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Lange Sternfinsternis verrät Sterndurchmesser
Alternder Riese im Cepheus

Der Stern VV Cephei steht am frühen Abend hoch am Nordhimmel. Eigentlich gehört er noch zur vierten Größenklasse, doch erscheint er seit Wochen nur noch als Objekt der fünften Größe, ist also an einem aufgehellten Himmel kaum mit bloßem Auge zu erkennen.

Von Hermann-Michael Hahn | 04.11.2017
    Die relative Bahn des Begleiters von VV Cep während der letzten Bedeckung vor rund 20 Jahren
    Die relative Bahn des Begleiters von VV Cep während der letzten Bedeckung vor rund 20 Jahren (Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie)
    Dieser Helligkeitseinbruch verweist auf seine Doppelsternnatur: VV Cephei wird von einem zweiten Stern umrundet. Derzeit zieht der Begleitstern hinter dem massereicheren Zentralstern entlang, so dass sein Anteil am Gesamtlicht vorübergehend fehlt. Ein Umlauf dauert etwa 20 Jahre, und der mittlere Abstand beider Sterne beträgt rund das dreißigfache der Entfernung Erde-Sonne.
    Aufgrund der – geschätzten – Distanz von fast fünftausend Lichtjahren erkennt man weder die Doppelnatur des Systems noch die Durchmesser der beiden Sterne. Diese Angaben lassen sich allein aus der Beobachtung der Lichtkurve von VV Cephei herleiten.
    Eine solche Bedeckung dauert mehr als 20 Monate, und das, obwohl der Begleitstern sich relativ zu seinem Zentralstern mit rund vierzig Kilometern pro Sekunde bewegt. Somit muss dieser Zentralstern rund 1700-mal so groß wie die Sonne sein. Das macht VV Cephei zu einem der größten bekannten Sterne in der Galaxis. Stünde er an der Stelle der Sonne, so würde er fast an die Saturnbahn heran reichen.
    Entwicklungsmäßig ist VV Cephei ein alternder, massereicher Stern, der sich bereits zu einem roten Überriesen aufgebläht hat. Die Sonne dagegen wird sich in ferner Zukunft als Roter Riese bestenfalls bis zur Erdbahn ausdehnen.