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Krisenwährung Gold

Gold gilt in Zeiten der Stürme und Orkane auf den Finanzmärkten als der sichere Hafen. Anleger parken hier ihr Vermögen, um es vor dem Untergang zu schützen. Derzeit ist die Nachfrage so hoch wie noch nie. Das Gold wird darum knapp, der Preis steigt.

Von Christoph Herwartz | 10.10.2008
    Er hat sich in den vergangenen drei Jahren verdoppelt, in den letzten vier Wochen stieg er um bis zu 20 Prozent auf etwa 900 Dollar für eine Feinunze, das sind etwa 31 Gramm. Christian Schmidt von der Landesbank Hessen-Thüringen:

    " Ja, in der Tat hat natürlich die aktuelle Entwicklung auf den Finanzmärkten dazu beigetragen, dass sehr viel Geld jetzt in das Gold hineingeflossen ist. Rein traditionell und aus der Historie begründet kennt man das Gold als sicheren Hafen. "

    Etwa 153.000 Tonnen verfügbares Gold gibt es auf der Welt. Ein Großteil davon ist als Schmuck oder Kunst im Umlauf, ein weiterer großer Posten liegt als Geldreserve in den Tresoren der Zentralbanken. Die haben sich darauf geeinigt, in den kommenden Jahren nur geringe Mengen ihres Schatzes zu verkaufen. Das wirkt auf den Preis stabilisierend. Nur etwa ein Sechstel des Goldes, also gut 25.000 Tonnen, ist in der Hand von Anlegern und kann überhaupt frei gehandelt werden. Schmidt:

    " Man kann Gold auf unterschiedliche Arten und Weisen kaufen. Physisch natürlich in Form von Münzen oder Barren. Manche bevorzugen vielleicht sogar den Kauf von Schmuck. "

    Immer fallen dann hohe Kosten für den Kauf und die Aufbewahrung an. Wer auf einen steigenden Goldpreis setzen möchte, kann das auch in anderer Form tun: Mit einem Zertifikat oder Anteilen an einem Goldfonds, einem sogenannten ETF, erklärt Christian Schmidt:

    " Grundsätzlich, wenn Sie physisch Gold kaufen, haben Sie relativ hohe Transaktionskosten und sie sind natürlich weniger flexibel als jemand, der über die Börse ETFs verkauft und kauft, das zum Einen. Zum anderen unterliegt natürlich auch das Gold Währungsschwankungen, das ist ein weiterer. Und noch ein dritter, letzter: Die Realverzinsung über die lange Periode war eher unterdurchschnittlich. "

    Viele Nachteile, doch die Goldanlage hat auch Vorteile. Denn hinter dem Edelmetall steht keine Bank und kein Unternehmen, das pleite gehen kann. Ein Totalausfall ist also ausgeschlossen. Außerdem ist Gold eine Absicherung gegen Inflationsgefahren: Wenn der Wert des Geldes sinkt, bleibt der Wert des Goldes dennoch erhalten. Anleger legen deshalb häufig einen Teil ihres Kapitals in Gold an - als Reserve für den äußersten Notfall.

    Jetzt noch schnell auf den steigenden Goldkurs aufzuspringen, ist nicht unbedingt sinnvoll. Denn auch beim Gold gilt: Nur weil in der vergangenen Zeit der Preis gestiegen ist, muss es nicht immer so weiter gehen. Genauso gut könnte der Preis etwa bei einem Abklingen der Börsenturbulenzen bald wieder sinken. Wer sein Depot nun dennoch gerne mit Gold anreichern möchte, hat aktuell noch ein weiteres Problem: Den Goldhändlern gehen die Münzen und Barren aus. Christian Schmidt:

    " Durch den Run auf da Gold ist momentan die Situation eingetreten, dass diese Münzen schlichtweg nicht mehr verfügbar sind. Das heißt, es sind Wartezeiten entstanden, die bis zu acht Wochen gehen können und das ist wiederum dadurch bedingt, dass die Prägeanstalten nicht mehr hinterher kommen, den hohen Nachfragebedarf zu decken und von dem her: Wenn man physisch kaufen möchte, muss man sich auf Wartezeiten einstellen. "