Freitag, 29. März 2024

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Linkenpolitikerin über Xavier Naidoo
"Er hat sich rassistisch, homophob und antisemitisch geäußert"

Fällt das unter Kunstfreiheit oder muss das weg? SPD und Linke haben erfolglos versucht, ein Konzert des Sängers und Verschwörungstheoretikers Xavier Naidoo zu verhindern. Die Rostocker Linke Eva Maria Kröger verteidigte den Antrag im Dlf und berichtet von einer "sehr lebendigen Debatte in der Bürgerschaft".

Eva Maria Kröger im Gespräch mit Bernd Lechler | 18.06.2020
Xavier Naidoo mit Sonnenbrille und Mütze blickt in Richtung des Betrachters.
Der Juror Xavier Naidoo bei einer Aufzeichnung von "Deutschland sucht den Superstar". Der Sender RTL hat Naidoo aufgefordert, sich zu dem umstrittenen Video zu erklären. (Revierfoto / dpa)
Der Sänger Xavier Naidoo sei bereits häufiger damit aufgefallen, dass er sich "rassistisch, homophob, antisemitisch geäußert" habe, erklärte die Fraktionsvorsitzende der Linken in Rostock, Eva Maria Kröger: "Abgesehen davon, dass er glaubt, dass die Erde eine Scheibe ist, gibt es noch einige andere Verschwörungstheorien, denen er anhängt".
"Lebendige Debatte in der Bürgerschaft"
Gemeinsam mit der SPD-Fraktion hatten die Linken versucht, das im August geplante Konzert des Musikers in Rostock zu untersagen - vergeblich, der Antrag wurde mit 24 zu 22 Stimmen abgelehnt. Leider gebe es zu wenig konkrete Textzeilen in den Songs von Naidoo, auf die sie sich hätten beziehen können, meinte die Politikerin - eine Schwierigkeit, die letztlich zu einer sehr "lebendigen Debatte in der Bürgerschaft geführt" habe. Denn die Freiheit der Kunst sei natürlich ein hohes Gut, so Kröger. Momentan trenne Naidoo seine Liedtexte weitestgehend von dem, was er über Social Media - etwa in seinem Telegram-Kanal - poste.
Während der Diskussionen ihres Antrags in der Bürgerschaft habe es zwei Lager gegeben. Die einen meinten, der Rechtextremismus werde immer schlimmer, es werde für die Menschen quasi "selbstverständlich, bestimmte Gruppen aus der Gesellschaft auszuschließen". Die anderen wiederum hätten "düstere DDR-Zeiten hergeredet", und ihnen unterstellt, dass sie "unbequemen KünstlerInnen verbieten wollen, aufzutreten". Deshalb, so habe sie erwidert, sei es wichtig darüber diskutieren und eben nicht einfach ein Verbot auszusprechen.
"Ist es nicht unsere Aufgabe, das anzuklagen?"
Auch in weiteren Städten, wie etwa Dortmund oder Mannheim, wird derzeit ein Verbot von Auftritten Naidoos diskutiert. Dennoch müsse die Demokratie grundsätzlich auch Künstler wie Naidoo aushalten, sagt Kröger. Man müsse sich aber weiter kritisch auseinandersetzen. Auf die Frage, ob eine eventuelle Absage nicht auch Wasser auf den Mühlen von Verschwörungstheoretikern gewesen sei, erwiderte Kröger: "Als Linke in der jetzigen Zeit würde ich mal flapsig sagen, es ist fast egal, was wir machen, es ist immer Wasser auf die Mühlen einer bestimmten Seite".
Die wichtigste Frage dieser Zeit sei genau diese: "Wie viel Raum gibt es in der Demokratie, auch Rechtsextremismus permanent erlauben und aushalten zu müssen, oder ist es nicht auch unsere Aufgabe, das anzuklagen", meinte Eva Maria Kröger im Deutschlandfunk.