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Lebenskraft aus schwarzen Bohnen

Medizin. - Laufen ist gesund – es beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor, mindert sogar bei Migränepatienten die Anzahl der Attacken und verringert möglicherweise sogar das Krebsrisiko. Ähnliches wurde auch vom Kaffeetrinken behauptet. Ein US-Forscher ging der Kraft der schwarzen Bohne jetzt auf den Grund.

Von Kristin Raabe | 31.07.2007
    Den Mäusen im Labor der Rutgers Universität in New Jersey ging es besser als vielen anderen Labortieren. Sie hatten einen geräumigen Käfig, in dem zur Abwechslung sogar ein Laufrad stand. Lästig war nur die unangenehme Bestrahlung mit ultraviolettem Licht, wie es auch im UVB-Licht der Sonne vorkommt. Denn die Mäuse im Labor von Allan Conney hatten kein Fell, es waren Nacktmäuse und die reagieren auf diese Bestrahlung ähnlich empfindlich wie Menschen: Sie bekommen Hautkrebs. Die Mäuse mit dem Laufrad erkrankten allerdings seltener an Krebs als Kontrolltiere, die nicht soviel Bewegung hatten. Das gleiche galt auch für Nacktmäuse, die zwar kein Laufrad, dafür aber eine ausreichende Menge Koffein in ihrem Trinkwasser hatten. Allan Conney hat eine Theorie, warum sowohl Bewegung als auch Koffein das Hautkrebsrisiko mindern.

    "Wir denken, dass das irgendetwas mit dem programmierten Zelltod zu tun hat. Zellen, deren Erbsubstanz beschädigt ist, begehen sozusagen Selbstmord, damit aus ihnen keine Krebszellen werden können. Das geschieht auch bei den Zellen, die durch das ultraviolette Licht geschädigt sind."

    Krebs entsteht nur dann, wenn nicht mehr alle geschädigten Zellen in den programmierten Zelltod gehen. Koffein und Bewegung fördern den kontrollierten Selbstmord der Zellen. In einem weiteren Experiment stellte Allan Conney seinen Nacktmäusen ein Laufrad in den Käfig und gab ihnen gleichzeitig Koffein ins Trinkwasser.

    "Wir haben auch herausgefunden, dass wenn man beide Faktoren kombiniert – Bewegung und Koffein – dass der Effekt dann viel größer ist als erwartet. Größer als die Summe beider einzelnen Faktoren. Es gehen noch viel mehr Zellen in den programmierten Zelltod. Und das bedeutet natürlich auch eine erhebliche Reduzierung des Krebsrisikos, das durch ultraviolettes Licht entsteht."

    In Gewebeproben der Nacktmäuse konnte der Forscher die Zellen zählen, die dabei waren, in den programmierten Zelltod zu gehen. Ihre Anzahl war um ein Vielfaches höher als erwartet und damit das Krebsrisiko der Tiere entsprechend niedriger. Natürliche wollte Allan Conney auch herausfinden, durch welche Mechanismen Koffein und Bewegung den programmierten Zelltod fördern. Beides kurbelt den Stoffwechsel der Tiere an.

    "Sie behalten ihr normales Gewicht, aber verlieren Fettgewebe. Und das könnte wichtig sein für den programmierten Zelltod. Denn wir glauben, dass das Fettgewebe Faktoren freisetzt, die den programmierten Zelltod blockieren."

    Nach diesen Faktoren sucht Allan Conney zurzeit noch. Immerhin passt seine Hypothese ganz gut zu Befunden beim Menschen.

    "Fettleibigkeit führt zu einem erhöhten Krebsrisiko. Das triff auf etliche Krebsarten zu. Ob das nun allerdings daran liegt, dass das Fettgewebe Faktoren freisetzt, die den programmierten Zelltod blockieren, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Es lässt sich auch nicht generell sagen, dass alle Dicken an Krebs erkranken."

    Irgendwann will Allan Conney eine Behandlung entwickeln, die dem Hauptkrebsrisiko in sonnenreichen Ländern wie Australien vorbeugt. Joggen und Kaffeetrinken ersetzt jedenfalls im Moment noch nicht die Sonnencreme.