Donnerstag, 28. März 2024

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Konflikt mit Nordkorea
Pjöngjang legt im Streit mit Washington nach

Im Konflikt mit den USA hat Nordkorea nachgelegt und seine Drohungen mit detaillierten Plänen für einen Raketenangriff vor Guam verstärkt. Auf der von 160.000 Menschen bewohnten US-Pazifikinsel befindet sich ein strategisch wichtiger Stützpunkt des amerikanischen Militärs mit 7.000 Einsatzkräften.

10.08.2017
    Nordkoreaner in weißen Hemden und roten Krawatten laufen in Reih und Glied über den Platz. Sie tragen ein großes Propaganda-Transparent mit der Abbildung nordkoreanischer Soldaten.
    Martialische Propaganda: Zehntausende Nordkoreaner demonstrierten gestern in Pjöngjang. (Jon Chol Jin / AP / dpa)
    Wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA meldete, will die Koreanische Volksarmee bis Mitte August Pläne fertigstellen, nach denen vier Mittelstreckenraketen über Japan fliegen und dann etwa 30 bis 40 Kilometer vor Guam ins Meer stürzen sollen.
    Die Flugdistanz von knapp 3.360 Kilometern könnten die Raketen vom Typ Hwasong-12 binnen weniger als 18 Minuten zurücklegen. Sobald die Einsatzpläne fertiggestellt seien, entscheide Präsident Kim Jong Un über das weitere Vorgehen. Damit heizt Pjöngjang den Streit mit Washington weiter an. Für die US-Regierung wäre jede Rakete, die auf ihr Gebiet zielt, eine Provokation - auch wenn es sich um einen Test handelte. Ungewöhnlich ist zudem die Detailgenauigkeit der nordkoreanischen Angaben.
    Nordkoreas Militär hat den Vereinigten Staaten mit einem Raketenangriff auf die US-Pazifikinsel Guam gedroht. 
    Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump gedroht, das amerikanische Atomwaffenarsenal sei "schlagkräftiger als je zuvor". "Meine erste Amtshandlung als Präsident war es, unser Nukleararsenal erneuern und modernisieren zu lassen", schrieb Trump bei Twitter.
    Die Angaben des Präsidenten hält die "Washington Post" allerdings für erfunden - und zwar gleich an mehreren Stellen.
    "Dieselben Waffen wie vorher"
    "Das Atomwaffenarsenal ist dasselbe wie vor der Amtseinführung", zitiert das Blatt den Chef der Nichtregierungsorganisation 'Arms Control Association', Daryl Kimball. Demnach besteht das nukleare Arsenal der USA aus rund 1.750 strategischen atomaren Sprengköpfen, die auf ballistischen Interkontinentalraketen eingesetzt werden, U-Boot-gestützten ballistischen Raketen und strategischen Kampfflugzeugen sowie rund 180 taktischen Atomwaffen auf europäischen Stützpunkten.
    "Wenn man die Kosten, die lange Herstellungsdauer und die Notwendigkeit der jährlichen Bewilligung der Mittel durch den Kongress betrachtet, dauert die Modernisierung der Atomwaffen Jahrzehnte, nicht Tage", schätzt die Zeitung. Falsch sei auch Trumps Behauptung, es sei seine "erste Amtshandlung" gewesen. Trumps Vorgänger Barack Obama habe bereits eine Modernisierung angestoßen, berichtet die Zeitung. Kostenschätzungen beliefen sich auf 400 Milliarden US-Dollar alleine zwischen 2015 und 2024.
    Bei der Behauptung, dass die amerikanischen Atomwaffen stärker als je zuvor seien, ignoriere der Präsident, dass die USA und Russland seit dem Kalten Krieg den Umfang ihrer Bestände gesenkt hätten.
    Konflikt eskaliert bislang nur rhetorisch
    Die nordkoreanischen Streitkräfte reagierten auf Trump jüngstes Säbelrasseln mit Spott. "Ein sachlicher Dialog ist mit so einem Typen bar jeder Vernunft nicht möglich", hieß es in Bezug auf den US-Präsidenten in einer Stellungnahme, aus der die nordkoreanische Staatsagentur KCNA zitierte. Der amerikanische Verteidigungsminister James Mattis richtete dagegen eine Warnung an Nordkorea: "Die Demokratische Volksrepublik sollte jeden Gedanken an Handlungen aufgeben, die zum Ende ihres Regimes und zur Vernichtung ihres Volkes führen würden."
    Trump hatte am Dienstag erklärt: "Nordkorea sollte besser keine weiteren Drohungen gegen die USA ausstoßen. Ihnen wird mit Feuer und Wut begegnet werden, wie es die Welt niemals zuvor gesehen hat." Für seine offenbar spontanen Aussagen wurde er auch aus den eigenen Reihen kritisiert. Nach Informationen der "New York Times" hatte Trump seine weltweit beachteten "Feuer und Wut"-Äußerungen nicht vorab mit seinem Stab abgesprochen.
    China fordert "Rückkehr zur Vernunft"
    Chinas amtliche Nachrichtenagentur Xinhua verurteilte den verbalen Schlagabtausch zwischen den USA und Nordkorea. In einem Kommentar hieß es, ohne eine "Rückkehr zur Vernunft" werde "alles noch schlimmer". Nordkorea sollte sein Atom- und Raketenprogramm einstellen, während die USA und Südkorea ihre Militärmanöver aussetzen, um an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen sagte im Deutschlandfunk, dass die Krise nur durch ein Zusammenwirken der USA mit China gelöst werden könne. Auch Russland bot Vermittlungen an. Südkorea und Japan kündigten Widerstand gegen Nordkoreas Provokationen an.
    Karte zum Konflikt in um Nordkorea: Positionen, Interessen der wichtigesten Länder, die in den Konfllikt verwickelt sind.
    (hp/mgi)