient nur dazu, RWE reich zu machen. Also ich bin auf jeden Fall dagegen."

    "Also ein Doppelblock mit 1600 Megawatt ist ein Anachronismus. Das kann man sich nicht mehr leisten, wenn man weiß, dass mehr als die Hälfte der Primärenergie weggeworfen wird, die man nicht nutzen kann, und dass auch Wirkungsgrade von 46 Prozent, was zugegebenermaßen besser ist als das, was wir haben, nicht ausreichen."

    "Ein modernes Gaskraftwerk ist ungefähr ein Faktor 3 weniger klimaschädlich als ein Kraftwerk vom Typ Moorburg. Das Problem an Moorburg ist schlicht, es ist so groß, es ist sozusagen ein Elefant in der städtischen Energiestruktur, es ist schlichtweg zu groß."

    "Der Ausstoß von CO2 würde um 40 Prozent zunehmen, das ist ungefähr die Größenordnung des gesamten Straßenverkehrs in der Metropolregion, das zeigt schon, dass hier ein gigantischer Klimakiller in Hamburg-Moorburg gebaut werden soll."

    "...uns aber interessieren der Fluss, der Wald, das Feld und unsere Gesundheit kauft uns keiner ab für Geld! Auf welcher Seite stehst Du hey, hier wird ein Platz besetzt, hier schützen wir uns vor dem Dreck nicht morgen, sondern jetzt!"

    Noch ist es nicht so weit wie in den 70er Jahren, als Kraftwerksgegner Bauplätze besetzten und sich die Angst vor der Räumung durch die Wasserwerfer mit Singen vertrieben. Damals protestierten sie - wie hier in Wyhl im Breisgau - gegen den Ausbau der Atomkraft. Heute - gut 30 Jahre später, wo der Atomausstieg beschlossene - oder zumindest noch beschlossene - Sache ist, richtet sich der Protest gegen die 17 neuen Kohlekraftwerke, die derzeit im Bau oder in Planung sind. Ob in Hamburg-Moorburg, in Lubmin bei Greifswald, in Krefeld, Herne, Karlsruhe, Emden, Hanau oder in Dörpen im Emsland - bundesweit gehen Bürger gegen die - wie sie es sehen - Dreckschleudern und Klimakiller auf die Barrikaden. Ihr Vorbild: Ensdorf im Saarland. Dort sagten im November letzten Jahres 70 Prozent der Bevölkerung schlicht "Nein" zum Bau eines neuen Großkraftwerks. Der Bauherr, Deutschlands größter Stromkonzern RWE, beugte sich. Ensdorf, ein Kraftwerk mit 1600 Megawatt Leistung und 2,2 Milliarden Euro teuer, wird nicht gebaut...

    "... schützen wir uns vor dem Dreck, nicht morgen sondern jetzt!"

    "Ich weiß, da hat's ne Party gegeben, als dieses Kraftwerk verhindert worden ist. Der Katzenjammer über die nicht entstehenden Arbeitsplätze und die weniger günstige Stromversorgung für die Industrie der Region, der kommt dann später."

    So kommentiert Jürgen Großmann, Vorstandschef von RWE, lakonisch das Aus für Ensdorf. Dabei ist Ensdorf kein Einzelfall:

    "Es wurden seit 2006 Kraftwerksprojekte in einer Größenordnung von 6400 Megawatt abgesagt..."

    ...rechnet der Präsident des BDEW, des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft, Michael Feist, vor. Damit wurden, gemessen an der Leistung, in den letzten zwei Jahren mehr als doppelt so viele neue Kraftwerke verhindert, abgesagt und auf Eis gelegt wie im gleichen Zeitraum ans Netz gingen. Für die Gegner der Kohlekraftwerke ist dies ein Erfolg. Sie glauben, Deutschland könne neben der Atomkraft auch auf die Kohle weitgehend verzichten. Das wird in der Welt der Stromkonzerne, Regionalversorger und Stadtwerke, also der konventionellen Energiewirtschaft, ganz anders gesehen.

