Ein mehrteiliges Projekt des Theaters wird 40 Jahre DDR untersuchen, ein anderes widmet sich unter dem Titel "Die Bibel. Eine Sinnsuche in fünf Teilen" dem Buch der Bücher. "Teil 1: Die Schöpfung", vom Schauspieler Bruno Cathomas inszeniert, erzählt die Bibel nicht nach, auch wenn sie mit einem chorischen Aufsagen der Schöpfungsgeschichte beginnt:
Der Abend soll die Grundmuster menschlicher Existenz aus heutiger Sicht untersuchen. Das sich über zwei Monate hinziehende Programm des Maxim Gorki Theaters wird nicht nur zwei sich ständig weiter entwickelnde Inszenierungen enthalten, sondern auch bunte Performances rund um eine so genannte Wohn- und Wohlfühllandschaft, zu der das Studio des Theaters nebst dessen Nebenräumen eingerichtet wurde. Es wird eine Bibel Corner geben, in der sich jeder Zuschauer für zehn Minuten die Bühne für sein Programm kaufen kann, ein Bibelquiz und eine Bar namens "Glauben und Trinken", eine Bibel Lounge und ein DJ für Late Nights. Bruno Cathomas "Schöpfung" gibt fünf Schauspielern im leeren Raum alle Möglichkeiten, Befindlichkeitsspiele a la "was haben wir heute mit den Bibel-Maximen im Sinn" als wirkungssüchtige und -sichere schauspielerische Bravourstückchen vorzuführen. Das ganze ist ein Spiel mit ironischer Grundhaltung. Leuchttafeln an der Wand wechseln zwischen "play" und "don´t play", und Schlager und Rocksongs von Liebe und Selbstbewußtsein kommentieren die Szenen. Nicht Grundmuster menschlicher Existenz, sondern Rollenmuster von Mann und Frau werden durchgespielt. Adam posiert als Bodybuilder oder Sexmachine und Eva singt das Lied von Heidi oder tobt als Heiße Eva mit der Aufforderung "Ruf mich an" herum. Der Biß in den Apfel führt mit dem Auftauchen von Schlange und Erzengel, beide von einem zunächst als Putzmann im hautengen Kleiderschlauch auftretenden Darsteller gegeben, zum heftigen Beziehungsknatsch. In aktueller Reaktion auf die Nobelpreis-Verleihung verliert sich Eva dann in einem Text von Elfriede Jelinek über die Frau als Kopie und immer scheiternde Arbeit.
Leider umalbert die Inszenierung einige Gedanken aus der Bibel nur, statt sie intelligent zu durchdenken und zu umspielen. Dieser erste Abend des Bibel-Projekts im Maxim Gorki Theater enttäuschte in seiner munteren Wirkungssucht doch sehr und relativierte den guten Eindruck von Volker Hesses furiosem Spielzeitauftakt mit Hauptmann.