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Libanon
Zwischen Kreuz und Koran

Bei der Explosion im Hafen von Beirut starben im August 2020 mehr als 200 Menschen. Der tiefe Krater in der Stadt wirkt wie ein Sinnbild für die Krise des Landes. Die Bevölkerung traut ihrer Regierung nicht zu, einen Ausweg zu finden. Die Religionsgemeinschaften sind ein Teil des Problem.

Von Margarete Blümel | 09.12.2020
"Meine Regierung hat das gemacht", steht am Straßenrand vor der Ruine des Lagerhauses in Beirut, das Anfang August 2020 explodierte
"Meine Regierung hat das gemacht", steht am Straßenrand vor der Ruine des Lagerhauses in Beirut, das Anfang August 2020 explodierte (Deutschlandradio / Björn Blaschke)
"Kurz vor der Explosion hatte ich in Beirut ein Interview gegeben und das Studio gleich nach Beendigung der Aufzeichnung verlassen. Das war mein Glück! Denn sonst wäre ich womöglich gestorben oder zumindest doch schwer verletzt worden. Das Studio wurde komplett zerstört."
"Als die Explosion losging, war ich gerade in meinem Auto unterwegs. Plötzlich war da dieser ohrenbetäubende Lärm. Im nächsten Moment gingen die Scheiben meines Wagens zu Bruch. Und überall um mich herum flogen Glassplitter umher."

Unzählige Menschen sind obdachlos
"Beirut befindet sich in einem schlimmeren Zustand als je zuvor. Und unsere Regierung, die daran schuld ist, hat nichts Besseres zu tun, als ein paar Beamte, die das Hafengelände verwaltet haben, zu Sündenböcken zu machen. Unsere Politiker sollten ausnahmslos zurücktreten. Sie sind Kriminelle und das so lange, bis sie das Gegenteil bewiesen haben", sagt Professor Makram Rabah von der American University of Beirut. Die von ihm geschilderte Katastrophe trug sich am 04.08.2020 zu. Etwa 200 Menschen starben, nachdem im Hafen von Beirut mehrere hundert Tonnen Ammoniumnitrat explodierten, die fahrlässig seit Jahren in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum gelagert worden waren. Mehr als 6.500 Bürger und Bürgerinnen der Metropole trugen schwere Verletzungen davon. Außerdem haben um die 300.000 Bewohner Beiruts seitdem kein Dach mehr über dem Kopf.
"Es stand vorher schon ziemlich schlecht. Aber seitdem das passiert ist, haben viele von uns kein Obdach mehr – keinen Ort, den sie ihr eigen nennen und an den sie sich zurückziehen können."
"Beirut ist ein Ort der Düsternis geworden"
Beiruts verlebtes Gesicht hat seit der Explosion einige tiefe Wunden zugefügt bekommen. An die Spuren des bis 1990 währenden Bürgerkriegs hatten sich die Bewohner der Stadt längst gewöhnt: Ruinen, die vor Hochhäusern mit Glasfassaden vom Wiederaufbau träumen, Einschusslöcher, klaffende Lücken zwischen den Häusern. Seit Anfang August sind Hunderte vom Einsturz gefährdete Gebäude hinzugekommen. Und ein riesiger Krater am Ort der Detonation, der die Bürger und Bürgerinnen Libanons nachhaltig daran erinnert, dass sie mit der bösen Ahnung, sich auf ihre politischen Vertreter nicht verlassen zu können, immer schon völlig richtiglagen.
Libanon - Wählen mit Glaubens-Quote
Die Sitze sind im libanesischen Parlament zwischen Religionen und Konfessionen aufgeteilt. Das religiöse Bekenntnis ist im Wahlkampf wichtiger als politische Ideen.
"Beirut ist ein Ort der Düsternis geworden. Die Stadt ist völlig am Boden. Unsere Regierung hilft uns nicht. Es gibt keine Hoffnung, kein Licht, das am Ende des Tunnels erkennbar wäre."