    "Wenn wir unterstellen, dass das gesamte Programm der Bundesregierung in Bezug auf Energieeinsparung, Ausbau der regenerativen Energien, in Bezug auf den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung vollzogen wird und wenn keine neuen Kraftwerke zugebaut werden, haben wir im Jahr 2020 ungefähr eine fehlende Kapazität von rund 12.000 Megawatt."

    Was Stephan Kohler, der Geschäftsführer der Deutschen Energieagentur denn hier vorrechnet, gibt die Sicht der Stromwirtschaft wieder. Und dort denkt man nicht an eine Stromlücke erst im Jahr 2020, sondern an den nächsten Sommer! Im Februar warnte RWE-Chef Jürgen Großmann davor, dass schon bald auch hierzulande Stromausfälle drohen und die Lichter ausgehen könnten. Bisher haben die Stromerzeugungskapazitäten immer noch gereicht, doch der schleppende Neubau von Kraftwerken in Deutschland verschärft das Problem, warnt auch BDEW-Präsident Michael Feist:

    "Strom für Deutschland würde verstärkt aus dem Ausland kommen, wenn man hierzulande keine Kraftwerke baut. Und da dann die Verfügbarkeit der Netze und von Strom im Ausland unsicher wären, müssen wir uns darauf einstellen, dass es häufiger zu kurzfristigen Ausfällen in der Stromversorgung kommen könnte."

    Blackout von Flensburg bis Passau und von Aachen bis Görlitz? Und das in der Industrienation Deutschland? Ein Horrorszenario - sagen die Energieversorger. Eine Angstkampagne - sagen die Gegner der neuen Kohlekraftwerke. Einer von ihnen ist Rainer Baake, der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe. Für ihn wird die Stromlücke nur herbeigeredet oder besser: herbeigerechnet.

    "Die Diskussion ist interessengeleitet. Die Energiewirtschaft will alte Strukturen zementieren, sie wollen das Land zupflastern mit neue Kohlekraftwerken und sie wollen den Ausstieg aus dem Atomausstieg und suchen hierfür eine wissenschaftliche Begründung."

    Tatsächlich steht Deutschland am Beginn eines neuen Investitionszyklus in der Stromerzeugung. Jetzt wird entschieden, wo welches Kraftwerk gebaut und mit welchem Brennstoff es betrieben wird. Damit aber wird auch eine Entscheidung darüber getroffen, wie die Stromversorgung aussieht und wie viel CO2 dabei in den kommenden 30 bis 40 Jahren entsteht. Denn so lange laufen die neuen Kraftwerke. Mindestens. Das wissen auch die Kraftwerksgegner. Sie sehen deshalb jetzt die Chance für eine grundsätzliche Wende in der Energiepolitik. Konventionelle Großkraftwerke auf der grünen Wiese, fernab von den Verbrauchern in den Ballungszentren, lehnen sie ab. Ihre Schlagworte lauten: dezentral, erneuerbar, effizient. Sie setzen nicht auf Kohle und Atomkraft, sondern auf Wind, Wasser und Sonne, auf Biomasse, auf Erdgas, auf das Stromsparen und auf den konsequenten Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung, kurz KWK. Also auf in der Regel kleinere Kraftwerke, die außer Strom auch Wärme erzeugen. Und dann, so rechnet Harry Lehmann, Sachbereichsleiter Energie und Klimaschutz beim Umweltbundesamt, vor, gibt es auch keine Stromlücke.

    "Bei unseren Berechnungen kommen wir deshalb nicht zu einer Stromlücke, weil wir bis 2020 elf Prozent Strom sparen werden, zweitens wir die erneuerbaren Energien auf 30 Prozent ausbauen werden und drittens durch einen konsequenten Ausbau der Stromerzeugung im KWK-Bereich. Dies alles zusammen mit unseren Annahmen über die Lebensdauer der Kraftwerke führt uns dazu, dass wir keine Stromlücke haben in der Zeit nach 2020."

