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Lage der Bauern
Dürresommer könnte Landwirten die Bilanz ruinieren

Der Dürresommer 2018 habe Lebensmittel in Deutschland nicht verteuert, schätzt der Bauernverband. Für die Landwirte selbst sehe es dagegen schlechter aus, Bauern in vielen Regionen seien hart getroffen worden. Die staatlichen Hilfen seien gut, reichten aber nicht aus. An dieser Darstellung gibt es aber auch Zweifel.

von Philip Banse | 13.12.2018
    14.08.2018, Brandenburg, Jacobsdorf: Am Rande eines Maisfeldes stehen verkümmerte Pflanzen, die keine Kolben gebildet haben. Unter der anhaltenden Trockenheit leiden besonders die Maispflanzen. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB | Verwendung weltweit
    Wegen der langen Trockenheit im Sommer hatte das Bundeslandwirtschaftsministerium 340 Millionen Euro bereit gestellt, die Bundesländer legten auch noch mal 340 Millionen Euro drauf – Geld, das allerdings nur "existenzgefährdete" Höfe abrufen können. Der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, sagte: Über 8.000 Höfe hätten Anträge auf Dürrehilfe gestellt. In einigen Bundesländern sei mehr Geld beantragt worden als vorhanden ist. Das werde wohl von Bundesländern ausgeglichen, wo weniger Geld beantragt wurde. Die staatliche Hilfe reiche dennoch nicht, sagte Bauernlobbyist Rukwied:
    "In Anbetracht der Tatsache, dass der Gesamtschaden 2,5 bis drei Milliarden Euro beträgt, hilft die Summe den existenzbedrohten Betrieben sicherlich, die Liquidität zu stabilisieren. Aber der Großteil des Ausfalls muss die Landwirtschaft tragen."
    Kritik an Dürrehilfen
    Rund zwei Milliarden Euro müsse die Landwirtschaft tragen. Diese von den Lobbyisten genannten Dürreschäden sind aber extrem umstritten. Erhebliche Zweifel meldet etwa das Thünen-Institut an, ein Forschungsinstitut, das dem Bundeslandwirtschaftsministerium untersteht und den Agrar-Markt analysiert. Das Thünen-Institut hält die genannten Schäden für viel zu hoch und spricht von "politischen Zahlen". So würden die Bauernlobbyisten einen zentralen Effekt zu wenig berücksichtigen: Wenn das Angebot sinkt – wie durch eine Dürre – dann steigt der Preis, was am Ende dazu führen kann, dass die Bauern gleichviel oder sogar mehr Umsatz machen. Der Bauernverband beklagt auch, dass Bauern – um die Hilfen zu beantragen – ihre Finanzen offen legen müssen. Auch diese Anforderung an die Bauern hält das Thünen-Institut für gerechtfertigt. Bauern-Lobbyist Rukwied fordert darüber hinaus, zukünftig müsse der Steuerzahler den Bauern helfen, Rücklagen zu bilden:
    "Es ist überfällig, eine steuerfreie Risikoausgleichsrücklage einzurichten. Ausrufezeichen."
    Kritiker monieren: Ein Betrieb, der nach einer Dürre in seiner Existenz gefährdet sei, habe schlicht schlecht gewirtschaftet und müsse dann wohl vom Markt verschwinden. Das will der Bauernpräsident nicht gelten lassen, die Landwirtschaft habe eine gesellschaftliche Funktion.
    Sonderstellung der Landwirtschaft
    "Deshalb darf dieser Sektor nicht mit anderen Wirtschaftssektoren verglichen werden, weil die Grundversorgung mit Lebensmitteln auch der Stabilitätsanker für das Gesellschaftssystem ist."
    Rukwied legte aber auch Zahlen vor, die zeigen: Den Bauern geht es im Schnitt besser als noch vor einem Jahr: Im vergangenen Geschäftsjahr, das am 30. Juni 2018 endete, machten die deutschen Bauern - im Schnitt – mehr Gewinn als im Vorjahr.
    "Es ging im letzten Jahr wieder aufwärts um rund 20 Prozent auf nunmehr 65.200 Euro pro Betrieb. Aber das, was hier als Rücklagen auch gebildet werden kann, wird dort, wo die Trockenheit zugeschlagen hat, nicht ausreichen, um die Ausfälle des schwierigen Wirtschaftsjahres 2018/2019 ausgleichen zu können."