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Silke Burmester
Werbung für die Demokratie

Werbung sichert den Fortbestand von vielen unabhängigen Medien in Deutschland. Deshalb, so erklärt Silke Burmester in ihrer Kolumne, ist das Anzeigengeschäft in Zeitungen und auf Online-Portalen ein Stützpfeiler unserer Demokratie. Ihr Appell: Firmen könnten Werbeflächen für echte Statements nutzen.

Von Silke Burmester | 13.09.2018
    Liebe Hörerinnen und Hörer dieser kleinen Kolumne!
    Heute wende ich mich an diejenigen unter Ihnen, die eine Firma leiten, besser noch, einen Konzern.
    Mit Befriedigung habe ich im aktuellen Spiegel die Stimmen von sieben bedeutenden Managern gelesen, die sich anlässlich der Ereignisse in Chemnitz besorgt über die Entwicklung in diesem Land äußern. Die die Demokratie in Gefahr sehen und unsere freie, liberale Gesellschaftsordnung. Dass das wieder nur Männer waren, als könnten Frauen nicht lenken und denken, lassen wir dahingestellt. Schön war aber auf jeden Fall, dass diese Leader ihr Unverständnis gegenüber Ausgrenzung und Rassismus deutlich machten, auch vor dem Hintergrund, dass in ihren Firmen mitunter Menschen aus 140 Nationen arbeiten.
    So weit, so gut.
    Nun kommt mein Part. Ich möchte etwas von Ihnen, liebe Konzernlenkerinnen und Lenker. Ich möchte, dass Sie jetzt einen Schritt weitergehen als Ihre Kollegen im Spiegel, und die geäußerten Befürchtungen mit dem Stichwort "freie Presse" in Verbindung bringen. Und sich in Erinnerung rufen, dass Demokratien und Freiheit eine starke, unabhängige Presse brauchen. Sie, meine Damen und Herren, sind ja gut gebildet. Sie haben tolle Studiengänge, oft an international renommierte Unis abgeschlossen, agieren global und sind nicht so dumpf wie die Dummköppe, Ostköppe und Nazis, die unsere offene Gesellschaft porös machen, wie Nagetiere das Gebälk und die die Medien als gesteuert und lügend denunzieren.
    Die freie Presse stützen
    Ich möchte, dass Sie etwas tun, um diese freie Presse zu stützen. Ihre Existenz sichern. Ich möchte, dass Sie Anzeigen schalten.
    Es ist mir egal, ob Sie das im Print oder online machen. Wichtig ist nur, dass wer verstanden hat, welch elementare Rolle Publikationen wie Der Spiegel, die Süddeutsche, die schrullige FAZ, die taz und sogar so etwas lustig kleinbürgerliches wie Lokalzeitungen für den Erhalt dieser Gesellschaftsordnung darstellen, einen Beitrag zu deren Erhalt leistet.
    Es ist ja etwas billig, sich hinzustellen, etwas Kluges zu sagen, wie Ihre Kollegen es im Spiegel getan haben, und dann vom Platz zu gehen und weiter seine Autos oder Oberhemden zu produzieren, als sei damit alles erledigt. Allein aus Eigennutz, aus der Sorge um die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland, sollte die Erkenntnis reifen, dass Sie etwas tun müssen, das weiter geht, als Menschen anderer Nationen zu beschäftigen.
    Sie haben das Geld.
    Das Tolle ist, Sie können das, indem Sie Anzeigen schalten. Sie haben das Geld. Geld, das Sie jetzt einfach mal so wie früher, in Zeitungen, Zeitschriften, Radio-, Fernsehspots und in Onlinepublikationen stecken können, indem Sie dort Werbung schalten.
    Sie können das oldschool-mäßig machen, und Ihr neuestes Automodell abbilden und dazu schreiben "fährt ganz schnell", "total flott" oder "sorgenfrei und Spaß dabei" oder Sie positionieren sich mal. Nehmen die klugen Gedanken Ihrer klugen Köpfe und machen klar, wie elementar Demokratie ist. Und wie kurzsichtig Ausgrenzung und Hass.
    Das könnte ja der neue heiße Scheiß am Werbehimmel sein. Statements von Firmen. Nicht immer diese Bibi-mäßigen Scheinwelt-Kampagnen zeigen, sondern echt sein. Authentisch. Mit Charakter arbeiten, statt mit Plattheit. Das ist aber natürlich nur eine Idee. Machen Sie es, wie Sie wollen. Aber tun Sie es. Buchen Sie Anzeigen. Sorgen Sie dafür, dass unabhängiger Journalismus weiter existiert. Die Grundlage dafür ist Geld. Sie haben es. Nutzen Sie es.