    Und so sind wir mitten im Krieg der Zahlen und Annahmen. Denn die sind der Grund dafür, dass Stephan Kohler von Dena eine drohende Stromlücke sieht, die Harry Lehmann vom Umweltbundesamt bestreitet. Beispiel Stromsparen: Harry Lehmann vom Umweltbundesamt kalkuliert mit elf Prozent weniger Stromverbrauch bis 2020, Dena-Geschäftsführer Stephan Kohler glaubt, es werden nur acht Prozent. Und er sieht weitere Risiken:

    "Wir hatten auch 2007 einen Stromverbrauchszuwachs! Der Stromverbrauch im Inland ist um 0,7 Prozent angestiegen. Es sind zwar nur 0,7, aber immer noch mit einem Plus! Und unterstellt haben wir bis 2020 ein Minus von acht Prozent - das UBA unterstellt sogar ein Minus von elf Prozent! Und wenn die Richtung falsch ist, dann kommen wir zu diesem Ergebnis nicht."

    Mit "diesem Ergebnis" meint Kohler, dass die Lücke zwischen Strombedarf und Erzeugungskapazitäten im Jahr 2020 nur bei
    12.000 Megawatt liegt. Sie könnte auch größer sein, etwa weil alle Prognosen einkalkulieren, dass bis 2020 30 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammt. Die Stromkonzerne halten dagegen nur 20 Prozent für realistisch, so Hans-Peter Villis, Vorstandschef von Deutschlands drittgrößtem Energiekonzern EnBW:

    "Im Jahre 2020 20 Prozent der Energie aus regenerativen Energien zu haben, ist außerordentlich ehrgeizig. Doch wir sagen: Dieses Ziel ist zu schaffen. Manche hoffen, dass es mehr werden als 20 Prozent. Hier sollten Umweltverbände realistisch sein: Hoffnung ist keine Politik. Und 20 Prozent aus regenerativer Energie bedeutet auch, dass 80 Prozent eben nicht aus regenerativen Energien kommt."

    Womit wir wieder bei den konventionellen Kraftwerken wären. 1240 Kraftwerke sichern in Deutschland derzeit die Stromversorgung, 350 als reine Industriekraftwerke, 890 für die allgemeine Versorgung. Darunter sind etwa 100 große Stein- und Braunkohlekraftwerke, 280 Gaskraftwerke und rund 90 Anlagen, die zum Beispiel Müll oder Deponiegas verfeuern. Hinzu kommen 17 Atomkraftwerke, 350 Wasserkraftwerke und etwa 50 Anlagen, die mit Biomasse oder Biogas befeuert werden Doch dieser Kraftwerkspark ist in die Jahre gekommen. Wenn man auf die Kohlekraftwerke blickt...

    "...dann sehen sie, dass heute schon mehr als ein Drittel der Erzeugungskapazität älter als 30 Jahre ist und dabei aufgrund der veralteten Technologie einen Wirkungsgrad von 30 bis 35 Prozent aufweist."

    ...so Sven Becker, Geschäftsführer des Stadtwerkeverbunds Trianel, kürzlich auf Tagung. Die alten Kraftwerke mit ihrem niedrigen Wirkungsgrad müssen dringend vom Netz. Doch die derzeit im Bau befindlichen 24 Kraftwerke mit einer Leistung von 11.500 Megawatt reichen als Ersatz nicht aus. Der Kraftwerksbau stockt in Deutschland und das liegt nicht nur an den Bürgerprotesten gegen neue Kohlekraftwerke. Das liegt auch an den Preisen für Kraftwerkskomponenten, rechnet BDEW-Präsident Michael Feist vor:

    "Also sie müssen davon ausgehen, dass die Kraftwerkpreise heute etwa 25 Prozent bis 30 Prozent höher liegen als vor zwei Jahren."

