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Kommunion auf Kommunistisch

50 Jahre nach ihrer Einführung in der DDR und auch 16 Jahre nach der Wende ist die Jugendweihe in den ostdeutschen Bundesländern noch immer beliebt. In diesem Jahr feiern bis zu zwei Drittel aller 14-Jährigen zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen ihre Jugendweihe. Die Jugendweihe ist jedoch keine Erfindung von Walter Ulbricht. Tatsächlich gibt es sie schon seit mehr als 150 Jahren.

Von Nadine Dietrich | 26.03.2005
    " Liebe Mädchen und Jungen, verehrte Gäste, wir kommen nun zum eigentlichen Höhepunkt, zur Übergabe der Urkunden."

    " Dazu bitten wir die erste Gruppe auf die Bühne. "

    " Wir wünschen dir die Ausdauer eines Langstreckenläufers... "
    Von diesem Sonnabend an bis Anfang Juni werden ähnliche Worte nun jedes Wochenende gesprochen: In fast allen ostdeutschen Städten und Gemeinden. Und 14-jährige Mädchen und Jungen erheben sich daraufhin - wie hier im Greifswalder Stadttheater - von ihren Plätzen im dunklen Zuschauersaal und betreten nacheinander die Bühne. Für wenige Minuten stehen sie dann im Rampenlicht: nervös, lächelnd oder ernst, in neuen Hosen, Röcken, Jacketts und Kostümen. Dann erhalten sie Blumen, ein Buch und eine Urkunde mit ihrem Namen. Sie sind jugendgeweiht. Und schon werden die nächsten Jugendlichen auf die Bühne gerufen.

    " Die Jugendweihe erhalten... "

    50 Jahre nach ihrer Einführung in der DDR und auch 16 Jahre nach der Wende ist die Jugendweihe in den ostdeutschen Bundesländern noch immer beliebt. In diesem Jahr feiern bis zu zwei Drittel aller 14-Jährigen zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen ihre Jugendweihe.
    " Hier hat sich ein Brauch im Denken und Fühlen der Ostdeutschen entwickelt, was nicht abzuwickeln ging. Das wird auch bleiben, dass die Mehrheit im Osten sagt: Unsere Kinder sollen auch Jugendweihe haben, das ist nichts Schlechtes. "
    Joachim Chowanski aus Berlin arbeitete bis zur Wende als stellvertretender Vorsitzender des Zentralen Ausschusses für Jugendweihe in der DDR. 1990 war er Gründungsmitglied des Dachverbands Jugendweihe Deutschland e.V.

    " Die Elterngeneration der Jugendweiheteilnehmer hat selbst Jugendweihe vor der Wende gehabt und dann haben sie auch gewollt, dass ihre Kinder das nach der Wende auch wiederhaben sollen. Weil es schön war. "
    Die Jugendweihe sei schließlich keine Erfindung von Erich Honecker oder Walter Ulbricht, betont Joachim Chowanski. Tatsächlich gibt es sie schon seit mehr als 150 Jahren. Und bis 1955 war die Geschichte der Jugendweihe vor allem eine Geschichte der Opposition zu Kirche und Staat gleichermaßen.
    Um 1840 gründeten Christen erste freireligiöse Gemeinden. Sie machten ihre Kinder mit den Gedanken der Aufklärung vertraut und feierten 1852 erstmals die Jugendweihe - als Pendant zur Konfirmation.

    Aus dem Wunsch, nicht mehr unmündig gegenüber der Kirche zu sein, entwickelte sich der Wunsch, auch gegenüber dem Staat selbst bestimmter zu handeln. Freigeistige Verbände gründeten sich, die ebenfalls die Jugendweihe feierten. Ende des 19. Jahrhunderts übernahmen dann die linken Arbeiterparteien dieses Ritual.

