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Krise in der Ukraine
"Es ist einfach lebensgefährlich"

Die Lage im ostukrainischen Konfliktgebiet spitzt sich weiter zu. Augenzeugen berichten von einem Klima der Angst in der Zivilbevölkerung. Erstmals gibt es nun wohl auch einen Toten auf russischem Gebiet. Moskau droht mit Konsequenzen.

Von Sabine Adler | 13.07.2014
    Ein gepanzertes Fahrzeug der ukrainischen Streitkräfte bei Slawjansk.
    Die Zivilbevölkerung gerät bei den Kämpfen zwischen ukranischem Militär und Separatisten zunehmend zwischen die Fronten. (AFP / GENYA SAVILOV)
    Mit Artillerie von russischem Gebiet aus soll am Vormittag die 72. Brigade der ukrainischen Regierungstruppen beschossen worden sein. Dabei hat es mindestens sieben Tote und zwischen 20 und 30 Verletzte gegeben, erklärte der ukrainische Politiker Ljaschko. Das Feuer könnte eine Antwort auf einen Treffer von ukrainischer Seite sein. Eine Rakete hat eine Person in einem russischen Dorf getötet. Mindestens neun Tote haben die Kämpfe gestern in Donezk gefordert. In dem Stadtbezirk Petrowski sind Raketen eingeschlagen. Regierungstruppen berichten, dass Separatisten, wie schon in Slawjansk, Wohnviertel attackieren und dann die Regierungstruppen beschuldigen.
    Das Bürgermeisteramt von Donezk informierte über die zweite unruhige Nacht in Folge, wieder seien Explosionen aus drei umliegenden Vororten zu hören gewesen. Außerdem sei über der Stadt mehrfach ein Flugzeug aufgetaucht, obwohl der Flughafen seit Wochen geschlossen ist. Durch Lugansk sind am Morgen mehrere Panzer gefahren - mit Flaggen der Russischen Föderation und der Aufschrift DNR: Donezker Volksrepubklik. An die Panzer waren mehrere Artilleriegeschütze angehängt.
    "Jeder lebt in Gefahr"
    Annastasija Roschkowa aus Lugansk ist eine junge pro-ukrainische Maidan-Aktivistin, die gezwungen wurde, die Stadt zu verlassen. Sie berichtet dem ukrainischen Nachrichtenfernsehen 24 TV von einem Klima der Angst in der Stadt, die immer noch von den Separatisten gehalten wird. "Jeder lebt in Gefahr, jedem wird gedroht. Jeder, der einfach nur auf der Straße telefoniert, kann jeden Moment festgenommen und gefoltert werden. Dann behauptet man einfach, dass er ein Vertreter des Rechten Sektors gewesen ist und der ukrainischen Armee hilft. Wenn man auf die Straße geht, läuft man Gefahr, in einen Schusswechsel zu geraten. Man hört, dass die Separatisten aus Wohnvierteln heraus auf die ukrainische Armee schießen und damit riskieren, dass zurückgeschossen wird. Klar, dass dabei die Häuser zerstört werden. Es ist einfach lebensgefährlich."
    Die ukrainischen Kräfte der Anti-Terror-Operation wollen sowohl Donezk als auch Lugansk abriegeln, weil sie dort den Großteil der pro-russischen Milizen vermuten. Die Separatisten in Donzek warnten die Bevölkerung, bei ihrer Flucht aus der Stadt Lebensmittel mitzunehmen. Es gelte ein Verbot, Lebensmittel aus der Stadt herauszubringen, was offenbar eine Reaktion auf die befürchtete Blockade der Stadt ist, die die Regierungstruppen angekündigt haben.
    Das Verteidigungsministerium in Kiew teilte mit, dass die Luftwaffe auch gestern Stellungen der Aufständischen bombardiert habe. Während der fünf Angriffe seien mehrere Dutzend Rebellen getötet worden, heißt es von Regierungsseite.