Donnerstag, 25. April 2024

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Kritik an Chris Dercon
Berliner Volksbühne bald ohne Volk?

Die Berliner Volksbühne unter dem neuen Chef Chris Dercon steht nach den jüngsten Verrissen stärker in der Kritik denn je. Das lässt auch den Verein "Kulturvolk" nicht kalt, der Abos für die Bühne vermittelt. Marketingchef Erik Günther forderte im Dlf Veränderungen, stellt sich aber nicht gegen Dercon.

Erik Günther im Gespräch mit Henning Hübert | 01.03.2018
    Chris Dercon, der Intendant der Volksbühne, im ehemaligen Flughafen in Tempelhof. Die Volksbühne lädt zum Saisonauftakt am 10.09.2017 zur Open-air-Aufführung "Fous de danse - Ganz Berlin tanzt auf Tempelhof" bei freiem Eintritt auf das Tempelhofer Feld.
    Der umstrittene Intendant der Berliner Volksbühne Chris Dercon - damals noch optimistisch beim Saisonauftakt. (dpa / Jens Kalaene)
    In Berlin wurde 1914 die älteste deutsche Volksbühne eröffnet - finanziert mit gespendeten "Arbeitergroschen" und getragen von einem Verein, der sich der Förderung der Unterhaltungskultur für Arbeiter verschrieben hatte. Nachfolger ist der e. V. Freie Volksbühne Berlin, heute der Verein "Kulturvolk". Der Verein vermittelt Schauspiel-Abonnements an seine Mitglieder. Doch nach den schlechten Kritiken unter dem neuen Intendanten Chris Dercon und Berichten über spärlich besuchte Vorstellungen fordert nun auch der Marketingchef des Vereins Veränderungen. Man müsse aus den Erfahrungen der ersten Spielzeit-Hälfte lernen.
    So sollte seiner Meinung nach ein Schauspieldirektor eingesetzt werden, um für mehr reine Sprechtheater-Produktionen zu sorgen. Gleichzeitig möchte sich der Verein allerdings noch nicht gegen Dercon stellen. Man wolle die Intendanz erst einmal diese Spielzeit arbeiten lassen und nicht zusätzlich den Druck erhöhen.
    Die schwierige Gesamtsituation macht sich nach Angaben des Marketingchefs des Vereins "Kulturvolk", Günther, auch in der Kartenabnahme bemerkbar. Allerdings wies er darauf hin, dass die Kartenumsätze unter der Intendanz von Frank Castorf nicht wesentlich höher gewesen seien - außer in der Abschiedsspielzeit von Castorf. Da habe man durch dessen Ankündigung, unter der neuen Intendanz seine Stücke nicht mehr in der Volksbühne zu zeigen, eine gute Marketingsituation gehabt.