Samstag, 20. April 2024

Archiv

Laizität in Frankreich
Verschleierte Debatte

Die strenge Trennung von Staat und Kirche gekoppelt an Glaubens- und Gewissensfreiheit ist in Frankreich seit 1905 gesetzlich verankert.

Von Birgit Kaspar | 28.03.2020
    Rundes Fenster mit Glasmalerei - Die Erschaffung der Sterne - in der Stiftskirche Saint-Martin in Champeaux, Frankreich.
    Die Erschaffung der Sterne – Glasmalerei in der Stiftskirche Saint-Martin in Champeaux, Frankreich. (imago images / Leemage / Jean-Paul Dumontie)
    Ursprünglich zur Befriedung zwischen der entmachteten katholischen Kirche und der Republik gedacht, wird die Laizität immer häufiger als politisches Instrument missbraucht. Und militante Interpretationen der Laizität gefährden zunehmend die friedliche Koexistenz.
    Schüler bei einer Prüfung in Lille
    Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Laizität
    In Frankreich sind Kirche und Staat getrennt. Daher gibt es keinen Religionsunterricht in den öffentlichen Schulen. Ihr Auftrag ist vielmehr, republikanische Werte zu vermitteln. In jedem Klassenzimmer hängt die "Charta der Laizität".
    Außenansicht der Kirche in Belloc
    Das Unbehagen der Katholiken
    Messen und Beerdigungen ohne Priester, kaputte Glocken und Bänke: Frankreichs Kirchen auf dem Land verfallen. Ein Das nutzen vor allem rechte und rechtsextreme Politiker aus, um Wähler an sich zu binden.

    Muslime verlassen die Moschee in Bordeaux
    Ein Imam ruft zur Versöhnung auf
    Nach den Katholiken sind Muslime die zweitgrößte Glaubensgruppe in Frankreich. Um eine Spaltung der Gesellschaft zu verhindern, ergreifen auch reformorientierte Imame jede Gelegenheit zum Gespräch.
    Menschen versammelten sich gegen Islamophobie auf dem Hauptplatz von Toulouse, der Capitole. Ein Mann zeigt eine Zeitung mit dem französischen Motto "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit".  
    Polemik um das Kopftuch
    Die Laizität und das islamische Kopftuch sind in den französischen Medien ein Dauerthema. Rechtspopulisten nutzen den Schleier, um vor einer Islamisierung der Gesellschaft zu warnen. Für junge Musliminnen ist er nicht nur Ausdruck der Glaubensfreiheit, sondern Symbol des laizistischen Prinzips.

    Nicole Yardeni steht vor der "Mauer der Gerechten" in Toulouse
    Ein Instrument der Freiheit
    Rassistische, antisemitische, antichristliche und anti-islamische Akte haben in Frankreich zugenommen. Präsident Macron spricht von einer zunehmenden Zersplitterung der Gesellschaft. Aufrufe zur Gewalt sind lauter als die Stimmen der Vernunft, die sich für Toleranz und Respekt einsetzen.