Staub am Horizont der Seele wirbelt auf,
unsere Städte werden zerfressen in der Blüte ihrer Niederlagen.
Unsere Dörfer sind Minarette, die nur noch von der Angst bestiegen werden.
Unsere Särge gehen voran wie Möwen bei Sonnenuntergang,
die bei Morgenanbruch mit den Toten entschwinden.
"Unsere bewegte Geschichte gibt für Romanautoren, aber auch für Dichter wie mich mehr als genug Stoff her. Allein der Bürgerkrieg, in dem zwischen 1975 und 1990 verschiedene Religionsgruppen gegeneinander kämpften, hat unzählige Tote gefordert und Überlebende mit schweren Traumata hinterlassen. Es ist unvermeidlich, dass auch unsere Dichtung von all dem Schmerz durchdrungen ist."
Der Libanese Chawki Bazih gehört zu den bekanntesten Dichtern der arabischen Welt. Mit "Die Elegie des Staubes" hat er seine Wehmut und seine Wut über den Zustand seines Heimatlandes in Verse gefasst.
Die Nacht hat sich auf das Lager meines Landes gelegt, die Krähen des
Untergangs haben sich auf den Wunden niedergelassen.
Und die, die dich auswählten, um den Krieg im Namen deiner Sicherheit
fortzuführen, haben dich betrogen.
Sie wichen zur nächsten Wegbiegung zurück, um die Beute aufzuteilen.
Wohin kannst du also fliehen?
Über welchen Gräbern wird deine weiße Flagge flattern?
"Unsere Probleme sind hausgemacht"
"Es sind unsere Eliten, die ihr ureigenes Konstrukt eines politischen Systems geschaffen und bis heute erhalten haben. Diese Führungsschicht besteht aus Vertretern der verschiedenen Religionsgemeinschaften. Sie haben die Kontrolle. Und daran halten sie eisern fest. Sehr deutlich haben wir das vor Jahren schon gesehen, als plötzlich der Müll nicht mehr abgeholt wurde. Viele Menschen sind auf die Straße gegangen, um zu protestieren. Geändert hat sich so gut wie gar nichts."
So der Wirtschaftswissenschaftler Walid Marrouch von der Lebanese American University in Beirut. Ebenso wenig konnte der Massenaufstand ausrichten, der vier Jahre später im wahrsten Sinne des Wortes aufloderte. Mitte Oktober 2019 wüteten im Zedernstaat um die hundert Waldbrände. Weil die Regierung die dafür vorgesehenen Helikopter nicht an den Start brachte, mussten die Libanesen die Brände selbst löschen.
Der ehemalige (und erneut designierte) libanisische Ministerpräsident Hariri spricht zu Journalisten.
Saad Hariri ist erneut designierter Ministerpräsident im Libanon (Hussein Malla/AP)
Zeitgleich warfen die Machthaber neue Glut ins Feuer, indem sie Steuern auf Whatsapp-Anrufe ankündigten, um eins der vielen Haushaltslöcher notdürftig zu stopfen. Mehr als zweieinhalb Millionen Menschen demonstrierten dagegen. Mit dem Ergebnis, dass Reformen versprochen wurden und Ministerpräsident Saad Hariri samt der von ihm geführten Regierung geschlossen zurücktrat. Der Name des neuen Ministerpräsidenten, der sich im Gefolge der Explosion im Hafen von Beirut im Oktober ins Amt zurückwerben ließ? - Saad Hariri.
"Unser Land ist nur der Misswirtschaft und der schwachen Führung wegen arm geworden. Politische Beschlüsse werden willkürlich und an den Interessen der Bürger vorbei getroffen. Jede wichtigere Entscheidung wird von den oberen fünf, sechs großen Führern besprochen und was immer sie untereinander abgemacht haben, geht dann dem Parlament zur Verkündung zu. Stempel drauf, fertig. So ist das. Unsere Probleme sind hausgemacht", sagt Walid Marrouch.
