Freitag, 29. März 2024

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Leuchtturm in Portugal
Der strahlende Wegweiser von Culatra und seine Wärter

Farol heißt auf Portugiesisch Leuchtturm. Einer von ihnen steht an der Algarve im Westen der Insel Culatra. Erbaut wurde er 1851. Mit seinen 47 Metern Höhe ist der Farol jedoch nicht nur imposant, er und seine insgesamt vier Leuchtturmwärter erfüllen bis heute eine wichtige Aufgabe.

Von Peter Kaiser | 08.12.2019
Leuchtturm auf der portugiesischen Insel Culatra
Leuchttürme sind heute meist vollautomatisiert, aber an der Algarve schauen auch noch Leuchtturmwärter nach dem Rechten (imago / Stuart Black)
Manche decken sich noch schnell in der alten Fischhalle im Örtchen Olhao an der Algarve mit dem Nötigsten entweder nur für die Überfahrt ein, oder einen längeren Aufenthalt - dann geht es ab nach Culatra, dem kleinen Inselparadies, das nur rund drei Kilometer vor dem portugiesischen Festland im Naturschutzgebiet "Parque Natural de Ria Formosa" liegt.
Sieben Kilometer Länge, nur etwas über einen Kilometer breit: Wer die hotelfreie Insel Culatra betritt, auf der etwa 1.000 Menschen leben, der sucht Ruhe und Besinnung.
Oder er will hoch hinauf. Etwa auf den 47 Meter hohen Leuchtturm "Farol do Cabo de Santa Maria", der im Westen der Insel steht. 220 Stufen sind es, dann steht man oben und hat einen imposanten Blick über die Insel.
"Es gibt die Bestimmung, dass alle 25 Seemeilen ein Leuchtturm sichtbar sein muss. Und hier am Kap Santa Maria, dem südlichsten Kap des portugiesischen Festlandes, haben wir sowohl den Bootsverkehr zum Hafen nach Faro, und den Fischereihafen von Olhao, der der größte Fischereihafen der Region ist."

Anders als etwa in der Bretagne, wo es die meisten automatisierten Leuchttürme in Europa gibt, ist der Farol - das Wort meint Leuchtturm - hier an der Algarve bemannt. Dennoch:
"Auch der Leuchtturm hier ist automatisiert. Dennoch sind wir hier, um Probleme, wenn sie auftauchen, zu lösen. Falls es eine Havarie, einen Alarm gibt, sind wir dann hier. Es geht hier nach Schichten. Jede Schicht hat 24 Stunden, und wir sind hier vier Leuchtturmwärter. Das heißt, alle vier Tage macht ein Leuchtturmwärter eine 24-Stunden-Schicht."
Leuchtturmwärter-Arbeit ist vielseitig
Simon Viedar ist gerade einmal 30 Jahre alt. Aufrecht steht er im kleinen Rundgang des Farol unterhalb der Glaskuppel mit den Frenelllinsen, und gibt Auskunft. Leuchtturmwärter Simon steckt in einer Art Uniform, und auf die Frage danach antwortet er:
"Früher gab es hier Militär. Heute ist die Marine nicht mehr Militär, sie ist mehr dem maritimen Schutzbereich angebunden, also wie die Wasserschutzpolizei und so weiter. Was wir aber machen ist, wir fahren Patrouille, um die kleinen Leuchtbojen draußen zu kontrollieren, denn diese Region hat ja nicht nur den Leuchtturm, sondern auch auf der Fahrrinne die kleinen Hinweislichter, die wir warten müssen."
In der Bretagne, am Kap Finistère, dem Ende der Welt, sind alle automatischen Leuchttürme miteinander vernetzt. Ein einziger Leuchtturmwärter kontrolliert alle. Hier an der Algarve ist das etwas anders.
"Hier hat jeder Leuchtturm seinen eigenen Chef. Aber in Lissabon ist die Zentrale, und da werden alle koordiniert."
Nachts kehrt Ruhe ein
Nachts, sagt der junge Leuchtturmwärter, ist es entspannt hier oben, der Leuchtturm arbeitet ja automatisch.
"Das heißt, wenn es einen Alarm gibt, dann müssen wir erst aktiv werden. Tagsüber ist unsere Arbeit eigentlich Instandhaltung, also Streichen, dann die Kanalisation, Gartenarbeit. Und dann natürlich die ganzen Leuchtquellen. Es sind 73 Leuchten, für die ich verantwortlich bin."
Leuchtturmwärter dringend gesucht
60 Jahre alt ist der Leuchtturmchef hier auf Culatra. Die Kol-legen sind 50 sowie 40, er selber ist 30 Jahre alt, der Jüngste 20 Jahre. Auf die Frage nach dem Klischee eines romantischen Leuchtturmwärterlebens lächelt Simon.
"Früher konnte jede Zivilperson sich als Leuchtturmwärter bewerben. Heute ist es so, dass man eine dreijährige marinemilitärische Ausbildung macht. Ich selbst war sieben Jahre bei einer Einheit, die den US-Marines entspricht. Danach habe ich einen sechsmonatigen Kurs gemacht, um hier als Leuchtturmwärter arbeiten zu können."
Und heute? Vier Leuchtturmwärter arbeiten hier, im ganzen Land gibt es über 100 Leuchttürme, manche zählen zu den schönsten Bauwerken der einstigen portugiesischen Seefahrernation. Gibt es Nachwuchsprobleme?
"Auf jedem Leuchtturm fehlt Personal. Hierfehlen gerade zwei. Einer fehlt sowieso, und ein anderer belegt gerade einen Kurs. Im Allgemeinen fehlt auf jedem Leucht-turm eine Person. Also wenn sich jemand bewerben möchte, ist er sehr herzlich willkommen.
Das Leben ist hier sehr ruhig, man hat hier keinen Stress, alles ist toll, aber trotzdem fehlt Personal."
Auf der Rückfahrt dann nach Olhao bleiben Simons letzte Worte noch im Kopf:
"Der Grundgedanke war die Liebe zum Meer. Und dann habe ich mir gesagt, als Leuchtturmwärter bin ich immer in der Nähe zum Meer, und habe so auch die Möglichkeit zum Fischen, und die Liebe zum Meer."