    Ihre Hoch-Zeit hatte die Jugendweihe während der Weimarer Republik. In großen Arbeiterstädten wie Hamburg, Berlin und Dortmund nahmen bis zu einem Drittel der Schulabgänger daran teil. Durch Feiern mit bis zu 300 Gästen demonstrierten SPD und KPD Stärke und Einfluss. Hitler ließ deshalb nach seiner Machtergreifung die proletarische Jugendweihe umgehend verbieten.
    Wie in den westlichen Besatzungszonen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg auch in der sowjetischen Zone die Jugendweihe wieder eingeführt. Humanistische Freidenker-Vereine organisierten die Feiern. Doch die SED war skeptisch: Dass diese frühen Jugendweihefeiern ideologisch nicht auf den Sozialismus festgelegt waren, führte schon 1950 zu ihrem Verbot in der stalinistischen DDR.

    " Wann hatte ich meine Jugendweihe? 55 ne? Das war die erste Jugendweihe, die es überhaupt gab. Das war nicht wie später in Klassen, sondern da war die ganze Stadt - ich bin in Oranienburg zur Schule gegangen, wer denn zur Jugendweihe wollte, dann feierten alle Schulen zusammen. "
    Karin Remmel, geboren in Oranienburg, gehört zu den 52.000 Teilnehmern der ersten staatlich organisierten DDR-Jugendweihen im Jahre 1955.

    " Aber Weltall - Erde - Mensch haben wir schon bekommen, genau wie die anderen. Aber Klassenfahrt war da noch nicht drin, das war finanziell noch gar nicht möglich. Ich weiß, dass es schon Problem war, ein neues Kleid zu kriegen. War alles noch bisschen schwierig. Und mein Vater hat Kirche gehasst wie die Pest und da haben wir dann die Jugendweihe mitgemacht. "

    Archiv: " Seid gegrüßt ihr jungen Streiter, hoch und festlich ist der Ort, größer, kühner, freier, breiter schreitet euer Leben fort. Fühlt die Weihe dieser Stunde, feierlich in unserer Runde. Fügt euch ein mit Tat und Wort. Helft mit euren jungen Händen unser großes Werk vollenden. "

    Archiv: " Die Festansprache hält nun das Mitglied des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands Werner Neugebauer. Liebe Jungen und Mädchen, liebe Eltern, werte Gäste... "

    Remmel: " Das war im Kino in Oranienburg. Das war eine richtig schöne Feierstunde mit Ansprache und Musik und Überreichung der Urkunden. Also es war richtig feierlich und nachher wurde in den Häusern gefeiert und wir haben uns damals auch nachmittags dann getroffen, die Jugendlichen, und haben dann da gemeinsam. "
    Erst offiziell verboten, dann nicht nur erwünscht, sondern sogar mit politischem Druck seitens der Staatspartei durchgesetzt - wie war es zu diesem Umdenken der SED gegenüber der Jugendweihe gekommen?
    Im Zuge des auf der Zweiten Parteikonferenz 1952 proklamierten "Aufbau des Sozialismus" trieb Walter Ulbricht die Sowjetisierung der DDR voran: Die verbliebene unternehmerische Mittelschicht in der DDR wurde zur Geschäftsaufgabe gedrängt, die ersten Bauern zwangskollektiviert. Die Folge: die Zahl der DDR-Flüchtlinge stieg dramatisch.
    Im Mai 1953 zog Moskau die Notbremse und vergatterte Ulbricht zur Umsetzung von - so wörtlich - "Maßnahmen zur Gesundung der politischen Lage in der DDR". Eine sozialistische Alternative zur Konfirmation anzubieten, gehörte dazu - als Teil des "Neuen Kurses". So beschloss die durch den wenig später folgenden Volksaufstand vom 17. Juni traumatisierte Parteiführung unter anderem auch, die Jugendweihe einzuführen, um die Heranwachsenden auf die DDR und den Sozialismus zu verpflichten. Und außerdem: um den Einfluss der Kirchen auf die Jugendlichen zu begrenzen. Carl-Friedrich Sagert, ehemaliger Superintendent in Schwerin:

    " Die kirchliche Jugendarbeit war ja enorm damals und die FDJ konnte damit ganz schlecht leben. Es wurde dann die Jugendarbeit der Kirche 1953 zerbrochen, indem man eine Kampagne gegen die Junge Gemeinde startete und sagte, die Junge Gemeinde, die Jugend der Kirche, ist eine Hilfsorganisation des amerikanischen Geheimdienstes. Und da hat man dann 1954 mit der Gründung des Ausschusses für Jugendweihe nachgezogen. "
    Die SED-Führung ließ die Bürger spüren: Wer sein Kind nicht zur Jugendweihe schickt, stellt sich gegen die DDR. Andererseits verweigerten die Kirchen den Jugendlichen die Konfirmation oder die Firmung, wenn sie an der Jugendweihe teilnehmen.

