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Korsische Kirchenmusik in Sartène
In der Tradition der Franziskaner

Fast 300 Jahre alt ist die Gesangstradition, auf die sich der Chœur de Sartène beruft. In Sartène, im Zentrum der korsischen Mehrstimmigkeit, wird die junge Generation an das kulturelle Erbe der Vorfahren herangeführt.

Von Philipp Quiring | 22.01.2019
    Mitglieder des Choeur de Sartène in schwarzer Konzertkleidung in einer Kirche vor dem Altar
    Die Mitglieder des Choeur de Sartène (Choeur de Sartène)
    Die kulturelle Entwicklung einer korsischen Kirchenmusik wurde seit dem frühen Mittelalter gehemmt. Im Laufe der Geschichte sahen sich die Korsen verschiedenen Invasoren ausgesetzt, das Gebiet wurde zur Verhandlungsmasse: Mal gehörte es zu Pisa, dann zu Genua. Adels- und Familienstreitigkeiten, Revolutionen und jahrzehntelange Kriege folgten bis hin zur Einverleibung ins französische Königreich 1789.
    Küste, Sartene, Korsika, Frankreich, Europa ibxmmw04037223.jpg Coast Sartene Corsica France Europe ibxmmw04037223 JPG
    Der Küstenort Sartène im Südwesten von Korsika (imago stock&people)
    Während andernorts in Europa seit dem 12./13. Jahrhundert mehrstimmige Gesänge praktiziert wurden, pflegte der korsische Klerus zu dieser Zeit weiterhin den einstimmigen gregorianischen Choral.
    Im weiteren Verlauf der Jahrhunderte waren es Impulse von Franziskaner-Mönchen, die wesentlich dazu beitrugen, dass sich eine eigenständige Mehrstimmigkeit auf Korsika etablierte. Angelehnt an die bis ins 16. Jahrhundert verbreitete Gesangspraxis "ex tempore" entwickelte sich das polyphone Prinzip des "Paghjella"-Gesangs.
    Der "Chœur de Sartène" pflegt diese mündlich weiter getragene Tradition. Zudem haben die fünf Männer, neben Eigenkompositionen, auch die einzige schriftlich überlieferte korsische Musik in ihrem Programm.