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Landesmuseum Münster
Neubau und neues Konzept für Kunst und Kultur

Nach fünf Jahren Bauzeit wird jetzt das Neue Museum für Kunst und Kultur in Münster eröffnet. Es hat 50 Millionen Euro verschlungen. Eine Architektur der Höfe sei entstanden, die vom Mittelalter bis zur Gegenwart führen, sagt Hermann Arnhold, Direktor des Westfälischen Landesmuseums im DLF.

Hermann Arnhold, Direktor des Landesmuseums, im Gespräch mit Christoph Schmitz | 17.09.2014
    Christoph Schmitz: Übermorgen, am Freitag, wird es eröffnet, das Neue Museum für Kunst und Kultur in Münster, getragen vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Ein Museumsraum mit einigen tausend Quadratmetern, mit Dutzenden von einzelnen Ausstellungsräumen, mit Höfen und Plätzen, die sich in die Altstadt von Münster förmlich hineinbewegen. 50 Millionen Euro hat der Neubau gekostet, größtenteils finanziert vom Landschaftsverband. Fünf Jahre lang wurde gebaut. Der Berliner Architekt Volker Staab hat das Museum konzipiert. Der Museumsaltbau im Stil der Neo-Renaissance von 1908 wurde so beträchtlich erweitert. Kunst vom Mittelalter bis in die Gegenwart wird ausgestellt. Über 1200 Kunstwerke sind zu sehen, darunter Arbeiten von Lucas Cranach dem Älteren, Franz Marc, Ernst Ludwig Kirchner und Gerhard Richter. Zuerst aber einmal zum Neubau. Eine Architektur der Höfe sei entstanden, heißt es. Was ist damit gemeint, habe ich den Museumsdirektor Hermann Arnhold gefragt?
    Hermann Arnhold: Dieser Neubau von Volker Staab hat in Zukunft zwei Haupteingänge, die durch eine Museumspassage verbunden werden, und diese Museumspassage läuft durch ein großzügiges Foyer und dem schließt sich dann ein sogenannter Partio an. Insofern bindet sich dieser Neubau von Volker Staab natürlich auch an den Altbau an, der über den Lichthof von 1908 verfügt, und da sprechen wir oder spricht Volker Staab gerade auch von der Architektur der Höfe, um die herum sich die Kunsträume gliedern.
    Schmitz: Das heißt, das Museum ist hineingefügt in eine alte Stadtlandschaft?
    Arnhold: Das ist so. Das heißt, es öffnet sich diese Stadtlandschaft zwischen dem Domplatz auf der einen Seite und der Rothenburg auf der anderen Seite und gibt da auch ganz neue Impulse hinein, denn Sie wissen vielleicht, dass entlang der Pferdegasse sich auf der anderen Seite vier andere Museen der Universität befinden, und bereits jetzt gibt dieser Bau entscheidende Impulse hin zur Bildung eines ganz neuen Museumsquartiers, das die Leute jetzt schon für sich erschließen.
    Schmitz: Es soll ein Gestus der Offenheit, des Öffnens für die Kunst, die Sie zeigen, präsentiert werden. Wie kann ich mir denn das äußere Erscheinungsbild des Museums vorstellen? Welche Materialien wurden verbaut? Gibt es viel Glas? Ist das ein geometrischer Kubus, oder wie sieht das aus?
    Arnhold: Wenn Sie es aus der Vogelperspektive betrachten, natürlich erst mal ein heterogenes Ensemble. Sie haben auf der Nordseite den Altbau von 1908 am Domplatz und dann fügt sich dieser Neubau mit dem nördlichen Eingang und der Spitze von Volker Staab an, sucht aber gar nicht sich, sich anzubiedern, sondern setzt auch ganz bewusst ganz deutlich eigene Akzente. Zum Beispiel, wenn wir nach dem Materialkonzept fragen, dann sehen wir rund herum über die Pferdegasse zur Südseite eine sehr helle Fassade, eine Fassade, die an solchen Tagen wie diesen, wo hier die Sonne scheint, der helle Sandstein, der aufgeraut ist an den Außenseiten, geradezu strahlt und die Pferdegasse viel weiter scheinen lässt, als sie bisher schien. Diese Fassaden sind großzügige weite Fassaden. Da wechselt nach innen hin zu den Eingängen das Material hin zu einem weißen hellen, mineralisch beschichteten Beton, sodass Sie im Grunde gerade von außen betrachtet es immer mit zwei Materialien zu tun haben. An den Sichtachsen, wenn Sie so wollen, an der langen Fläche im Süden und im Norden, haben Sie jeweils sechs Meter große Fenster, die über zwei Etagen gehen.
    Schmitz: Schauen wir einmal ins Museum hinein. Sie haben die Sammlung chronologisch ausgestellt. Was präsentieren Sie? Welche Höhepunkte haben Sie als erste Frage? Und als Zweite: Wie präsentieren Sie es?
    Arnhold: Es gibt zum ersten Mal einen Rundgang, einen Rundgang, der Alt- und Neubau miteinander verbindet. Für den Besucher haben wir diesen Rundgang chronologisch geordnet.
    Schmitz: Sie fangen beim Mittelalter an und enden in der Gegenwart?
    Arnhold: Im Mittelalter fangen wir an, aber es ist wichtig zu sagen, dass die Räume selber Themen folgen. Das heißt, Sie haben als Besucher natürlich nicht nur die Möglichkeit, alle Räume vom Anfang bis zum Ende bis zur Gegenwartskunst zu durchschreiten, sondern Sie können auch Seiteneinstiege, sogenannte Shortcuts wählen, direkt ins 17. Jahrhundert, in die Gegenwartskunst, in die Skulpturprojekte, um bestimmten Themen, auch Ihren Vorlieben nachzugehen.
    Schmitz: Man wandert nicht nur durch die Kunstgeschichte vom Mittelalter chronologisch bis in die Gegenwart, sondern man kann auch sich Schwerpunkte selbst setzen?
    Arnhold: Absolut. Das heißt, viele Besucher werden nicht die Zeit haben, 51 Räume zu durchschreiten, sondern wollen vielleicht direkt in die klassische Moderne zu dem August-Macke-Raum, oder wollen direkt in die Tageslicht deckendurchfluteten Räume der Gegenwartskunst. Diese Zugänge haben wir durch ein gut durchdachtes Leitsystem natürlich auch entsprechend angefügt.
    Schmitz: ..., sagt Hermann Arnhold, Direktor des Westfälischen Landesmuseums, über die Eröffnung des Neubaus am Domplatz am Freitag.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.