    Sagert: " Da hat die Kirche große Fehler gemacht, große Fehleinschätzung der Haltung der Bürger gehabt. Dass die Kirche eigentlich verlangen musste: Widerstand, aber die Menschen nicht widerstanden. Es stand die Schulbildung auf dem Spiel, es stand auch der Ruf auf dem Spiel. Entweder du schickst dein Kind zur Jugendweihe oder es kommt nicht auf die EOS, auf die Erweiterte Oberschule, aufs Gymnasium oder es kriegt den Lehrerberuf nicht oder einen anderen Beruf. Da hat Angst eine große Rolle gespielt. "
    Die Zahlen sprechen für sich: 17 Prozent aller Achtklässler nahmen 1955 an der ersten DDR-Jugendweihe teil, nur fünf Jahre später waren es bereits 80 Prozent. Die Teilnehmerzahlen stiegen beständig weiter, bis sie sich Mitte der 70er stabilisierten: bei 97 Prozent aller 14-Jährigen in der DDR.
    Im Westen dagegen sanken die Teilnehmerzahlen: Feierten zum Beispiel in Hamburg direkt nach dem Krieg jährlich noch drei- bis viertausend Schüler ihre Jugendweihe, waren es Ende der 50er Jahre kaum noch eintausend. Alfred Dreckmann hatte 1953 seine Jugendweihe in Hamburg und leitete in den 60er Jahren selbst Jugendweihekurse:

    " Es gab ja 53 noch nicht das Fernsehen, aber später durch das Fernsehen wurden auch immer mit antikommunistischen Touch, mit den Versprechen da vorn und mit der FDJ, die Blauhemden, das wurde als Antipropaganda gegen die DDR - und dann war Jugendweihe belegt etwas und vorher nicht. Als ich selber unterrichtete, war das schon belegt. Da haben dann einige gesagt: Nee, Jugendweihe, das ist ja Zone. "
    Ab Mitte der 60er Jahre wird die Jugendweihe in der DDR zu einer Art Staatsakt aufgewertet.

    Und es gelingt der SED-Führung tatsächlich, die Jugendweihe im Alltag der Bürger zu verankern. Sie wird so selbstverständlich wie Geburtstage oder Weihnachten: Der Tag kommt und wird gefeiert.

    Nur drei Prozent der Achtklässler lehnen die Jugendweihe ab. Konfessionelle Gründe spielen dabei eine Rolle, aber vielfach ist es auch das Gefühl, sich dem SED-Staat auf diese Weise verweigern zu können, Unzufriedenheit, Opposition zu demonstrieren. Für Uwe Schlabach, Pfarrerssohn aus Putlitz in Brandenburg, stand sehr früh fest: Er lässt sich ausschließlich konfirmieren. Obwohl es 1982 längst wieder möglich war, Konfirmation und Jugendweihe zu feiern.

    " Diese Erziehung zur Unfreiheit war eigentlich, was mich so doll gestört hat. Zuhause wurden viele politische Sendungen gesehen und dann wurde am Abendbrotstisch darüber diskutiert, da hat man den ganzen Staat in den Abläufen sehr kritisch gesehen, dabei ist die Jugendweihe auch sehr schlecht weggekommen. Ja, das Gelöbnis, diese Reden von Parteigenossen zur Erziehung der sozialistischen Bevölkerung: da haben wir keinen Anteil dran gehabt, in keinster Weise, eher so bisschen abstoßend, würde ich sagen. "
    Uwe Schlabach wollte von vornherein kein Abitur machen und ist bis heute mit seinem Beruf als Schornsteinfeger zufrieden. Doch viele von denen, die die Jugendweihe ablehnten, wurden nicht zum Abitur zugelassen und mussten Ausbildungen annehmen, die sie nicht wollten und die oft in keinem Verhältnis zu ihren geistigen Fähigkeiten standen.

