Dienstag, 19. März 2024

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Kritik an Sandra Maischberger
TV-Produzent verteidigt Auswahl von Talkshow-Gästen

In der Talkshow von Sandra Maischberger soll auch über die Unruhen in den USA, Rassismus und Polizeigewalt diskutiert werden - ursprünglich ohne von Rassismus Betroffene dabei zu haben. Daran gibt es Kritik. Auch der Sendung von "Markus Lanz" wird das vorgeworfen. Ihr Produzent Markus Heidemanns sagte im Dlf, es hänge davon ab, worüber genau man sprechen wolle.

Markus Heidemanns im Gespräch mit Henning Hübert | 03.06.2020
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maischberger.die woche (WDR Kommunikation/Redaktion Bild)
Die heftigen Ausbrüche von Polizeigewalt auf den Straßen US-amerikanischer Städte nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd sind auch hierzulande Thema in vielen Talkshows und Sendungen. Auch das ARD-Format "maischberger.die woche" plant eine Talkrunde zum Thema Rassismus in den USA.
Doch dass die für die Sendung am Mittwoch geladenen Gäste allesamt ausschließlich weiße Deutsche sind, hat der Redaktion bereits vorab heftige Kritik eingehandelt. Auf der Liste der Talk-Gäste stehen Außenminister Heiko Maas, Börsenexpertin Anja Kohl, Journalist Dirk Steffens, Kolumnist Jan Fleischhauer und die Virologin Helga Rübsamen-Schaeff.
In einer Petition auf der Onlineplattform "Change.org" fragen Aktivisten Sandra Maischberger: "Warum laden Sie fünf weiße Menschen ein, um über Rassismus zu sprechen?"
Mit Betroffenen reden
Müssen in Talkshows, in denen es um das Thema Rassismus und Staatsgewalt geht, nicht auch Betroffene zu Wort kommen? Eine Frage, die auch an die ZDF-Sendung "Markus Lanz" gerichtet wurde, die sich diese Woche ebenfalls mit dem Thema beschäftigt. Am Dienstag waren unter anderem die ZDF-Korrespondenten Johannes Hano und Elmar Theveßen dabei, der Politikwissenschaftler Christian Hacke sowie der frühere USA-Korrespondent des Spiegel, Markus Feldenkirchen.
Im Deutschlandfunk sagte Lanz-Produzent Markus Heidemanns, weil man dreimal in der Woche sende, habe man entschieden, das Thema auf drei Komplexe aufzuteilen: Am Dienstag ging es zunächst um die Lage in den USA nach dem Tod von George Floyd mit den genannten Gästen. Doch es sei in dieser Runde "nicht hauptsächlich um das Thema Rassismus" gegangen, verteidigt Heidemanns die Besetzung.
Am Mittwoch soll der Schwerpunkt dann beim Thema Rassismus in Amerika, "aber auch in Deutschland" liegen, "dann auch mit Gästen, die dazu Stellung nehmen können". So ist die Filmregisseurin Mo Asumang eingeladen, die mit ihren ghanaischen Wurzeln selber viel Erfahrung mit Rassismus in Deutschland gemacht hat. Für Donnerstag sei die afrodeutsche Wissenschaftlerin und Buchautorin Hadija Haruna-Oelker eingeplant, außerdem Fußballprofi Dennis Aogo, dessen Vater Opfer von Polizeigewalt in Deutschland wurde.
"Experte zu welchem Thema?"
Dass bei den derzeitigen Diskussionen über die gewalttätigen Unruhen in den USA zwingend Betroffenen als "Experten" dabei sein müssten, hängt für TV-Produzent Heidemanns vom genauen Inhalt der Sendung ab: "Die Frage ist doch: Experte zu welchem Thema?" Ging es in der ersten "Markus Lanz"-Sendung in dieser Woche um Polizeigewalt und deren Hintergründe, um das Verhalten von Donald Trump in dieser Lage, so habe die Hautfarbe in der Besetzung "erstmal keine Rolle" gespielt. "Da ging es nicht vordergründig um das Thema Rassismus, sondern um die Situation insgesamt in Amerika."
"Wenn es aber um das Thema Rassismus geht, ist es sehr wichtig, Leute im Studio zu haben, die aus eigenen Erfahrungen erzählen können", findet Heidemanns im @mediasres-Interview. Und: "Dass sich die Redaktionen auch anderer Talkshows mit dieser Diskussion auseinandersetzen werden, kann ich mir schon gut vorstellen."
Die Maischberger-Redaktion reagierte mittlerweile bei Twitter auf die Kritik: Zwar würden die Unruhen in den USA aktuell die Schlagzeilen beherrschen, hieß es, daneben aber wollen man sich auch anderen Themen widmen - wie der Coronakrise, den Reisewarnungen oder dem Konjunkturpaket. Und dann: "Lasst uns doch erst mal die Sendung anschauen und anschließend gerne weiterdiskutieren. Machen wir das so?"
Mittlerweile wurde noch eine afro-amerikanische Germanistikprofessorin aus North Carolina eingeladen; sie hat zugesagt.