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Kollege Hund
Mehr Entspannung am Arbeitsplatz

Weniger Stress, mehr Entspannung: Wissenschaftliche Studien belegen, dass sich Tiere am Arbeitsplatz positiv auf das Arbeitsklima auswirken können. Ein Vierbeiner im Büro hat demnach ähnliche Effekte wie viele Ausgleichsangebote, die in Unternehmen schon angeboten werden. Doch nicht alle Arbeitgeber sind von der Idee begeistert.

Von Maike Strietholt | 30.06.2016
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    Wissenschaftliche Studien belegen die entspannende Wirkung von Hunden am Arbeitsplatz. (dpa/picture-alliance/ Sebastian Kahnert)
    "An jeder Tür hängen Namensschilder, wo sowohl die Namen der Kollegen als auch die Namen und die Anzahl der Hunde draufstehen. Auf jedem Flur wird man von mindestens einem Hund begrüßt!"
    Studienorganisatorin Larissa Henschke führt durch die Hamburg Media School und deutet auf die Türschilder:
    "Auf diesem Flur des Medienmanagement-Studiengangs ist Inken Jaacks und Dexter, Frederike Wettengel und Lennox und Ulf Böttcher und Bubi."
    Hunde sind gut fürs Arbeitsklima
    Lennox, ein kleiner, quirliger Terrier, würde daheim laut bellen und jaulen – weswegen Besitzerin Frederike Wettengel heilfroh über die Hundeerlaubnis ist. Die auch dem Arbeitsklima zuträglich sei:
    "Einen Hund mit zur Arbeit nehmen zu können, ist finde ich was ganz entspanntes! Wir haben unsere tägliche Gassirunde meistens alle zusammen, aber auch die Studenten freuen sich eigentlich immer, wenn sie ins Büro kommen und da ein Hund ist."
    Hunde seien ein Eisbrecher, der auch über Hierarchieebenen hinweg wirke, ergänzt Larissa Henschke. Das merke man unter anderem bei Vorstellungsgesprächen:
    "Vielen hat das bei Bewerbungsverfahren schon total geholfen, wenn der Hund daneben gesessen hat – und diejenigen beruhigt hat. Die begrüßen die Leute – immer – und die dürfen sich auch frei auf dem Flur bewegen. Das ist überhaupt kein Problem!"
    Mehr Ruhe am Arbeitsplatz?
    Ein Hund bringt Ruhe an den Arbeitsplatz – davon ist auch Anna Bermann überzeugt, die ganz in der Nähe einen häuslichen Pflegedienst betreibt:
    "Wir haben 25 Mitarbeiter, 8 Leute haben einen Hund. Und die sind eigentlich auch immer mit dabei."
    Und zwar sowohl bei den Kundenbesuchen als auch im Büro. Bei der Mitarbeiterakquise stellten sich die Hunde gar als schlagendes Argument heraus:
    "Sie werden gar nicht glauben, wie viel Andrang wir hatten, als wir reingeschrieben haben ‘Arbeiten mit Hund’! Da haben sich ungelogen bestimmt 80 Prozent mehr beworben als sonst."
    Hunde seien für viele Menschen eben echte Familienmitglieder, meint Anna Bergmann – gut, wenn man die in Sichtweite hat:
    "Die Mitarbeiter sind viel entspannter, und wenn es mal länger dauert, ist das halb so schlimm! Und wenn die Mitarbeiter mal gestresst sind, nehmen sie den Hund auf den Schoß, dann ist das auch gleich besser, oder einer geht mal mit dem Hund kurz Gassi..."
    Entspannende Wirkung auf den Menschen
    Tatsächlich belegen wissenschaftliche Studien die entspannende Wirkung von Hunden auf den Menschen. Die reine Anwesenheit des Tieres reduziert demnach bereits das Stresshormon Adrenalin, der körperliche Kontakt regt die Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin an – das ebenfalls eine ausgleichende Wirkung haben soll. Marius Tünte vom deutschen Tierschutzbund hält solche wissenschaftlichen Erkenntnisse für durchaus plausibel:
    "Wenn man mit Psychologen spricht und Tierärzten, ist es unumstritten, dass ein Hund Wirkung auf Menschen haben kann. Deswegen ist es ja auch oft, dass der Hund genutzt wird als Therapietier. Und ich merke auch bei uns, dass, wenn die Hunde da sind, der ein oder andere schon etwas ruhiger ins Büro kommt und nicht gleich lospoltert..."
    Stattdessen werde erst einmal der Hund begrüßt – und häufig ergäbe sich daraus dann noch Weiteres:
    "Wenn ein Termin ist, und ein Kollege springt ein, um auf den Hund aufzupassen – das schafft auch auf Arbeitsebene Vertrauen, was man eben im Büro immer gut nutzen kann."
    Für einen besonderen Gewinn hält Marius Tünte die Zeit, die der Hund einfordert:
    "Diejenigen, die einen Hund haben, machen immer ihre Pause – die gehen raus, da denkt man nicht an Arbeit, da kommt man auf andere Gedanken und ist dann ein Stück weit wieder aufgeladen für die zweite Tageshälfte."
    Natürlich müsse bei all dem aber auch an die Bedürfnisse des Hundes gedacht werden – noch einmal Marius Tünte vom Tierschutzbund:
    "Wichtig ist für den Hund, dass er Rückzugsmöglichkeiten hat, nicht jeder Hund ist gern immer im Mittelpunkt, die ziehen sich auch tagsüber gern mal zurück. Und dann muss ich natürlich schauen: Habe ich die Möglichkeit, mehrmals am Tag in die Pause zu gehen und mich mit dem Hund zu beschäftigen – damit diese Bürosituation also nicht zum Dauerstress wird."