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Legehennen
Bodenhaltung immer noch stark verbreitet

Legebatterien für Hennen sind in Deutschland seit 2010 verboten. Doch wie leben die Tiere heute? Verbreitet sind Kleingruppen-, Boden-, Freiland- und Ökohaltung. Kleingruppenhaltung genießt bei Tierschützern den schlechtesten Ruf, Ökohaltung den besten. Am weitesten verbreitet ist die Bodenhaltung.

Von Susanne Kuhlmann | 01.11.2016
    In einem Supermarkt stehen stehen abgepackte Eier in einem Regal.
    Bioeier genießen unter Tierschützern den besten Ruf in punkto Haltung der Hennen. 11,7 Prozent der Eier im Handel stammen aus Ökohaltung. (Imago / Jochen Tack)
    Ein Eierbetrieb im Bergischen Land: Rotbraune Legehennen wuseln in einer großen, mit Stroh ausgestreuten Halle durcheinander. Ihre Aufgabe: Eier legen. In der Bodenhaltung, so wie hier, teilen sich neun Tiere einen Quadratmeter. Die Hennen dürfen auch auf Gitterrosten gehalten werden oder in drei Etagen übereinander.
    "Man kann schon sagen, dass es den Tieren heute besser geht im Großen und Ganzen. Was wir nicht mehr haben, sind die konventionellen Käfigbatterien", sagt Lea Schmitz, Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes.
    Vor zehn Jahren lebten mehr als zwei Drittel aller Legehennen in Käfigen, was auch das Eierangebot im Handel bestimmte. Das setzt sich heute ganz anders zusammen, erläutert Günter Scheper. Er ist Vizepräsident des Zentralverbandes der deutschen Geflügelwirtschaft:
    "Da sieht es so aus, dass wir 11,7 Prozent aus ökologischer Haltung, 26,1 Prozent aus der Freilandhaltung und 60,7 Prozent aus der Bodenhaltung haben. Die 1,5 Prozent aus der Kleingruppenhaltung fallen da kaum noch ins Gewicht."
    Legebatterien seit 2010 in Deutschland verboten
    Die Kleingruppenhaltung ist die aktuell noch erlaubte Form der Käfighaltung. Die konventionelle Käfighaltung – auch Legebatterie genannt - wurde Anfang 2010 in Deutschland verboten. Die Alternative Kleingruppenhaltung findet bei Tierschützern allerdings auch keine Zustimmung. Zwar ist der Käfig mit Einstreu, Nest und Sitzstangen ausgestaltet, aber die Bewegungsfläche pro Henne bleibt weiterhin sehr gering, sie entspricht nun etwa anderthalb DIN-A4-Blättern. In einem Käfig leben zwischen 20 und 60 Hennen. Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel hat sich von Eiern aus Kleingruppenhaltung längst verabschiedet, sagt Günter Scheper. Die meisten werden exportiert:
    "Im Inland gibt es auch immer noch einen Bedarf: Die Gastronomie, Bäckereien und exportorientierte Eiprodukt-Werke sind immer noch Abnehmer. Teilweise auch die verarbeitende Industrie, aber wirklich nur teilweise. Denn der Lebensmitteleinzelhandel schreibt seinen Lieferanten in den meisten Fällen die Haltungsform bei eihaltigen Inhaltsstoffen vor. Sie werden also kaum Teigwaren im Handel finden, die noch mit Kleingruppeneiern hergestellt sind."
    Markt- oder Geschäftseier meist aus Bodenhaltung
    Ganze Eier vom Markt oder aus dem Geschäft stammen also am häufigsten aus Bodenhaltung. Zu erkennen ist das am Zahlencode auf dem Ei. Für Bodenhaltung steht die "2". Das klingt besser als es ist, meint Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund, denn das einzelne Tier hat immer noch wenig Platz:
    "Es sind neun Tiere pro Quadratmeter und es gibt keinen Auslauf. Wenn ich die Tiere in so einer bedrückenden Enge halte, ohne Beschäftigungsmöglichkeiten, kommt es dazu, dass die Tiere anfangen, aneinander herumzupicken. Das kann zu schweren Verletzungen führen, bis hin zum Kannibalismus kann es gehen."
    Und deshalb werden den Hennen vorsorglich die Schnäbel gekürzt. Bei der Freilandhaltung kann jedes Tier zusätzlich vier Quadratmeter Auslauf draußen nutzen. Die Eier tragen den Zahlencode "1". Lea Schmitz:
    "Da ist immer wichtig, dass man Strukturen schafft auf dem Auslauf, beispielsweise Büsche, Bäume oder Hütten, dass die Tiere sich verstecken können, sich sicher fühlen. Dass sie wirklich den ganzen Auslauf nutzen. Aber auch ein Wechsel der Auslaufflächen, um dem Eintrag von Keimen in den Boden vorzubeugen."
    Käfigeier aus Supermärkten und Discountern vertrieben
    Höchstens sechs Hennen pro Quadratmeter, dazu vier Quadratmeter Auslauf an der frischen Luft für jedes Tier und Biofutter – das sind die Standards für Eier aus ökologischer Erzeugung, Zahlencode: "0". Die Anforderungen einzelner Bioverbände gehen teilweise noch darüber hinaus. Die Kennzeichnungsverordnung hat dazu beigetragen, Käfigeier aus Supermärkten und Discountern zu vertreiben, ist Lea Schmitz überzeugt.
    Allerdings kann sich Deutschland nur zu rund zwei Dritteln mit Eiern aus heimischer Produktion versorgen. Ein weiteres Drittel wird importiert, beschreibt Günter Scheper vom Zentralverband der deutschen Geflügelwirtschaft:
    "Die meisten importierten Eier kommen aus den Niederlanden und aus Polen, wobei sich die holländischen Exporteure mehr auf den Lebensmitteleinzelhandel und überhaupt auf Konsumeier konzentrieren und die polnischen Importe schwerpunktmäßig an die Industrie geliefert werden. Zumindest in den Niederlanden sind die Anforderungen durchaus vergleichbar. Bei einem Selbstversorgungsgrad von 300 Prozent sind die Holländer auf den deutschen Markt angewiesen und produzieren nach deutschen Richtlinien."
    Außer in den Niederlanden ist die Bodenhaltung auch in Österreich und Schweden die mit Abstand häufigste Haltungsform. In Portugal und Spanien gibt es dagegen immer noch fast ausschließlich Käfigsysteme für Legehennen.