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Legida-Jahrestag
Lichterketten gegen Rechtsbündnis in Leipzig

Mit friedlichen Protesten haben mehrere Tausend Leipziger, unter Ihnen auch Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD), gegen die zeitgleiche Demonstration des fremdenfeindlichen Bündnisses Legida Stellung bezogen. Die Demonstrationen der Legida-Anhänger wurde von Ausschreitungen rechter Hooligans begleitet.

Von Bastian Brandau | 12.01.2016
    Gegner des islamkritischen Legida-Bündnisses demonstrieren in Leipzig und bilden dabei eine Lichterkette mit Kerzen.
    Gegner des islamkritischen Legida-Bündnisses demonstrieren in Leipzig und bilden dabei eine Lichterkette mit Kerzen. (picture-alliance / dpa/Hendrik Schmidt)
    Randale im Leipziger Süden haben einen ansonsten weitestgehend friedlichen Demonstrationsabend in Leipzig überschattet. Parallel zur Demonstration in der Innenstadt haben etwa 250 Rechtsextreme im Leipziger Stadtteil Connewitz zahlreiche Schaufenster eingeschlagen. Connewitz gilt als linksalternative Hochburg. Die Täter setzten außerdem Autos in Brand und feuerten Pyrotechnik ab. Der herbeigerufenen Polizei gelang es im Anschluss, die Gruppe aufzuhalten. Hunderte Rechtsextreme seien festgesetzt worden, sagte eine Polizei-Sprecherin, unter ihnen auch Hooligans. Personalien seien festgestellt worden. Auch aus anderen Stadtteilen gab es Meldungen über Zwischenfälle.
    Friedensgebete nach Krawallen
    Bei den Demonstrationen in der Innenstadt war es nach Polizeiangaben weitgehend ruhig geblieben. Mit Kerzen in den Händen bildeten Menschen gegen 19 Uhr eine Lichterkette gegen Fremdenfeindlichkeit um den Innnenstadtring. Zuvor und im Anschluss gab es Friedensgebete in unterschiedlichen Leipziger Kirchen. Etwa 2300 bis 2800 Menschen zählte die studentische Gruppierung "Durchgezählt" bei den Demonstrationen, zu denen ein breites Bündnis aus Politik, Kirche, Kultur und Wirtschaft aufgerufen hatte. Bei der Abschlusskundgebung in der Thomaskirche sagte der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung, SPD:
    "Ich glaube wir müssen solange auf die Straße gehen und laut und deutlich sein, so lange es Menschen gibt, die sich rassistisch verhalten. Da können wir nicht aufhören. Wir könne es nicht stillschweigend übersehen."
    Jungs prominentes Eintreten gegen Legida gilt als ein Grund dafür, dass diese Bewegung in Leipzig selten mehr als 500 Menschen auf die Straße bringt. Und natürlich waren auch die Ereignisse der Silvesternacht Thema.
    "Was in Köln und auch in unserer Stadt passiert, ist völlig inakzeptabel, das muss man sagen. Und unsere Kerzen heute stehen auch für alle, die Gewaltopfer sind im weitesten Sinne. Aber ebenso wenig wie alle Deutschen Flüchtlingsunterkünfte anzünden, ebenso wenig sind Flüchtlinge immer kriminelle Machos. Lasst uns differenzieren!"
    Scharfe Töne, fremdenfeindliche Rhetorik bei Legida. Bis zu 3400 Menschen waren dem Aufruf zum Legida-Geburtstag gefolgt, auf dem Pegida-Sprecherin Tatjana Festerling Muslime pauschal als Sex-Touristen verunglimpfte:
    "Man muss sich vor der Terrorbrutstätte Deutschland schützen. Und der Traum vieler patriotischer Europäer, die Festung Europas, rückt für uns Deutsche in weite Ferne. "
    Grüne werfen Verfassungsschutz Versagen vor
    Typische Kleidung der rechten Szene, Hooligan-Sprechchöre und ein Auftritt des Sängers der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Band Kategorie C, so beging Legida seinen Geburtstag. Valentin Lippmann, innenpolitischer Sprechers der sächsischen Landtagsfraktion der Grünen:
    "Dieser Abend hat innerhalb von 15 Minuten vor Augen geführt, dass der sächsische Verfassungsschutz total versagt hat. Bisher ging er davon aus, dass bei Legida keine Neonazis mitlaufen, jetzt haben wir hier einen Frontleader einer bekannten Neonazi-Band stehen und zweitens hat der Verfassungsschutz die Einschätzung gebracht, dass der Linksextremismus hier das Problem am heutigen Abend sei und nun haben wir es mit randalierenden Hooligans zu tun."
    Ein Sprecher des Verfassungsschutzes hatte vorher vor allem mit Gewalt aus dem linken Spektrum gerechnet. Nach den Randalen im Leipziger Süden wird über diese Einschätzung und seine Begründung in Sachsen wohl heftig diskutiert werden.