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Korruptionsvorwürfe gegen Amateurboxverband

Die BBC hat Bestechungsvorwürfe gegen den Internationalen Amateurboxverband AIBA erhoben. Der Verband soll Aserbaidschan bei den Olympischen Spielen zwei Goldmedaillen zugesagt und dafür mehrere Millionen Euro kassiert haben. Es ist nicht das erste Mal, dass der Internationale Verband sich mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert sieht.

Von Jochen Spengler | 23.09.2011
    Neun Millionen Dollar sind geflossen. Von einem unbekannten Investor in Aserbaidschan über dortige Regierungskanäle an die WSB, eine Boxliga, die vom Internationalen Amateurboxverband betrieben wird.
    Nach einjährigen Recherchen beruft sich die BBC auf zwei Informanten, die bezeugen, dass Ivan Khodabakhsh, der Geschäftsführer der WSB-Liga Aserbaidschan für die Millionen zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen im kommenden Jahr in London versprochen hat. Mit den Vorwürfen konfrontiert, erklärt Khodabakhsh

    "Erstens kein Kommentar und zweitens, das ist eine absolute Lüge."

    Auch die Anwälte des Weltverbandes AIBA, der für die Ausrichtung des olympischen Boxturniers zuständig ist, sprechen von absurden und völlig falschen Beschuldigungen. Und AIBA-Präsident Ching-Kou Wu, zurzeit in Aserbadschan, wo ab Montag die für die Spiele qualifizierenden Boxweltmeisterschaften ausgetragen werden, versichert im Telefonat mit der BBC:

    "Das ist das erste Mal, dass ich davon höre und es ist total unwahr und grotesk. Wissen Sie, wie sehr ich mich darum bemüht habe, unser Haus zu säubern. Vier Vizepräsidenten, ein Generalsekretär und sechs Exekutivmitglieder sind von ihren Ämtern entbunden worden wegen Fehlverhaltens."

    Die BBC-Enthüllungen legen allerdings nahe, dass die Säuberungsaktion noch nicht vollendet sein dürfte. Dr. Wu verspricht Null-Toleranz gegenüber seinem Mitarbeiter Ivan Khodabakhsh:

    "Wenn Ivan das gemacht hat, werden wir sofort eine Untersuchung einleiten. Wenn er sich traut mir zu sagen, dass er solche Vorschläge gemacht hat, dann werde ich ihn sofort feuern und auch überprüfen, wer dahinter steckt."

    Zwar erscheint es auf den ersten Blick schwer vorstellbar, dass ein Boxer per Schiebung zur olympischen Goldmedaille gelangt. Schließlich muss er fünf Kämpfe gewinnen, wobei die fünf Wertungsrichter jeweils per Zufallsprinzip ausgewählt werden. Doch Boxinspektor Raymond Bennet, sagt:

    "Der einzige Weg, den ich für Manipulation sehe, ist, dass der Wertungsrichter Schläge nicht zählt und sagt, hab ich nicht gesehen. Ein Schlag zählt nur, wenn drei der Fünf Richter innerhalb von drei Sekunden einen Knopf drücken. Wenn sie manipulieren wollen, dann drücken sie den Knopf nicht. Das ist schwer, aber bei den letzten Spielen gab es einen chinesischen Boxer, der Punkte für Schläge zu bekommen schien, der er einstecken musste und nicht austeilte. Es gibt schon Fragen in diesem Sport ..."

    Zum Beispiel warum bei den Spielen in London das Publikum nicht mehr jede Wertung der Richter unmittelbar nach dem Schlag auf einer Anzeigetafel sehen und überprüfen können soll, sondern nur noch am Ende der jeweiligen Runde die Gesamtwertung. Vielleicht denkt das IOC über diesen neuen, manipulationsanfälligen Modus jetzt noch einmal nach.