    Das macht vielen Stromerzeugern einen Strich durch die Rechnung. Dazu gesellt sich ein Produktions-Engpass bei den Anlagenbauern. Wer heute eine Gasturbine für ein modernes Kraftwerk ordert, bekommt diese frühestens in vier Jahren geliefert, betont Michael Feist:

    "Es ist sehr sehr schwer überhaupt Fertigungsslots bei der herstellenden Industrie zu bekommen. Es gibt also auch noch einen Zeitaspekt, Man braucht Zeit für die Bestellungen und dazu braucht man Planungssicherheit für die Anlagen."

    Und da sind wir beim eigentlichen Problem. Kraftwerksneubauten sind derzeit faktisch unkalkulierbar. Das liegt nicht nur an explodierenden Baukosten. Bei Kohlekraftwerken kommt die Unsicherheit beim Emissionshandel hinzu. Seit Anfang dieses Jahres bekommen auch Kraftwerke die Zertifikate, die ihnen erlauben, jeweils eine Tonne CO2 in die Luft zu blasen, nicht mehr umsonst. Zehn Prozent der Zertifikate müssen sie zum Preis von gut 20 Euro ersteigern. Und ab 2013, der nächsten Periode im europäischen Emissionshandel, sollen sie sogar alle Zertifikate ersteigern müssen. Gleichzeitig wird die Zahl der insgesamt ausgegebenen Zertifikate weiter verknappt. Schließlich soll der CO2-Ausstoß in Europa ja sinken. Dadurch dürfte der Preis der CO2-Zertifikate ab 2013 auf 30, vielleicht sogar 60 Euro je Tonne Kohlendioxid steigen. Dann ist Strom aus Kohle teurer als der aus Gas- oder sogar Windkraftwerken. Deshalb hat sich die Steag, die Kraftwerkstochter des Essener Evonik-Konzerns, bereits aus Deutschland verabschiedet. Vorstandschef Alfred Tacke ist da knallhart:

    "Wir planen nach 2012 keine Großkraftwerksprojekte in Deutschland. CO2-Preise von 60 Euro, die angestrebt werden, verdoppeln die Kosten moderner Steinkohleblöcke."

    Unwirtschaftlicher werden neue Kohlekraftwerke auch, sollte es zu einem technischen Durchbruch bei der derzeit erforschten Abscheidung von CO2 kommen. Bei dem sogenannten CCS-Verfahren wird das CO2 aus den Abgasen herausgewaschen, um es anschließend unterirdisch einzulagern. 2014 soll die Technik serienreif sein. Doch große Chancen hat sie offenbar nicht. Steag-Chef Alfred Tacke:

    "Wir sehen für CCS keine Perspektive in Deutschland. Und ich nenne es in der Bedeutung der Punkte. Erstens keine Akzeptanz, zweitens Kosten gegenüber der konventionellen Anlage ohne CO2-Abscheidung noch mal eine Verdopplung. Wir sehen nicht die Nachhaltigkeit durch die enormen Wirkungsgradverluste von über zehn Prozent. Wir sehen heute noch nicht die Technik und von daher ist es für keine zukunftsfähige Technologie."

    Das sehen die Kritiker der neuen Kohlekraftwerke ähnlich. Sie fordern auch mit Blick auf die ehrgeizigen Klimaschutzziele, ganz auf den Bau neuer Kohlekraftwerke zu verzichten und stattdessen auf Gaskraftwerke zu setzen. Diese wandeln fast 60 Prozent der im Erdgas steckenden Energie in Strom um. Selbst moderne Braukohlekraftwerke kommen nur auf einen Wirkungsgrad von 43 Prozent. 46 Prozent sind es bei modernen Steinkohlekraftwerken. Außerdem entsteht beim Verbrennen von Gas wesentlich weniger CO2 als beim Verbrennen von Kohle. Rainer Baake von der Deutschen Umwelthilfe:

    "Wir fordern nicht den Verzicht auf neue Kraftwerke, aber auf Kohlekraftwerke. Wir brauchen moderne Technologien, Kraft-Wärme-Kopplung, gasgetriebene Anlagen, wir müssen bei der Gebäudesanierung voran kommen. Es werden, wenn die Gebäude vernünftig dämmen, so große Gasmengen frei, dass wir diese locker einsetzen können, um damit auch in der Stromerzeugung mit Gas zu arbeiten."