Politische Ämter sind konfessionell gebunden
Der im Libanon praktizierte Konfessionalismus bedeutet, dass Abgeordnete von achtzehn christlichen und islamischen Religionsgemeinschaften die Geschicke des Landes lenken. Einer Nation, die gewissermaßen zwischen Kreuz und Koran angesiedelt sei, sagt der libanesische Anwalt und Professor der Rechtswissenschaften Chibli Mallat.
"Libanon ist ein besonders vielschichtiges Land. Das beruht unter anderem darauf, dass wir zivilisatorisch zwischen Ost und West, zwischen Arabien und Europa und zwischen Islam und Christentum beheimatet sind."
Die größten Glaubensgemeinschaften des Landes bestehen aus schiitischen und sunnitischen Muslimen und aus maronitischen Christen. Seit Beendigung des libanesischen Bürgerkriegs im Jahre 1990 gilt die gesetzliche Vorschrift, dass jeweils die Hälfte der Parlamentsabgeordneten aus muslimischen respektive christlichen Glaubensrichtungen stammen muss. Zu den staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften gehören überdies auch Drusen und Alawiten.
Politische Ämter, Jobs im Verwaltungssegment, aber auch in der Privatwirtschaft werden nach Zugehörigkeit zu einer der achtzehn anerkannten Konfessionen verteilt. Natürlich gilt das ebenfalls für die Spitzenpositionen in der ersten Etage der Politik: Parlamentspräsident kann nur ein Schiit werden, ausschließlich Sunniten kommen als Ministerpräsidenten infrage, während das Amt des Staatspräsidenten einem Christen vorbehalten ist.
"Ein Bündnis von Korruption und Waffen"
"Dieses System birgt leider auch ein hohes Maß an Korruption. Sie müssen jemanden kennen, der wiederum einen anderen kennt, der Ihnen einen Job verschaffen kann. Für viele junge Leute heißt das am Ende leider, dass sie keine Arbeitsstelle finden", sagt Chibli Mallat.
Wer die richtigen Verbindungen habe, wende sich daher statt an das nicht vorhandene libanesische Arbeitsamt gleich an den jeweiligen Religionsführer. Entweder direkt oder über Mittelsmänner, sagt der Politikwissenschaftler Prof. Hilal Khashan von der American University Beirut.
"Wer Hilfe braucht, ist am besten bei seinem Religionsführer aufgehoben. Man ist völlig auf das Wohlwollen dieses Mannes angewiesen. Der wiederum erwartet von den Bittstellern im Gegenzug uneingeschränkte Loyalität. Loyalität gegen Dienstleistung. So und nicht anders funktioniert das hier."
Libanon - Flucht aus der Vetternwirtschaft
Die Religionsgemeinschaften bestimmen über das Leben der Menschen im Libanon. Wer es sich mit seinem geistlichen Führer verscherzt, bekommt keinen Job. Viele junge Libanesen zieht es deshalb ins Ausland.
Eigentlich sei es ganz einfach, die libanesische Politik zu verstehen, auch wenn das zunächst einen völlig anderen Anschein erwecke: Das religiös-politische Establishment des Landes setzt sich aus Warlords, aus alten Milizenanführern im libanesischen Bürgerkrieg, zusammen. Dazu gehören zum Beispiel Staatspräsident Michel Aoun, der Drusenführer Walid Dschumblat oder der Generalsekretär der Hisbollah, Hassan Nasrallah.
Makram Rabah: "Das Konsortium von Politikern/Warlords, die an der Spitze ihrer jeweiligen Religionsgruppe stehen, gründet sich auf eine mittelalterliche Praxis und ist dem Feudalismus, der auch in Deutschland mit den 'Junkern' einmal von Bedeutung war, sehr ähnlich. Im Libanon verfügten die Warlords nicht nur über eine Vielzahl kriegserprobter Kämpfer, sondern sie vermochten auch seit jeher viele Menschen um sich zu scharen. Als die Hisbollah hierzulande die Bühne betrat, schloss man sich schon bald zusammen. Und selbst wenn Politiker aus den Reihen der Warlords sich für fortschrittlich erklären und gern mal über die Hisbollah und den Iran schimpfen – am Ende benutzt man einander doch immer wieder, um im Amt zu bleiben und die eigene Position zu stärken. Das Ganze ist ein unheiliges Bündnis von Korruption und Waffen."
