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Kraniche für Japan

Drei Wochen nach dem schweren Erdbeben und dem verheerenden Tsunami sind in Japan noch immer viele Menschen obdachlos, Tausende werden vermisst. Deswegen gibt es an vielen deutschen Unis Benefizveranstaltungen für die Betroffenen. In Bonn sammeln Studierende und Professoren Spenden, als Anreiz verschenken sie Origami-Kraniche.

Von Christoph Sterz | 01.04.2011
    "Entschuldigung, hätten Sie einen kurzen Moment Zeit? Wir sind von der Bonner Japanologie. Wir sind deutsche Studenten und Austauschstudenten und wir sammeln für die Katastrophenopfer in Japan."

    "Ah, ja, da spende ich doch gerne. Ham sie eine Dose?"

    Schon wieder etwas Kleingeld für die Spendenaktion von Gesche Siewertsen und ihren Kommilitonen. Deutsche und japanische Studierende sind zurzeit in der Bonner Innenstadt unterwegs und verteilen für eine Spende kleine Origami-Kraniche. So sammeln sie Geld für das Japanische Rote Kreuz - und fühlen sich dadurch nicht ganz so hilflos.

    "Als das Erdbeben passiert ist und vor allem der Tsunami, hab ich mich unglaublich betroffen gefühlt, als wenn das wirklich direkt vor meiner Haustür passiert wäre - weil ich auch sehr viele Freunde in Japan habe. Und dann hatte mir die Masami, meine Freundin, von der Aktion erzählt. Und ich fand das gut, weil das etwas ist, was ich machen kann","

    sagt Gesche Siewertsen, Japanologiestudentin in Bonn. Japanische Studierende wie Atsuko Takemi beteiligen sich ebenfalls. Die Psychologiestudentin hat aber als direkt Betroffene eine etwas andere Motivation.

    ""Es gibt auch ein japanisches schönes Sprichwort, das bedeutet: Anteilnahme ist zunächst nicht für die anderen, sondern für sich selber. Und ich hab auch durch diese Katastrophe einen Freund verloren und ich bin auch persönlich sehr betroffen. Was ich von hier aus machen kann, es gibt nicht so viel. Und dass ich die Spendenaktion mit den anderen Leuten mitarbeite, das mach' ich in erster Linie für mich."

    Takemi will sich außerdem solidarisch mit ihren betroffenen Landsleuten zeigen. Noch immer werden über 15.000 Menschen vermisst, viele Gebiete im Nordosten Japans sind weiterhin unbewohnbar. Hilfsbereitschaft zu zeigen, findet die Studentin sehr wichtig:

    "Bei den Betroffenen ist es das Schlimmste, dass man sich dann vergessen oder allein und im Stich gelassen fühlt. Und ein Hilfsangebot aus einem anderen Land ist eine emotionale Hilfe. Und das ist auf jeden Fall gut."

    In ganz Deutschland haben Studierende und Wissenschaftler Hilfsaktionen ins Leben gerufen. In Städten wie Trier, Würzburg und Saarbrücken sammeln sie zurzeit Spenden. Besonders viele Veranstaltungen finden in Göttingen statt. Dort wurde sogar ein eigener Verein gegründet, um die Hilfsaktionen zu koordinieren. Die japanologische Abteilung der Uni Bonn plant eine Benefizveranstaltung am 13. April. Die Spenden sollen dann einer japanischen Hilfsorganisation zukommen, und zwar in:

    ""Oshu, also das ist eine Stadt in Nordostjapan, die selbst nicht so stark vom Erdbeben betroffen ist, aber dort funktioniert quasi so ein Zentrum für die Hilfe für die Leute, die jetzt also Lebensschwierigkeiten bekommen. Und dann gibt es dort auch die Leute, solchen Katastrophenopfern helfen","

    erklärt der wissenschaftliche Mitarbeiter Shiro Yukawa. Den Kontakt zur dortigen Hilfsorganisation hat eine Absolventin hergestellt. Während der Veranstaltung soll es japanisches Essen geben, außerdem tritt ein japanisches Bläserquintett auf. Und auch die Studierenden sind vertreten - und werden wieder versuchen, ihre Origami-Kraniche unter die Leute zu bringen.