    Klingt wie eine Lösung. Ist es aber nicht, lautet das Echo aus der Energiewirtschaft. Stephan Kohler, Geschäftsführer der Deutschen Energieagentur Dena:

    "Physisch ist das alles richtig. Natürlich stehen die Mengen zur Verfügung, nur der Preis für Erdgas auf dem Wohnungsmarkt ist auf einem viel höheren Niveau wie der für Kraftwerksgas, was natürlich die Strompreise, wenn man voll auf Erdgas umstellen würde, in die Höhe treiben würde, also es ist nicht so einfach wie es sich manche Leute vorstellen, sondern wir haben da eine Gratwanderung zwischen Entwicklung Zertifikatspreise, Erdgaspreise und Kohlepreisentwicklung."

    Solche Rechnungen mit mindestens drei Unbekannten - die explodierenden Baukosten wären eine Vierte - machen neue Kraftwerke derzeit zum Investitionsrisiko. Niemand weiß im Moment, ob etwa ein Gaskraftwerk, das mehr Strom und weniger CO2 produziert, dafür aber eben teures Gas verfeuert, unterm Strich wirklich günstiger ist als ein Kohlekraftwerk, bei dem die Kohle preiswerter ist, bei dem aber die enormen Kosten des CO2-Ausstoßes einkalkuliert werden müssen. Deshalb warten die Investoren lieber ab. Das aber verschärft das Problem nur noch und öffnet vordergründig den Befürwortern der Atomenergie Tür und Tor.

    In der Union beispielsweise wird die Forderung nach längeren Laufzeiten für Atomkraftwerke immer lauter. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos will dies sogar zum Thema im nächsten Bundestagswahlkampf machen. Doch die Atomkraft ist bestenfalls eine vorübergehende Lösung. Auch in dem im August letzten Jahres von der Bundesregierung beschlossenen Klima- und Energieprogramm ist für sie kaum noch Platz. Das Programm setzt auf einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien. Dieser soll 2020 bei 30 Prozent liegen, weitere 25 Prozent sollen aus Kraft-Wärme-Kraftwerken kommen. In diese Stromerzeugungsstruktur passen Atomkraftwerke auf Dauer nicht hinein. Sie sind schwer regelbar und laufen deshalb nur im sogenannten Grundlastbetrieb rund um die Uhr, weil sie sonst auch nicht wirtschaftlich sind. Der Trend geht aber zu kleineren Regel- und Reservekraftwerken, die sich in das dezentraler werdende Stromerzeugungssystem besser einfügen und flexibler die Schwankungen bei der Stromerzeugung aus Wind und Sonne ausgleichen können.
    "...uns aber interessieren der Fluss, der Wald, das Feld, und unsere Gesundheit kauft uns keiner ab für Geld! Auf welcher Seite stehst Du hey, hier wird ein Platz besetzt, hier schützen wir uns vor dem Dreck nicht morgen, sondern jetzt!"

    Dafür aber sind hocheffiziente Kraftwerke nötig, auch Kohlekraftwerke, gegen die sich heute der Protest richtet so wie vor dreißig Jahren gegen die Atomkraft. Im badischen Wyhl ist der damalige Bauplatz für das Atomkraftwerk heute ein Naturschutzgebiet. Die Frage ist, wie viele solcher stillgelegten Bauplätze sich das Land noch leisten kann. Darüber streiten die Experten.