    " Ich weiß, dass mein Bruder nicht zur EOS zugelassen wurde, weil die Noten zu schlecht waren. Er war gut in der Schule, hatte fast nur Einsen, eine zwei. Und die mussten eine Zensur verändern, irgendwie. Aber in den Fachfächern, da hatte er so gute Prüfungen hingelegt, da hatten sie keine Möglichkeit und dann haben sie ihn mit der Sportprüfung gekriegt und da hat er aus irgendwelchen Gründen eine zwei bekommen. Dabei hatte die Schule schon jahrelang davon profitiert, dass er sportlich so gute Leistungen gebracht hat und man hatte den Eindruck, dass der Sportlehrer unter Druck gesetzt wurde. Dann fiel er raus aus dem Raster. Obs schlussendlich auch so war, kann ich nicht beweisen, es ist `ne Annahme, die wir damals hatten. "
    Uwe Schlabach ist es noch heute unverständlich, dass sich die meisten seiner Mitschüler so wenig Gedanken über die Bedeutung und den Sinn der Jugendweihe in der DDR machten: was sie gelobten und wem sie sich verpflichteten.

    " Ich weiß, dass viele gar nicht drüber nachgedacht haben. Das war einfach angeordnet von den Eltern: Och, das machen wir und dann kommt die Verwandtschaft, dann machen wir ne schöne Feier, dann hast du einen guten Start und dann kommt auch bisschen was bei rüber. Und dann sind die Jugendlichen natürlich, die Klassenkameraden alle miteinander durch die Gegend gezogen, von einem zum anderen, bis der erste betrunken aus dem Sattel fiel. Das war eben so. "
    Nicht erst heute muss sich die Jugendweihe den Vorwurf gefallen lassen, es gehe vor allem um die Geschenke. Auch schon zu DDR-Zeiten spielte Geld eine wichtige Rolle. So mancher Kassetten-Rekorder der Marke "Stern", der noch heute in ostdeutschen Kellern oder Gartenlauben steht, ist ein Jugendweihegeschenk und wird auch deshalb nicht weggeworfen. In den achtziger Jahren kostete dieses Radio mit einfachem Kassettendeck so viel wie das Monatsgehalt eines Ingenieurs. Aber auch Mopeds und ganze Jugendzimmer-Einrichtungen wurden verschenkt. Karin Remmel, die als Lehrerin viele Klassen zur Jugendweihe begleitete, erinnert sich:

    " Die Großeltern haben ja nachher Tausende von Mark geschenkt. Das Erbe praktisch vorgezogen, ja auch so bisschen das Materielle hat nachher überwogen, das viele gesagt haben: Oh, gibt’s einen Haufen Geld. Da können wir uns das und das kaufen. Also das fand ich persönlich nicht so schön, das Ideelle wäre mir lieber gewesen. "

    Archiv-Aufnahme aus Schwerin: " Seid ihr bereit, für ein glückliches Leben der werktätigen Menschen und für den Fortschritt in Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst zu wirken, so sprecht mir nach: Ja, das geloben wir! Ja, das geloben wir!"

    Remmel: " Also, wenn ich ehrlich sein soll, hab ich da gar nicht richtig hingehört. Und man war ja auch überzeugt, dass das richtig war. Also ich kann heute nicht sagen. "

    Archiv-Aufnahme: " Seid ihr bereit, für ein einheitliches, friedliches, unabhängiges und demokratisches Deutschland mit eurem ganzen Wissen einzutreten, dann sprecht mir nach: Ja, das geloben wir! Ja, das geloben wir! "

    Remmel: " Bloß auf den Inhalt hat man nicht so geachtet vom Gelöbnis. Aber das war ja auch in Ordnung, das war ja auch der Staat, für den man gelebt hat, der Staat war das Zuhause von einem, ich hätte mich dagegen nicht geweht. Und nun war ich auch noch Lehrer, ist ja klar. "

    Archiv-Aufnahme: " Wir haben euer Gelöbnis vernommen. Ihr habt euch ein hohes und edles Ziel gesetzt. Wir die Gemeinschaft aller Werktätigen versprechen euch dabei Förderung, Schutz und Hilfe. Mit vereinten Kräften: Vorwärts!"