Macron enttäuschte die Erwartungen
Diese Allianzen stoßen nicht überall auf Anklang und stehen dem Land auch beim Werben um die dringend nötigen Finanzspritzen aus dem Ausland im Weg. Emmanuel Macron dagegen sei sich nicht zu schade dafür gewesen, sich mit den korrupten Staatsführern Libanons an einen Tisch zu setzen, sagt Makram Rabah.
"Bei seinem ersten Besuch nahm Macron ein Bad in der Menge, er umarmte und küsste meine Landsleute und war sehr liebenswürdig. Am Ende dieses Trips saß er mit einigen unserer religiösen Führer zusammen, einschließlich Vertretern der Hisbollah. Er bat sie darum, eine neue Regierung zu gründen – was die Anwesenden aber dankend ablehnten. Ich finde das Vorgehen Frankreichs fast schon böswillig. Denn selbst nachdem besagte Politiker sich Macrons Ansinnen verweigert hatten, ließ dieser sie ungestraft davonkommen und ermutigte sie damit dazu, uns weiter auszubeuten und unser Land auszuplündern."
Der franzöische Präsident Emmanuel Macron winkt bei seinem Besuch in einer Menschenmenge in Beirut, Libanon, nach der verheerenden Explosion.
Makram Rabah hatte darauf gehofft, dass Präsident Macron mehr Druck auf die libanesische Regierung ausüben würde (Thibault Camus/Pool/afp)
Die Menschen seien verzweifelt. Nicht erst seit dem Unglück im August, schon zuvor habe die Wirtschaft am Boden gelegen, sei die Währung kollabiert und landesweit drohten nun viele Libanesen endgültig in die Armut abzurutschen. Und zu alldem tue die Corona-Pandemie ein Übriges hinzu.
"Im Moment läuft es gar nicht gut für uns, an allen Fronten. Im Zuge der Explosion im August sind hier in der Stadt mehrere Kliniken zerstört worden. Und Corona-bedingt haben wir derzeit leider viele Todesfälle zu verzeichnen."
"Als stünde man unter Drogen"
In diesem pessimistischen Szenario soll nun ausgerechnet Saad Hariri, einer der "alten Köpfe", finanzielle Hilfe aus dem Ausland rekrutieren und eine Regierung zusammenstellen, die, wie er sagt, grundlegende Reformen umsetzen wird. Was, wie und mit welchem Personal das geschehen soll, kam nicht zur Sprache. Die Protestbewegung, sagt Makran Rabah, hat bis dato leider kein führendes Gesicht generiert, es gibt keine Identifikationsfiguren, keine wegweisenden politischen Konzepte für eine Neuorganisation des Staatssystems.
"Unsere Bevölkerung wird nun schon so lange von den Statthaltern des politischen Systems ausgenutzt, dass bei vielen von uns eine gewisse Gewöhnung eingetreten ist. Das ist fast ein wenig so, als stünde man unter Drogen."
Dass die bisherige Führung inklusive ihrer Hintermänner das Feld freigibt, ist sehr unwahrscheinlich. Libanons Politiker stammen aus resilienten Dynastien, die die osmanische Militärverwaltung, das französische Völkerbundsmandat, den libanesischen Bürgerkrieg und die Besatzung durch die Syrer überlebt haben. Dass diese grundimmunisierten Hardliner ihre Pfründe aufgeben könnten, halte er für völlig ausgeschlossen, meint Hilal Kashan:
"Mich kümmert es nicht, was andere sagen. Wir leben hier im Libanon nicht in einer Demokratie. Demokratie bedeutet auch: Wettbewerb. Den gibt es hier aber nicht. Wenn eine der regierenden Konfessionsgruppen aus einem solchen Konkurrenzkampf als Verlierer hervorginge, hätten wir den nächsten Bürgerkrieg. Aber es läuft so: Jede Gruppierung bekommt ihr eigenes Stück des Kuchens, ohne sich dafür mit anderen messen zu müssen. Während die Mitglieder der jeweiligen Religionsgesellschaft miteinander rangeln, welchen Teil des Kuchenstücks sie abbekommen."
