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Bitcoin-Halving - warum die Produktion halbiert wird

Die Kryptowährung Bitcoin wird alle vier Jahre gegen Wertverlust geschützt - durch das sogenannte Halving. Die Community hofft, dass mittelfristig der Bitcoin-Kurs auf einen fünf- bis sechsstelligen Bereich steigt. Experten halten so etwas für möglich, sicher ist es nicht.

Von Friedemann Brenneis | 12.05.2020
Ein Radfahrer mit Mundschutz fährt an einem Bitcoin-Wechsel-Laden in Krakau vorbei.
Länder stürzen in die Coronakrise. Der Bitcoin aber bleibt im Vergleich zu anderen Vermögenswerten relativ stabil. (picture alliance / NurPhoto / Artur Widak)
Es ist ein Moment, auf den viele in der Bitcoin-Community seit Jahren gewartet haben. Seit heute Nacht kann ein Blockchain-Datenblock nur noch halb so viele Bitcoins erzeugen wie bisher: Statt zuvor 12,5 jetzt also nur noch 6,25. So viele Bitcoins können die Miner also von nun an im Durchschnitt alle zehn Minuten verdienen, indem sie dem Bitcoin-Netzwerk ihre Rechenleistung zur Verfügung stellen.
Seit dem Start von Bitcoin Anfang 2009 hat sich der sogenannte Block-Reward von ursprünglich 50 Bitcoins damit nun schon zum dritten Mal halbiert. Diese wiederkehrenden Reduzierungen sind nötig, weil bei Bitcoin im Gegensatz zu klassischen Staatswährungen keine Inflation vorgesehen ist. Die Geldmenge kann also nicht beliebig erhöht werden. Da zudem kein Staat für das digitale Geld bürgt, kann es nur durch eine künstlich erzeugte Seltenheit überhaupt einen Wert entwickeln.
Die Anzahl an Bitcoins ist begrenzt
Deshalb ist die Anzahl aller jemals existierenden Bitcoins von vornherein auf 21 Millionen begrenzt. Die alle vier Jahre stattfindenden sogenannten Halvings sorgen also dafür, dass dieses Limit nicht überschritten wird und Bitcoin grundsätzlich ein knappes Gut bleibt.
Auch spielen sie für die Wertentwicklung des Bitcoin eine wichtige Rolle. Denn bei einem gleichzeitig signifikant sinkenden Angebot stimulieren sie zusätzlich auch die Nachfrage nach den knapper werdenden Bitcoins, weiß Manuel Andersch. Als Währungsanalyst bei der Bayrischen Landesbank beschäftigt er sich intensiv mit Bitcoin.
"Was sind denn eigentlich die Halvings und welche Funktion haben die Halvings, dann muss man ja sagen, dass die Halvings in aller Regel anzusehen sind als Aufmerksamkeitsschocks, die vielleicht am Anfang mit einem kleinen Preisanstieg beginnen. Die aber am Ende des Tages dazu führen, dass halt eben Bitcoin noch einmal von neuen Leuten begutachtet werden, die dann eventuell das als ein gutes Investment ansehen und das am Ende des Tages dann auch so einen gewissen Bullenmarkt auslösen kann, der natürlich auch immer wieder gefolgt wird von so einem Bärenmarkt."
Auf einer Website im Internet wird online mit "Bitcoin kaufen" der Kauf der digitalen Währung angeboten
Bitcoin-Handel in Coronazeiten - Steigt der Phoenix doch noch aus der Asche?
In der aktuellen Corona-Krise ist auch der Bitcoin abgestürzt. Ist die virtuelle Währung kein sicherer Hafen? Gerade jetzt sollte man sich die Kryptowährung näher ansehen, meint der Journalist Milosz Matuschek.
Hoffnung auf fünf-bis sechstellige Kurse
Am Ende dieser Rallyes findet der Kurs dann ein Plateau das im Schnitt um den Faktor zehn höher liegt als zuvor. So war es zumindest in der Vergangenheit. Bei der ersten Halbierung des Block-Rewards im November 2012 war ein Bitcoin rund zwölf Dollar wert. Bei der zweiten im Juli 2016 waren es schon mehr als 600. Gestern, am Tag vor dem dritten Halving, kostete ein Bitcoin knapp 9000 Dollar. Kein Wunder, dass mittelfristig viele in der Community mit einem Bitcoin-Kurs im fünf- bis sechsstelligen Bereich rechnen.
Ihre Zuversicht stützen sie dabei auf das Stock-to-Flow-Modell.
"Das Stock-to-Flow-Modell ist im Grunde genommen ein ökonometrisches Modell, was versucht den Bitcoin-Preis zu erklären und in dem Fall anhand wirklich nur einer einzigen Variable, diesem Stock-to-Flow-Verhältnis, was so ein Gradmesser ist für die Härte von Bitcoin und auch von anderen Assets."
Härtegrad ähnlich dem von Gold
Der Härtegrad ergibt sich dabei aus dem Verhältnis von dem, was schon da ist - dem Stock - zu dem, was absehbar noch dazukommt - dem Flow. Je weniger dabei der Zufluss den Bestand verwässert, desto härter ist das Gut.
Mit der dritten Halbierung des Flows erreicht Bitcoin nun einen Härtegrad ähnlich dem von Gold. Ob der Kurs dadurch allerdings wieder in die Höhe schießen wird, kann auch Manuel Andersch nicht vorhersagen. Das Stock-to-Flow-Modell erkläre zwar rückwirkend den Bitcoin-Preis mit großer Zuverlässigkeit, für die Zukunft könne man aber nur mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten.
Dass der Bitcoin-Kurs noch einmal einen Satz nach oben macht, sei aber durchaus im Bereich des Möglichen. Die empirischen Daten zeigten, dass der Zusammenhang zwischen Härtegrad und Preis bei Bitcoin sehr robust sei.
In rund vier Jahren steht zudem das nächste Halving an. Spätestens dann wird Bitcoin rein rechnerisch sogar härter als Gold.