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Landung der ExoMars-Sonde
Ein großer Schritt für Europa - hoffentlich

Bisher ist noch keine europäische Sonde erfolgreich auf dem Mars gelandet. Heute Nachmittag will die europäische Weltraumagentur ESA es erneut versuchen: Nach sieben Monaten Reisezeit soll die Sonde ExoMars auf dem Roten Planeten aufsetzen.

Von Guido Meyer | 19.10.2016
    Bei der Abtrennung der Nutzlastverkleidung während der Startphase der ExoMars-Mission tritt der Spurengas-Orbiter und das Wok-förmige Lande-Modul Schiaparelli zum Vorschein (künstlerische Darstellung)
    Heute Nachmittag soll "Schiaparelli" in die Mars-Atmosphäre eintauchen: Während der Startphase der ExoMars-Mission trat das Wok-förmige Lande-Modul zum Vorschein (künstlerische Darstellung) (Esa/ATG medialab/dpa picture alliance)
    "The European-Russian Mars mission is on its way!"
    14. März 2016, Russlands Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan. Die europäisch-russische Mission ExoMars beginnt ihre siebenmonatige Reise zum Roten Planeten. "Schiaparelli" sei auf dem Weg zum Mars, sagt Jorge Vago, ExoMars-Projektwissenschaftler am europäischen Weltraumforschungszentrum ESTEC im holländischen Noordwijk.
    Schiaparelli ist der Name der Abstiegskapsel, die auf dem Mars landen soll. Sie ist benannt nach dem italienischen Astronomen Giovanni Schiaparelli, dessen Name auch ein Krater auf dem Mars trägt. Die Mission ExoMars besteht aus dieser Landekapsel sowie aus einem Mutterschiff, das in einer Umlaufbahn verbleibt. Heute Nachmittag soll Schiaparelli in die Mars-Atmosphäre eintauchen.
    Freie Sicht auf den Roten Planeten
    Und danach gibt es kein Zurück mehr. Binnen drei Minuten wird sich das Tempo der Sonde von mehr als zwanzigtausend Kilometer pro Stunde auf weniger als zweitausend verringern. Dafür verantwortlich ist der Hitzeschild. Er schützt den Lander einerseits vor den hohen Temperaturen. Andererseits bremst er die Sonde ab. Kurz darauf wird die Kamera unten an Schiaparelli freie Sicht auf den Roten Planeten haben, weiß Boris Bethge, Systemingenieur für ExoMars beim europäischen Weltraumforschungszentrum ESTEC im holländischen Noordwijk:
    "Diese Kamera wird in der Tat den Abstieg fotografieren, und zwar nachdem sich der Hitzeschild gelöst hat beziehungsweise wir sprengen ihn ab. Aber wir können natürlich auch genau sehen, wie der Schiaparelli-Lander hin- und herschwenkt. Und das hilft uns bei der Rekonstruktion der genauen Landebahn."
    Jorge Vago: "Nach dem Überschallflug durch die Atmosphäre, wenn wir ungefähr sieben Kilometer über der Oberfläche sind, wird sich der Fallschirm öffnen. Mit ihm wird die Sonde heruntergleiten bis auf etwa einen Kilometer Höhe."
    Wissenschaftliche Versuche stehen erst mal nicht im Vordergrund
    Ab einer Höhe von einem Kilometer dann schaltet sich das Bremstriebwerk ein. Es soll dafür sorgen, dass sich das Abstiegstempo der Sonde bis auf eine Geschwindigkeit von sieben Kilometer pro Stunde verringert. Die letzten beiden Meter fällt Schiaparelli ungebremst auf den Mars.
    "Es ist halt auch alleine das anspruchsvoll, diese ganzen Sequenzen hintereinander autark durchgeführt zu haben, weil man durch den Verzug an Kommunikation ja gar nicht kontrollieren kann von der Bodenstation aus, sondern das wird halt alles aufgrund von Daten, die im Flug selber gemessen werden, entsprechend ausgelöst."
    Dominik Neeb von der Abteilung Über- und Hyperschalltechnologie beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. Hier haben Ingenieure die Hardware für ExoMars entwickelt und getestet. Die Batterien von Europas erstem Mars-Lander werden nur für wenige Tage reichen. Doch wissenschaftliche Versuche stehen bei diesem ersten Teil von ExoMars sowieso nicht im Vordergrund. Die ESA wolle erst einmal beweisen, dass sie’s kann, so Ali Guelhan, der Leiter der Abteilung Über- und Hyperschalltechnologien:
    "Das Hauptziel der ersten Mission ist, Demonstration der Technologie erst mal. Die Europäer, die waren noch nicht auf dem Mars. Man möchte natürlich auch diese Technologie beherrschen. Wenn wir erfolgreich landen, Daten sammeln, auswerten und alles verstanden haben - das ist ein Riesenschritt für Europa. Das haben wir noch nie gemacht."
    Ein kleiner Schritt für Schiaparelli, aber ein großer Schritt für Europa. Hoffentlich.