    " Die Jugendweihe ist natürlich auch ein Teil der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung. Man kann sie auch einordnen in die Zeit des Kalten Krieges, wo eben das Gelöbnis aus heutiger Sicht viel zu überzogen war. "
    Joachim Chowanski, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender des Zentralen DDR-Jugendweiheausschusses.

    " Den jungen Leuten wurde eben abverlangt, zu geloben, dass der Imperialismus der Hauptfeind ist, die Sowjetunion der beste Freund, all das war zu dieser Zeit sicherlich geschichtlich bedingt, hat aber einen 13-14-Jährigen etwas überfordert. Wir haben dann immer gesagt: Nehmt es nicht als Verpflichtung für sofort, nehmt es als Kompass für das Leben. Dass man für den Frieden, gegen den Imperialismus, für die SU sein muss das waren so die ideologischen Überspitzungen, die in der Jugendweihe, die dann auch zunahmen. "
    In Westdeutschland wurde die Jugendweihe zu dieser Zeit in die rote Ecke gestellt. Und das nicht ganz zu unrecht. Vor allem Eltern, die sich der Kommunistischen Partei oder dem linken Flügel der SPD nahe fühlten oder aber in humanistischen und freigeistigen Vereinen Mitglied waren, meldeten ihre Kinder zur Jugendweihe an.
    In Hamburg feiern noch immer jedes Jahr 350 bis 400 Kinder ihre Jugendweihe. Zwei humanistische Vereine kümmern sich aktiv um den Fortbestand dieser weltweit einzigartigen Tradition. Doch bis heute kämpfen sie auch mit Vorurteilen. Helmut Sturmhoebel von der Arbeitsgemeinschaft Jugendweihe:

    " Ich mach das jetzt seit 30 Jahren, seit 20 Jahren bin ich Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Jugendweihe und wenn wir versuchen, in der Öffentlichkeit auf uns aufmerksam zu machen, dann werden wir leider von einigen Zeitungen in Hamburg ignoriert und das ist natürlich sehr schwierig, wenn ein Verein da steht und sagt: Wir machen hundert Jahre Jugendweihe in Hamburg und nur einige Zeitungen am Stadtrand und im Speckgürtel berichten, aber die wichtigsten Zeitungen in Hamburg berichten nicht darüber. Ich denke mal, wenn ein Zeitungsimperium sich an die C-Parteien anlehnt, dass die das dann einfach boykottieren. Das ist ein Kind der Arbeiterbewegung und die Inhalte, die wir haben, sind sicherlich eher im linken Spektrum zu finden als im rechten Spektrum. "

    Während sich die westdeutschen Jugendweihen in Hamburg, Hannover, Braunschweig oder Mannheim zum politisch linken oder humanistisch-freidenkerischen Erbe bekennen, ist die Jugendweihe in den ostdeutschen Bundesländern heute ohne jegliche Ideologie und Botschaft. Kritiker sagen, sie sei inhaltsleer. Welchen Stellenwert sie trotzdem als Familienfest im Osten hat, wird auch daran deutlich, dass bis Ende vergangenen Jahres die Sozial- und Jugendämter Zuschüsse für die Jugendweihe zahlten: Die Anmeldegebühren konnten bis zu 100 Prozent erstattet werden, es gab sogar Geld für Kleidung und zur Familienfeier. Durch "Hartz 4" wurden diese Zuschüsse gestrichen. Inzwischen bieten die Jugendweihe-Vereine Rabatte für Hartz 4 - Empfänger und Ratenzahlung für sozial schwache Familien an.

    Die regulären Anmeldegebühren für die Vorbereitungskurse und den Festakt liegen zwischen 84 und 96 Euro.
    Heute - wie in den Jahren der DDR - bewegt viele Eltern und Großeltern die Jugendweihe. Der Sohn im ersten Anzug, die Tochter frisch vom Friseur und auf Absatzschuhen - und unter dem jugendlichen Styling und der Schminke lugt auch schon ein wenig der zukünftige Erwachsene hervor.