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Kontrolle aus dem All

Klimaforschung. - Wie viel Kohlendioxid genau in die Atmosphäre entlassen wird und wie viel davon auch wiederabgebaut wird, ist unter Klimaforschern noch immer umstritten. Erdbeobachtungssatelliten liefern dazu wichtige Daten. Auf dem 3. Erdbeobachtungsgipfel in Brüssel haben Wissenschaftler am Mittwoch auch Wege diskutiert, wie sich mit einem weltweiten Satellitenverbund die Ziele des Kyoto-Protokolls überwachen lassen.

16.02.2005
    "Satelliten können eine wesentliche Rolle bei der Überwachung der Kyoto-Ziele spielen", sagt Volker Liebig, Direktor für Erdbeobachtungsprogramme der Esa. Zurzeit sei es zwar nicht möglich, Kohlendioxid direkt zu messen, das ja als natürlicher Bestandteil der Luft in der ganzen Atmosphäre vorhanden ist. "Wir können aber mit Satelliten zum Beispiel die Ausdehnung der Wälder, der Biomasse an Land, überwachen." Das Kyoto-Protokoll schreibt auch vor, Veränderungen in diesem Bereich zu erfassen, weil sie für die Kohlenstoffbilanz wichtig sind.

    Kohlendioxidquellen mit Satelliten zu orten, ist kaum möglich, daher messen die Forscher mit ihnen eher indirekt, über Modelle, erklärt Liebig: "Zum Beispiel die Biomasse, die wir vernichten oder neu anbauen auf den Ländern. Das ist die Stärke der Satelliten." In Brüssel wollen die Experten nun ein globales Umweltbeobachtungssystem beschließen. Dafür gebe es eine Vielzahl von Herangehensweisen, so Liebig: "Europa ist dabei, eine eigene Komponente aufzubauen, die sich GMES, Global Monitoring for the Environment and Security, nennt. Wir haben einige Dienste schon laufen, bei denen es zum Beispiel darum geht, das Eis in den Polarregionen zu monitoren. Die Masse des Eises hat einen wichtigen Einfluss auf unser Klima." Neben Eis und Bewaldung lassen sich auch die Wasserqualität, das Algenwachstum oder der Zustand der Ozonschicht messen.

    Eine globale Zusammenarbeit ist angesichts der globalen Probleme umso wichtiger. "Bisher haben wir in jedem Land im Grunde eigenständige Lösungen", kritisiert Liebig. "Die Daten werden in sehr unterschiedlichen Standards geliefert, das ist nicht überschaubar. Man beschließt jetzt, dabei zu kooperieren. Die Länder tragen zu einem globalen System bei, man beschließt, wie man die Daten austauscht. Was wir bei den Wettersatelliten schon vor vielen Jahren geschafft haben - ein weltumspannendes System von Satelliten, deren Daten für alle Wetterdienste frei verfügbar sind -, das wollen wir auch für den Umweltbereich schaffen."

    [Quelle: Arndt Reuning]