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Leichtathletik
"Ich halte das für verfrüht"

Der Leichtathletik-Weltverband IAAF will nachweislich sauberen russischen Athleten Wege eröffnen, unter neutraler Flagge an internationalen Wettkämpfen teilzunehmen. Die deutsche Leichtathletin Fabienne Kohlmann hält diesen Schritt für zu früh. "Der Vertrauensbruch ist enorm gewesen", sagte sie im DLF.

Fabienne Kohlmann im Gespräch mit Bastian Rudde | 07.01.2017
    Die Läuferin Fabienne Kohlmann
    Die Läuferin Fabienne Kohlmann (imago sportfotodienst/Plusphoto)
    "Ehrlich gesagt halte ich diesen Schritt für etwas verfrüht. Wir haben erst vor kurzem den zweiten McLaren-Report bekommen, wo ja noch einmal das riesige Ausmaß dieser Dopingaffäre dargelegt wurde. Und ich kann mir nicht vorstellen, wie sich das innerhalb von so kurzer Zeit verbessern soll", sagte die 800-Meter-Läuferin im Deutschlandfunk.
    Damit die russischen Sportler unter neutraler Flagge an internationalen Wettkämpfen teilnehmen dürfen, müssen die russischen Leichtathleten nachweisen, dass sie weder wissentlich noch unwissentlich in das staatliche Doping-System verwickelt waren. Bedingung für den Start ist laut Weltverband IAAF, dass die Sportler nicht von Trainern oder Ärzten betreut wurden, denen Verstöße gegen Doping-Richtlinien vorgeworfen werden. Zudem müssen sie eine ausreichende Zahl von Urin- und Blutproben nachweisen.
    "Wie sollen die Sportler ihre Unschuld beweisen?"
    Allerdings brauche es seine Zeit, um ein solches System zu verändern, sagte Kohlmann. Die aber nicht alle russischen Sportler unter Dopingverdacht stellen wollte. "Natürlich kann es aber auch Athleten geben, die in der Vergangenheit gar nicht daran beteiligt waren."
    Die 27-Jährige äußerte aber auch ihre Bedenken, wie die betroffenen Sportler ihre Unschuld beweisen sollen. "Wie sollen die Sportler beweisen, dass sie niemals mit den betreffenden Personen Kontakt gebabt habe. Wie soll das nachgeprüft werden?"
    Keine dauerhafte Sperre für Russland
    Allerdings müsse es auch irgendwann einen Weg zurück auf die internationale Sportbühne und für Athleten aus Russland geben, sagte Kohlmann. Man könne den russischen Verband nicht dauerhaft von internationalen Wettkämpfen auszuschließen. Man dürfe Sportler nicht lebenslänglich sperren, nur weil sie im "falschen Land" geboren seine.
    Wenig Vertrauen in IAAF, IOC und WADA
    "Aber der Vertrauensbruch ist enorm gewesen und die Glaubwürdigkeit ist schon sehr angeknackst", sagte die Sportlerin, die für die LG Karlstadt-Gambach-Lohr startet.
    Generell habe ihr Vertrauen in die Organisationen, wie WADA, IAAF und dem IOC stark gelitten. "Ich glaube nicht, dass dort alles dafür getan wird, dass nur saubere Sportler gegen Saubere antreten."
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