Die Resignation, die aus alldem spricht, kennt auch Makram Rabah zu genau. Aber er will sich dennoch nicht geschlagen geben. Zwar seien inzwischen vor allem viele junge Leute auf der Suche nach besseren Arbeits- und Lebensbedingungen ins Ausland abgewandert.
"Die Revolution wird nie aufhören"
Und doch: Diejenigen, die noch da seien, hätten nicht nur beim Massenaufstand im Oktober 2019, sondern auch im Gefolge der Explosion im August gezeigt, was in ihnen stecke. Dank ihres uneigennützigen Einsatzes sei vielen seiner Landsleute enorm geholfen worden. Wenn auch nur ein Bruchteil dieser Helfer und der Protestierenden sich organisiere, um dann die Forderungen der Bürgerinnen und Bürger zu bündeln und zu vertreten, könne das nicht den Beginn einer Mitbestimmung am politischen Geschehen Libanons bedeuten?
"Ich habe alle Hoffnung dieser Welt, dass sich unsere Situation zum Besseren wenden wird. Und ich bin davon überzeugt, dass die Revolution nie aufhören wird – so lange nicht, wie unsere Staatsvertreter an ihrem Tun und Treiben festhalten."
Staatskrise im Libanon - Jetzt beginnt die eigentliche Revolution
Die Wut der Libanesen auf ihre Politiker ist groß. Und das nicht erst seit der Explosion Anfang August. Land und Wirtschaft kollabierten schon vorher.
Chibli Malat würde das gern glauben. Umso mehr, weil dem Libanon, um vertrauenswürdig zu erscheinen, gerade jetzt eine unabhängige, nicht an Konfessionen gebundene Opposition besonders gut anstehen würde. Ohne Hilfe aus dem Ausland könnte es sonst schon bald soweit sein, dass dringend benötigte Medikamente, Treibstoff und Grundnahrungsmittel nicht mehr verfügbar sind.
"Leider haben wir es bis heute nicht geschafft, eine Partei zu etablieren, die sich nicht an Konfessionen und der religiösen Orientierung ihrer Anhänger festmacht. Wann immer ein solches Ansinnen laut wurde, ging es so schnell unter wie es aufgekommen war. Mein Pessimismus speist sich aber auch aus einer anderen Quelle: Wir kümmern uns nicht genug um unsere jungen Leute. Wir sorgen zwar dafür, dass sie eine gute Ausbildung bekommen, danach aber lassen wir sie im Stich. Und die jungen Männer und Frauen wandern ins Ausland ab. Eine Nation, die ihre jungen Menschen vertreibt, hat aber keine Zukunft. Es tut mir leid, aber auf die Frage, warum sich das nicht ändert, habe ich noch keine befriedigende Antwort gefunden. Ich weiß es einfach nicht."
Staub am Horizont der Seele wirbelt auf.
Stirb nicht, bevor nicht der Mandelbaum erneut erblüht,
versteck' dich nicht hinter dieser Zerstörung, die du da wahrnimmst.
Es sind doch nur noch ein paar Monate,
bevor die Seele ein zweites Mal hell hinter den Bergen anbricht.
Nur noch ein paar Monate, bevor die Anemonen ihren Märtyrerschrei
ausstoßen.
Doch ich sehe nichts außer der Sonne, die ihr Gedärm
über den Köpfen der Schöpfung hinter sich herzieht.
Die Erde ist ein Apfel, den die Wölfe in der Dunkelheit zerbeißen.