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Literaturnobelpreisträger
Günter Grass ist tot

Günter Grass ist tot. Der Literaturnobelpreisträger starb am Montag im Alter von 87 Jahren in der Nähe von Lübeck. Das teilte der Steidl Verlag in Göttingen mit. Grass zählte zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellern der Gegenwart.

13.04.2015
    Der Autor Günter Grass spricht am 20.11.2014 in München (Bayern) bei der Eröffnung der Ausstellung "Hundejahre".
    Der Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass starb im Alter von 87 Jahre in Lübeck. (picture-alliance/ dpa / Sven Hoppe)
    Bereits sein 1959 erschienener erster Roman "Die Blechtrommel" wurde ein Welterfolg. Er gehört zu den wichtigsten Romanen der deutschen Nachkriegsliteratur und gilt als Jahrhundertwerk. Grass erzählt darin von den Erlebnissen des aus Danzig stammenden Zwerges Oskar Matzerath, der sich mit drei Jahren weigert, weiter zu wachsen. 40 Jahre nach der Veröffentlichung erhielt der gebürtige Danziger für sein Gesamtwerk den Nobelpreis für Literatur. Zur Begründung hieß es unter anderem, "Die Blechtrommel" sei die "Wiedergeburt des deutschen Romans im 20. Jahrhundert".
    Der zuletzt in Behlendorf bei Lübeck lebende Grass hatte nach dem Krieg eine Steinmetzlehre gemacht und in Düsseldorf und Berlin Kunst studiert; er war Bildhauer und Grafiker. Er zeichnete auch und schrieb Gedichte. Grass schaltete sich zeitlebens in gesellschaftspolitische Debatten ein. So unterstützte er Willy Brandts Aussöhnungspolitik mit Polen und machte Wahlkampf für die SPD. Aus Protest gegen deren Asylpolitik trat er 1992 zwar aus der Partei aus, blieb ihr aber bis zuletzt verbunden. Grass löste heftige Kontroversen aus, zuletzt 2012 wegen eines Israel-kritischen Gedichts. Günter Grass habe die Literatur politisiert und einen bedeutenden Beitrag zur Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit geleistet, sagte DLF-Literaturredakteur Hubert Winkels.
    Zum umfangreichen Werk von Grass gehört die Anfang der 1960er-Jahre erschienene "Danziger Trilogie". Zu ihr gehörten neben "Die Blechtrommel" auch die Novelle "Katz und Maus" (1961) und der Roman "Hundejahre" (1963). Rund ein halbes Jahrhundert später schrieb Grass seine "Trilogie der Erinnerung" mit den autobiografischen Bänden "Beim Häuten der Zwiebel" (2006), "Die Box" (2008) und "Grimms Wörter" (2010). Der erste Teil sorgte für Aufsehen, weil Grass darin überraschend öffentlich machte, dass er als 17-Jähriger am Ende des Zweiten Weltkriegs Mitglied der Waffen-SS war. Dem Autor wurde vorgeworfen, seine SS-Zugehörigkeit zu lange verschwiegen zu haben, während er andere immer wieder wegen ihrer NS-Vergangenheit öffentlich kritisiert habe.
    Die Sendung "Kultur heute" widmet zum Tod von Günter Grass dem Nobelpreisträger eine komplette Sendung ab 17.35 Uhr. Um 20.10 Uhr sendet der Deutschlandfunk Auszüge aus „Günter Grass liest ,Das Treffen in Telgte'" – Aufgezeichnet im Rahmen der Ludwigsburger Schlossfestspiele 1982 .
    (hba/dk)