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Leichtathletik
Auch Mihambo setzt sich ab

Nach Konstanze Klosterhalfen und Gina Lückenkemper verliert der Deutschen Leichtathletik-Verband mit Malaika Mihambo seine dritte Top-Sportlerin. Die Weitsprung-Weltmeisterin wird in Zukunft in den USA trainieren. Ihr neuer Trainer ist einer der erfolgreichsten Leichtathleten aller Zeiten.

Von Niklas Potthoff | 02.06.2020
Die Leichtathletin Malaika Mihambo
Die Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo trainiert zukünftig in den USA bei Carl Lewis. (imago / BEAUTIFUL SPORTS / Axel Kohring)
Im Oktober 2019 springt Malaika Mihambo in die Sport-Geschichtsbücher: "Aufatmen bei ihr und bei der kleinen Kolonie aus Oftersheim, bei ihrem Trainer Ralf Weber – und sie hat das Brett fast optimal getroffen, nur acht Zentimeter – und 7,30 Meter. Was für eine fantastische Weite."
Die Goldmedaille bei der Leichtathletik-WM in Doha ist der Höhepunkt der 16 Jahre langen Zusammenarbeit zwischen Trainer Ralf Weber und der Athletin.
Doch die "kleine Kolonie aus Oftersheim" an der Seite von Malaika Mihambo ist nun wohl Vergangenheit. Trainer Weber hatte die Zusammenarbeit aus persönlichen Gründen beendet. Nun zieht es Mihambo in die USA - nach Houston – zum neunmaligen Olympiasieger Carl Lewis. Vor einigen Wochen habe sie ihn in einem Videocall kennengelernt. Die Gespräche ihm seien inspirierend gewesen, sagte sie der Bild am Sonntag.
Carl Lewis gilt als einer der erfolgreichsten Leichtathleten aller Zeiten. 
Carl Lewis gilt als einer der erfolgreichsten Leichtathleten aller Zeiten - aber seine Erfolge sind auch dopingverdächtig. (dpa / picture alliance / Lennox McLendon)
Mihambo hegt auch Ambitionen im Sprint
Eine Rolle spielen dabei auch Mihambos Ambitionen im Sprint. Carl Lewis war sowohl im Weitsprung als auch im Sprint erfolgreich, sein damaliger Staffelkollege Leroy Burrell soll zukünftig ihr Sprinttrainer sein. Schon 2019 hätte Mihambo in Doha auch um Medaillen im Sprint laufen können, hat damals jedoch darauf verzichtet,
Der Deutsche Leichtathletik-Verband zeigt sich nun auf seiner Website enttäuscht. DLV-Präsident Jürgen Kessing wird mit den Worten zitiert: "Wenn Athletinnen oder Athleten eine neue Herausforderung suchen, um sich persönlich und sportlich weiter zu entwickeln, können wir sie nicht aufhalten."

In einer Presseerklärung betont der Verband, dass man Mihambo mehrere Betreuungsmöglichkeiten vorgeschlagen habe. Zudem sei auf das Risiko hingewiesen worden, ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Tokio derart deutliche methodische Veränderungen zu wagen.
DLV-Präsident Jürgen Kessing
DLV-Präsident Jürgen Kessing bedauert den Abschied von Mihambo aus Deutschland (dpa/ picture alliance/ Jan-Philipp Strobel)
Abwanderungswelle in die USA im Gange?
Für den DLV setzt sich damit ein beunruhigender Trend fort. Bereits die Leichtathletinnen Gina Lückenkemper und Konstanze Klosterhalfen trainieren größtenteils nicht mehr in Deutschland, sondern in den Vereinigten Staaten. Umso wichtiger ist es dem DLV zu betonen, dass man auch im eigenen Verband über herausragende Trainer verfüge.
Carl Lewis ist mit neun olympischen Goldmedaillen und acht Weltmeistertiteln einer der erfolgreichsten Leichtathleten aller Zeiten. Nach seiner Karriere kommt heraus, dass das Olympische Komitee der USA 1988 einen positiven Dopingtests von Lewis verschwiegen und ihn freigesprochen hatte, sodass er bei den Olympischen Spielen in Seoul teilnehmen konnte. Lewis sagt später, er habe die Substanzen unabsichtlich über ein Nahrungsergänzungsmittel eingenommen.