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Landwirtschaft
Soja vom heimischen Acker

Soja ist die wichtigste Nutzpflanze weltweit. Aber in typischen Anbauländern wie Brasilien, Argentinien und China wird die Pflanze oft in Monokultur angebaut und gentechnisch verändert. Daher wächst die Nachfrage nach heimischem, gentechnikfreiem Soja rapide.

Von Klaus Betz | 27.07.2018
    Blick auf ein Feld mit gentechnisch manipulierten Sojabohnen in den USA; undatiertes Foto
    Ein Großteils des importierten Sojas ist gentechnisch verändert. Landwirte in Deutschland und Österreich pflanzen zunehmend gentechnikfreie Ware als Alternative. (picture-alliance / dpa)
    Matthias Krön denkt, wenn er über Soja spricht, fortwährend in Kategorien wie Eiweiß oder etwa Aminosäuren. Allerdings meint er damit nicht das tierische, sondern das pflanzliche Eiweiß und hier speziell die Sojabohne.
    "Soja ist die einzige Pflanze, die am Feld wächst, die alle Aminosäuren in guter Qualität aufweist; Aminosäuren sind essentielle Nährstoffe, die der menschliche Körper nicht selbst herstellen kann und die wir zum Leben brauchen. Das heißt, Soja-Produkte haben fast die gleiche Wertigkeit wie Eier oder tierische Produkte wie Fleisch. Deswegen ist Soja eben einmalig für die menschliche Ernährung gut geeignet. Und deswegen essen die Asiaten, die ja besonders lange leben, besonders viele Sojaprodukte wie eben Soja-Milch, Tofu, Sojasauce, Miso und viele andere Produkte. Es wäre sehr wünschenswert für unsere Gesundheit, wenn wir auch mehr Sojaprodukte direkt konsumieren würden."
    Europäischer Sojaanbau gewinnt an Bedeutung
    Matthias Krön ist Vorsitzender des in Wien angesiedelten Vereins Donausoja. Soja ist weltweit die wichtigste Nutzpflanze und sie sollte seiner Ansicht nach auch in Mittel- und Südosteuropa verstärkt angebaut werden – und zwar als Alternative zur Ware aus Lateinamerika, die überwiegend gentechnisch verändert ist und in riesigen Monokulturen angebaut wird.
    "Alle unsere Höfe setzen inzwischen nur diese europäische Soja ein. Gentechnikfrei, nachhaltig angebaut. Das sind wir auch unseren Verbrauchern schuldig, die erwarten von uns, dass wir keine Tropensoja einsetzen. Und auch wir Bauern haben ein Selbstverständnis: Wir stehen auf klassische Saatzucht aus bäuerlicher Hand."
    Rudolf Bühler ist Agraringenieur und Bauer in der 14. Generation. Zugleich ist er Gründer und Vorsitzender der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, im Zentrum der Region Hohenlohe. Die Hohenloher Bauern kaufen deshalb ihr Futtermittel bei den Kollegen im benachbarten Kraichgau ein – zum Beispiel bei Rolf Wagner in Eppingen.
    "Ich kann sagen, es ist genfreies Soja, das ich selbst produziert habe. Und die Kunden, die kommen dann und sagen: Ich will dich unterstützen, ich finde das gut was du machst."
    Sojaanbau bietet Landwirten mehrere Vorteile
    Rolf Wagner bewirtschaftet einen 46 Hektar großen Familienbetrieb. Mit einem Hühnerbestand, einer Obstanlage, mit dem Getreideanbau und einer kleinen Pension hat er ein ausbalanciertes Einkommen. Seit einigen Jahren ist der auf Diversifizierung achtende Landwirt auch zum zertifizierten Soja-Bauer geworden und sieht ganz praktische Vorteile dieser Pflanze.
    "Die kleineren Landwirte bis siebzig Hektar bekommen für jeden Hektar auf dem Betrieb – also für alle 46 Hektar, 70 Euro mehr - pro Hektar an Zuwendung, wenn sie das machen. Der nächste Punkt: Wir sind im Kraichgauer Hügelland. Wenn ich hier Mais bau‘ mit der Gefahr vom Abschwemmen – das kriege ich mit dem Soja in den Griff, weil das einfach das ganze Jahr oder über die ganze Vegetationszeit den kompletten Boden bedeckt und ich damit keine Abschwemmungen hab‘."
    Die Zuschüsse von 70 Euro pro Hektar sind Resultat von agrarpolitisch veränderten Rahmenbedingungen in der EU. Davon unabhängig hat die Soja-Pflanze eine Eigenschaft, die Rolf Wagner für sich zu nutzen weiß. Die Hülsenfrucht holt sich ihren Stickstoffbedarf aus der Umgebungsluft und versorgt sich selbst.
    Nachfrage größer als Angebot
    "Die Soja-Pflanze kann ich im Wasserschutzgebiet anbauen, eine Erbse hinterlässt zu viel Reststickstoff, eine Sojabohne, wenn die abgeerntet ist – den Stickstoff, den sie produziert, den nimmt sie auch auf. Und die Erbse macht das nicht. Und damit sagt der Gesetzgeber wieder: Sojabohne im Wasserschutzgebiet erlaubt, Erbse nicht."
    Die Soja-Ernte, die Rolf Wagner und seine bäuerlichen Kollegen auf 1100 Hektar erzielen, ist praktisch schon im Voraus verkauft. Die beiden größten Abnehmer der Kraichgauer Soja-Erzeugnisse sind die Hallischen Bauern und die in Offenburg angesiedelte Handelsgesellschaft Edeka Südwest. Sie setzt mit ihrer Marke Hofglück auf gentechnikfreie und tierschutzkonforme Produkte.
    "Deswegen ist hinschauen und Transparenz ganz wichtig und wir fordern eben auch bessere Kennzeichnung von Produkten, weil wir möchten, dass der Verbraucher wirklich entscheiden kann. Und entscheiden kann ich nur, wenn ich auch weiß, was ich esse."