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Krisenplan Bahn

Der letzte Winter steckt der Deutschen Bahn und den Kunden noch in den Knochen. Damals kam es zu vielen Verspätungen. Jetzt will sich die Bahn bessern - mit Millioneninvestitionen.

Von Andreas Baum | 15.11.2011
    70 Millionen Euro wird die Bahn nach eigenen Angaben zusätzlich investieren, um ein Winterchaos wie in den vergangenen Jahren zu vermeiden – gleichwohl macht sich der Konzern keine Illusionen. Trotz des Geldes kann es wieder zu Verspätungen und Zugausfällen kommen. Die Schnellinvestition ist nur ein Anfang, bis 2015 will die Bahn insgesamt 300 Millionen Euro in eisfreie Schienenwege und kältetaugliche Schienenfahrzeuge stecken. Hauptsächlich in Technik: Eintausend Weichenheizungen werden nachgerüstet, bestimmte Putzloks werden Oberleitungen enteisen, ein satellitengestütztes Meldesystem soll es erlauben, jederzeit einen Überblick über die Schneelast auf den Gleisen zu bekommen. Außerdem hat man schon jetzt Bäume und Büsche an den Strecken beschnitten, damit sie auch bei Winterwetter nicht auf die Gleise stürzen. Darüber hinaus soll die Zahl der Mitarbeiter, die frühmorgens die Bahnsteige räumen, verdoppelt werden. Der Fahrgastverband Pro Bahn hatte im vergangenen Jahr sehr deutlich Kritik am Versagen der Bahn geübt. Dieses Jahr zeigt sich sein Sprecher Michael Oomen zumindest halbwegs zufrieden, 70 Millionen Euro sind besser als nichts.

    "Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Deutsche Bahn erkennt offensichtlich, dass sie Handlungsbedarf in den Wintermonaten hat, ich hoffe, dass sie aus den vergangenen Jahren gelernt hat und auch die Kommunikation verbessert, wir hatten nämlich oftmals Fahrgastbeschwerden, dass die Leute das Problem hatten, dass sie gar nicht wussten, wie es weitergeht. Das heißt, das eigentliche Problem war gar nicht die Verspätung, sondern die Kommunikation des Unternehmens, und wir hoffen, dass das besser wird."

    In der Tat hat die Bahn Vorkehrungen getroffen, um ihre Kunden bei Störungen besser zu informieren. An mehr als 1.700 zumeist kleinen Bahnhöfen, an denen schon vor einigen Jahren das Personal eingespart wurde, sind neue Anzeiger installiert worden, die über Verspätungen und Zugausfälle informieren. Der Fahrgastverband Pro Bahn verweist aber darauf, dass das eigentliche Problem weit größer ist. Wegen der Privatisierungsfantasien sei über Jahre nicht genügend Geld in Schienen, Bahnhöfe und Fahrzeuge gesteckt worden, es gibt einen Investitionsrückstau von 35 Milliarden Euro, sagt Michael Oomen.

    "Jetzt ist es so, dass es zukünftig im Bundeshaushalt eine zusätzliche Milliarde geben wird für Investitionsmittel. Allerdings verteilt sich die sehr ungerecht. 60 Prozent gehen in die Straße, womit dann im Wesentlichen Autobahn gemeint ist, und nur 10 Prozent geht in die Schiene. Und es ist für die Zukunft also auch wirklich so: Solange die Bundesregierung die Schiene systematische vernachlässigt, wird es harte Winter geben."

    Auch der Zughersteller Siemens will künftig bessere Wartungssysteme zur Verfügung stellen, damit vorhandene Züge schneller überprüft und wieder eingesetzt werden können. Dies gilt insbesondere für die Nachfolgegeneration der jetzigen ICEs, die sogenannten ICx, die ab 2016 eingesetzt werden sollen. Bahn-Vorstand Ulrich Homburger zufolge fehlen derzeit wegen der notwendigen Ultraschalluntersuchungen im täglichen Betrieb zwischen zehn und zwanzig ICE-Züge.