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Küchengeräte
Aus für den Thermomix in Wuppertal

Weil die Umsätze in Europa sinken, will der Haushaltsgerätehersteller Vorwerk seine Küchenmaschine Thermomix nicht länger am Sitz des Unternehmens in Wuppertal fertigen. 200 Stellen werden dazu abgebaut. Indes soll in China eine neue Produktionslinie für das Luxus-Küchengerät entstehen.

Von Johannes Rasch | 02.07.2019
Thermomix-Küchenmaschine
Der Thermomix in seiner Original-Version: Discounter bieten inzwischen deutlich günstigere Küchenmaschinen an (picture alliance / Frank May)
Erst vor fünf Jahren hatte Vorwerk zwei Produktionslinien für den Thermomix in Wuppertal aufgebaut. Damit versuchte das Unternehmen, der großen Nachfrage nach dem Modell TM 5 Herr zu werden. Doch dann überrollte die Entwicklung das Unternehmen. Lidl und Media Markt etwa boten deutlich günstigere Küchenmaschinen an, und die Nachfrage nach der Luxus-Maschine Thermomix ging zurück. Das Unternehmen sprach schon bei der Vorstellung des Jahresberichts Ende Mai von einer Phase der Konsolidierung. Dazu Vorwerk-Chef Rainer Strecker:
"Es ist in der Tat so, dass wir in einigen Bereichen mehrere hundert neue Mitarbeiter eingestellt haben, insbesondere im Bereich IT und Digitalisierung und in anderen Bereichen Strukturen anpassen müssen, und dort wird es auch zum Abbau von Arbeitsplätzen kommen, den wir über einen Zeitraum von drei Jahren, und wie sie das auch nicht anders erwarte würden, sozialverträglich gestalten werden."
Nicht mehr als 85 betriebsbedingte Kündigungen
Insgesamt sollen 200 Stellen in Wuppertal abgebaut werden, von 2.500. Das betrifft aber nicht nur die Thermomix-Produktion. Der Betriebsrat hat erreicht, dass höchstens 85 Mitarbeitern betriebsbedingt gekündigt werden darf. Mehr als die Hälfte der Stellen soll über Altersteilzeit, Renteneintritte und freiwillige Regelungen erreicht werden.
Einzelne Thermomix-Komponenten wie Motoren und Messer sollen auch weiterhin in Wuppertal produziert werden. Auch die Entwicklungsabteilung für den Thermomix soll laut Vorwerk im Bergischen bleiben. Gerade erst hat das Unternehmen neue Gebäude für Produktion und Entwicklung an der Wupper fertigt gebaut. Ein Zeichen für die Treue zum Tal. Noch einmal Vorwerk-Chef Strecker:
"Es ist sehr schwer für uns, eine Fünf- oder Zehn-Jahres-Prognose abzugeben, aber ich glaube sie können sehr gut nachvollziehen: Diese Investition, die wir hier getätigt haben, und die Gebäude sind wunderbar, ist eigentlich ein klarer Hinweis darauf, dass Wuppertal ein extrem wichtiger Standort für Vorwerk auch in der Zukunft sein wird."
Thermomix-Boom in China
Die Wuppertaler trifft die Entscheidung hart, wie eine Straßenumfrage heute zeigte:
"Find ich unmöglich."
"Nicht so schön für die Mitarbeiter von Vorwerk."
"Das find ich ganz traurig. Die armen Menschen, die gekündigt werden."
"Das ist ein uraltes Unternehmen hier in Wuppertal. Ist sehr schade doch."
"Ich find alles schlecht, wenn hier die Industrie aus dem Tal raus geht."
"Das ist denen alles wurscht. Standort Wuppertal, Arbeitsplätze und und und."
Während es also in Europa Überkapazitäten gibt, boomt dagegen das China-Geschäft bei Vorwerk. Deshalb soll in Schanghai demnächst eine neue Produktionslinie für den Thermomix entstehen.