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Lady Gaga steigert das US-Wirtschaftswachstum

Das amerikanische Bruttoinlandsprodukt wird diesen Monat auf einen Schlag um drei Prozent steigen. Grund für dieses plötzliche Wirtschaftswunder sind drastische Veränderungen bei der Kalkulation, die das BIP bis ins Jahr 1929 zurück revidieren werden. Die Statistiker in Washington werden also die Geschichte neu schreiben.

Von Miriam Braun | 31.07.2013
    Das ist die US-Popqueen Lady Gaga. Die Musikerin hat weltweit rund 90 Millionen Tonträger verkauft. Mit den Erlösen oder auch dem Verkauf von Fan-Shirts oder Konzerttickets hat sie einen ordentlichen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt der USA geleistet.

    Künftig werden auch Titel, die sich kaum verkaufen, mehr Gewicht haben im BIP – und sogar wenn Lady Gaga versucht, im Tonstudio neue Songs zu entwickeln, tut sie etwas für das US-Wachstum. Kunst und "kreative Werke" sind "immaterielle Vermögensgegenstände"und nicht mehr allein die damit erwirtschafteten Umsätze für das BIP interessant. Gleiches gilt für Bücher und Filme und für Forschung und Entwicklung allgemein. Kim Schoenholtz ist Ökonom an der New York University:

    "Forschung und Entwicklung wurde bisher als Zwischenerzeugnis gewertet. Ein Gut, das während der Produktion genutzt wird, wie Energie beispielsweise. Wir zählen nicht die Energie, um ein Produkt herzustellen, und das Endprodukt. Das wäre Doppeltberechnung. Aber dieser Ansatz vergisst, dass Forschung und Entwicklung Wissen kreiert. Und Wissen ist Kapital."

    Bisher wurde also beispielsweise das iPad von Apple als finales Produkt in das BIP gezählt, künftig wird auch der gesamte Entwicklungs-Prozess vorab berücksichtigt. Auf das Wachstum pro Quartal wird sich die Revision kaum auswirken, da bis 1929 zurück die Werte angepasst werden.

    "Diese Revision hält sich an das System der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, das von der UN, der EU-Kommission und dem IWF im Jahr 2008 beschlossen wurde. Diese Standards müssen alle Länder, die sich angeschlossen haben, bis 2014 umgesetzt haben. Die USA macht das Gleiche wie die anderen."

    Auch Deutschland wird ab September 2014 neu kalkulieren. Aber die USA sind die ersten, die diese Generalrevision vornehmen. Wer international vergleichen will, betrachtet ab nächsten Monat vorerst also Äpfel und Birnen. Auch werden nicht alle Staaten über ausreichend Datenmaterial verfügen, um akkurat nachrechnen zu können. Und es können sich Werte verändern, die an das BIP gekoppelt sind.

    Das reale BIP errechnet sich, indem man den nominalen Wert mit dem Konsumentenpreisindex um die Inflation bereinigt, erklärt Schoenholtz. Die Auswirkungen auf die Inflation sind also nicht sofort ersichtlich.

    Auch die Schuldenlast in Verhältnis zum BIP wird kleiner werden, genauso die Ausgaben des Staates – dieser könnte eine Ausweitung derselbigen rechtfertigen. Und auch die Aktienindizes orientieren sich an dem BIP. Ein Aktienmarkt gilt als überbewertet, wenn der Index aller Aktien rund 90 bis 115 Prozent des BIP erreicht. Dieser Quotient wird leicht sinken, den Höhenflügen an den Märkten also Bestätigung geben.

    "Die nationale Aufmerksamkeit wird das höchstens ein paar Tage in Atem halten. Auch weil sich das Quartalswachstum ja kaum verändert, schließlich wird die gesamte Historie angepasst."