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Kommunalwahl in England
Test für May und Corbyn

Bei der Kommunalwahl in Großbritannien geht es um die Besetzung der Gemeinde- und Bezirksräte. Doch sind die Wahlen auch ein Gradmesser für Regierungschefin Theresa May wie auch für Oppositionsführer Jeremy Corbyn.

Von Friedbert Meurer | 03.05.2018
    Porträt von Theresa May bei einer Rede.
    Die britische Premierministerin Theresa May bei einer Rede im Unterhaus in London. (PA)
    Premierministerin Theresa May wirbt um Stimmen für ihre Partei, die Konservativen. Formal geht es bei den Regionalwahlen um die Besetzung der Gemeinde- und Bezirksräte. Müllabfuhr, Straßen, Schulen und Altenpflege - damit beschäftigen sich Councillors, also die Ratsmitglieder. Der Politikwissenschaftler Simon Hix von der London School of Economics meint aber, dass es bei den Wahlen doch eher um anderes geht.
    "Die meisten Wähler reden an ihrer Haustür über nationale Fragen. Sie reden über den Brexit oder was sie über Theresa May und Jeremy Corbyn denken. Diese Themen beherrschen jeden Tag die Schlagzeilen."
    Umfragen zufolge führen die britischen Sozialdemokraten von Labour in der Hauptstadt mit 20 Prozentpunkten deutlich. Vor allem ein Wahlkreis steht im Mittelpunkt: Wandsworth im Londoner Westen. Ein relativ wohlhabender Stadtteil, der seit 40 Jahren von den Tories gehalten wird. Für Margaret Thatcher war Wandsworth ein Modellbezirk, in dem früh outgesourct und die Council Tax, die Gemeindesteuer, niedrig gehalten wurde.
    "Alles, was kein Desaster für May ist, wäre okay"
    "A turn to the right", die Wende nach rechts: das war in den 70er-Jahren. Jetzt steht Labour womöglich davor, eine Hochburg der Tories zu schleifen. "Habt ihr verstanden", fragt Jeremy Corbyn seine jubelnden Anhänger in Wandsworth. Es wäre ein Prestigegewinn für ihn. Aber der Erfolg ist keineswegs sicher, analysiert Politologe Hix.
    "Alles, was kein Desaster für May ist, wäre okay. Die Erwartungen sind niedrig. Wenn sie in Nord-England halbwegs gut abschneidet und wenn sie bestimmte Bezirke in London hält, würde das letztlich als Sieg für Theresa May angesehen."
    Wären heute Unterhauswahlen, lägen die Konservativen Umfragen zufolge immer noch vorne. Hat Jeremy Corbyn seinen Zenit erreicht? Seine innerparteilichen Gegner, die Realos, wären über einen Dämpfer nicht unglücklich. Genauso wie etliche Brexit-Hardliner bei den Konservativen ihrer eigenen Premierministerin durchaus einen Denkzettel wünschen.
    "Beide sind nicht so beliebt. Beide gelten als schwache Parteichefs. Aber es gibt innerhalb der Tories und bei Labour keine klaren Alternativen – und es gibt auch keine klare Alternative außerhalb dieser beiden Parteien."
    Premierministerin May hatte die Woche über ohnehin schon Brandherde an allen Ecken und Enden zu löschen. Erst musste Innenministerin Amber Rudd zurücktreten, eine enge Vertraute. Dann drohten 60 Hinterbänkler mit Rebellion - wegen des Streits um die EU-Zollunion. Die Wahlen sind ein Gradmesser für beide: für Regierungschefin Theresa May wie auch für Oppositionsführer Jeremy Corbyn.