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Lawinenunglück in Italien
Insgesamt neun Menschen geborgen

Am dritten Tag nach dem schweren Lawinenunglück in Italien suchen Helfer noch immer nach Überlebenden in den Trümmern des verschütteten Hotels in den Abruzzen. Neun Menschen wurden lebend geborgen, mehr als 20 Menschen werden noch vermisst. Fünf Todesopfer sind bestätigt.

21.01.2017
    Die Luftaufnahme zeigt das von einer Lawine verschüttete Hotel "Rigopiano" bei Farindola in den Abruzzen. Eine durch die Erdbebenserie ausgelöste Lawine verschüttete das Hotel.
    Nach Erdbeben in Italien - Lawine verschüttet Hotel (Vigili del Fuoco /dpa)
    Am Samstagmorgen waren neun Überlebende befreit. Zwei Frauen und zwei Männer seien in den frühen Morgenstunden gerettet worden, teilten die Bergungskräfte mit. Die Feuerwehrkräfte bargen am Samstag aber auch die Leichen von zwei Frauen, wie die Feuerwehr auf Twitter mitteilte. Damit steigt die Zahl der bestätigten Opfer auf fünf. Derzeit werden noch 23 Menschen vermisst. Diese Zahl hat das Polizeipräsidium in Pescara bekannt gegeben.
    Sie werden unter den Trümmern des Berghotels in Farindola vermutet, das eine durch Erdeben ausgelöste Lawine vor drei Tagen vollständig zerstört hatte. Die Bergungsarbeiten sind heute den ganzen Tag unvermindert weitergegangen, allerdings wurden seit heute morgen weder weitere Überlebende noch Tote gefunden – und das, obwohl die Retter auch technische Hilfsmittel einsetzen und versuchen, Handysignale zu orten. Auch über den angeblich zehnten Überlebenden, von dem es hieß, die Retter hätten Sprechkontakt zu ihm und die Bergung sei eine Frage von Stunden, gibt es keine neuen Informationen.
    Bis zu 35 Menschen waren in dem Hotel
    Insgesamt haben mindestens zwölf Menschen das Unglück überlebt. Nach Aussage des Hoteldirektors waren bis zu 35 Menschen in dem Gebäude. Mindestens vier Kinder überlebten das Unglück, die mehr als 40 Stunden in dem zerstörten Gebäude unter Schneemassen ausgeharrt hatten. Ein Arzt in Pescara hatte am Freitag gesagt, dass das Glück der Überlebenden sei, dass sie nicht direkt mit dem Schnee in Berührung gekommen seien.
    Die Gäste hatten offenbar nach den vier schweren Erdbeben am Mittwoch abreisen wollen und bereits ausgecheckt. In den Abruzzen hatte es seit Tagen geschneit, der Schnee lag zum Teil meterhoch, es kam kein Fahrzeug durch, um sie mitzunehmen. Die letzten Kilometer des Zufahrtsweges waren unpassierbar wegen der Schneemassen.
    Retter arbeiten unter harten Bedingungen
    Die ersten Retter mussten sich in der Nacht zum Donnerstag auf Skiern zum Unglücksort vorkämpfen und kamen dort gegen 4:30 Uhr an. Seit Freitagvormittag hatten die Einsatzkräfte mehrere Menschen aus dem Hotel gerettet, nachdem am Mittwoch eine gewaltige Lawine über dem Haus hineingebrochen war. Die Helfer arbeiteten unter riskanten Bedingungen zwischen Massen an Schnee und Trümmern. Auch in der Nacht machten sie keine Pause. Angesichts der vielen Stunden, die bereits seit dem Unglück am Mittwoch vergangen sind, ist die Zeit knapp.
    Die Lawine war wahrscheinlich durch eine Serie von Erdbeben ausgelöst worden und hatte das dreistöckige Viersterne-Hotel "Rigopiano" unter Schneemassen begraben. Das "Rigopiano" liegt einsam in 1.200 Metern Höhe am Hang des Gran Sasso-Berges in der Berggemeinde Farindola. Trümmer und Möbel wurden in bis zu 400 Metern Entfernung vom Hotel gefunden. Auch andernorts in Mittelitalien ist die Not weiterhin groß: Wegen des vielen Schnees sind Tausende Haushalte seit Tagen ohne Strom, einige Orte sind von der Außenwelt abgeschnitten. Allein am Freitag brachten Einsatzkräfte 120 Menschen in Sicherheit, wie die Feuerwehr auf Twitter mitteilte.
    Zusammenhang mit anderen Beben
    Das Beben vom 24. August 2016, bei dem um die Stadt Amatrice rund 300 Menschen ums Leben kamen, die Erdstöße vom 26. und 30. Oktober sowie die Beben vom Mittwoch hängen alle zusammen: Eine italienische Expertenkommission ordnet sie einer einzigen seismischen Sequenz zu, wie der Zivilschutz mitteilte. Die Sequenz könnte weitergehen.
    "Bis heute gibt es keine Hinweise darauf, dass sich die seismische Sequenz erschöpft hat", hieß es. Doch wann, mit welcher Stärke und ob tatsächlich weitere Beben kommen, vermag niemand zu sagen.
    (vic/nch/sima)