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Kosten der Energiewende

"Die Umlage für Ökostrom steigt vermutlich wieder" – so lautete eine Überschrift im Wirtschaftsteil der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Anders als Umweltminister Norbert Röttgen im Bundestag angekündigt hatte, könnte die Umlage, die den Umstieg auf Erneuerbare Energien finanziert, im kommenden Jahr angehoben werden.

Von Dieter Nürnberger | 08.09.2011
    Noch ist das Ganze nicht in trockenen Tüchern, somit ist eine Erhöhung der EEG-Umlage für das nächste Jahr derzeit nicht beschlossen. Einige Akteure nennen die Meldung in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" deshalb auch noch weitergehend spekulativ. So verweisen die Übertragungsnetzbetreiber, davon gibt es vier in Deutschland, darauf, dass der Zeitraum für die Kalkulation der Umlage für das Jahr 2012 noch gar nicht abgeschlossenen ist. Denn die Grundlage für die Berechnung ist jeweils die Zeitspanne von Januar bis Ende September eines Jahres. Und erst danach, so ein Sprecher des Betreibers "50 Hertz Transmission", wisse man genaueres.

    Allerdings gibt es auch Tendenzen auf dem Markt der erneuerbaren Energien, die durchaus nahe legen, dass die Verbraucher ab 2012 mehr für die Erzeugung regenerativen Stroms in Deutschland berappen müssen. Ausschließen wollte dies heute Vormittag übrigens auch nicht der Sprecher des Bundesverbandes Erneuerbare Energien.

    Was könnte nun für eine Erhöhung sprechen? Derzeit beträgt die Umlage rund 3,5 Cent je verbrauchte Kilowattstunde. Die Spekulationen gehen nun dahin, dass ab 2012 eine Erhöhung um rund zehn Prozent erwogen werde. Das heißt konkret: dass dann 3,85 Cent je Kilowattstunde zu zahlen seien. Bereits Ende 2010 hatten die vier Übertragungsnetzbetreiber eine Mittelfristprognose für 2012 erstellt, hier ist von einem Wert zwischen 3,4 und 4,4 Cent die Rede – somit käme eine Erhöhung zumindest nicht unbedingt überraschend.

    Als Begründung für eine mögliche Erhöhung der Umlage spricht auch der Zubau an neuen Anlagen – immer mehr Windräder und auch Photovoltaikanlagen sind installiert worden. Und gerade die Stromgewinnung aus Solaranlagen wird ja vergleichsweise hoch vergütet. Im ersten Halbjahr 2011 kamen übrigens rund 20 Prozent des Stroms in Deutschland aus allen Formen der erneuerbaren Energien.

    Recht komplex ist die Berechnung: Inzwischen müssen die Netzbetreiber die Einnahmen und Ausgaben nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz saldieren. Und nach veröffentlichten Bilanzen der Netzbetreiber ist man hier derzeit wieder ins Minus gerutscht. Auf diesem Konto gab es schon Ende 2010 ein Minus von über 1,2 Milliarden Euro. Dieses wurde aber durch die deutliche Erhöhung der Umlage zum Jahresbeginn inzwischen weitgehend ausgeglichen – 2011 hatte sich die Umlage um rund 70 Prozent erhöht – von damals 2,0 auf 3,5 Cent je Kilowattstunde.

    Kritik an der Berechnungsgrundlage kommt vom Bundesverband Erneuerbarer Energien. In die Prognose für das jeweils kommende Jahr würden Daten aus den letzten drei Monaten eines Jahres nicht eingerechnet, obwohl gerade in dieser Zeitspanne die Kosten für die Erneuerbaren erfahrungsgemäß sinken würden. Sollten deshalb die Verbraucher zu viel Umlage bezahlen, würde dies zwar später korrigiert, das heißt, die Umlage würde dann wieder sinken, doch käme dieser Ausgleich für die Verbraucher nur mit einer erheblichen zeitlichen Verzögerung an.

    Fazit: Ausgeschlossen ist eine Erhöhung der Umlage für 2012 nicht, sie ist sogar eher wahrscheinlich, allerdings steht eine endgültige, bezifferbare Steigerung noch nicht fest. Klar sollte aber auch sein – die Energiewende, also auch der Ausstieg aus der Atomkraft – ist nicht zum Nulltarif zu haben. Aber das wurde auch nie von den Verantwortlichen wirklich behauptet.