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Lokführer-Streik
Massive Ausfälle bei der Bahn

Mit ihrem Streik haben die Lokführer den Bahnverkehr am Mittwoch massiv beeinträchtigt. Im Fernverkehr fuhr nur jeder dritte Zug, auch im Regionalverkehr kam es seit dem Morgen zu Einschränkungen. Besonders stark war Mitteldeutschland betroffen, doch auch anderswo gibt es viele Ausfälle.

15.10.2014
    Eine Frau schaut am Münchener Hauptbahnhof in einen wegen des Lokführer-Streiks geparkten ICE.
    Viele Bahnreisenden sind wegen des vierten Lokführer-Streiks ratlos. (afp / Christof Stache)
    Im Nahverkehr wirkte sich der Streik sehr unterschiedlich aus, teilte die Bahn am späten Nachmittag mit. In Mitteldeutschland mit den Schwerpunkten Leipzig, Dresden, Halle und Magdeburg etwa sei der Regionalverkehr teils komplett zum Erliegen gekommen. Doch auch in Hamburg oder Bayern sowie bei der S-Bahn in Nürnberg habe es punktuelle Ausfälle gegeben. In Nordrhein-Westfalen waren vor allem das Rheinland und das Ruhrgebiet betroffen. Der Streik soll bis 4 Uhr am Donnerstagmorgen dauern - es wird aber erwartet, dass es noch einige Stunden länger dauert, bis sich der Verkehr wieder einigermaßen normalisiert hat.
    Schon seit Mittwochmorgen gilt in ganz Deutschland ein Notfallplan. Ziel der Deutschen Bahn sei, am Donnerstagmorgen wieder überall pünktlich unterwegs zu sein, damit Pendler rechtzeitig zur Arbeit und Schüler zur Schule kämen, sagte ein Sprecher. Daher blieben viele Züge in ihren Startbahnhöfen: So wolle die Bahn verhindern, dass sie auf Zwischenhalten abgestellt werden und die Gleise blockieren - und so ermöglichen, dass die Züge zu Betriebsbeginn dort seien, "wo sie hingehören".
    Der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, kritisierte dies mit deutlichen Worten. Die Bahn habe sich"verantwortungslos" verhalten, indem sie schon ab Mittwoch, 0 Uhr, begonnen habe, "den Fernverkehr aus dem Rennen zu nehmen", sagte Weselsky im Fernsehsender n-tv. Schon seit Mittwoch, 4 Uhr, bestreike die DB zudem "ihren eigenen Nahverkehr" und löse damit ein Chaos aus, das durch nichts zu rechtfertigen sei. Die Reaktion der Bahn fiel verärgert aus: Weselsky verdrehe Ursache und Wirkung, wenn er die Bahn für die Folgen des Streiks verantwortlich machen wolle, erklärte ein Sprecher.
    Ein Display warnt Reisende auf dem Hauptbahnhof in Potsdam vor dem Streik der Lokführer.
    Ein Display warnt Reisende auf dem Hauptbahnhof in Potsdam vor dem Streik der Lokführer. (picture alliance / dpa / Ralf Hirschberger)
    Erstmals ist der Feierabendverkehr betroffen
    Die Gewerkschaft GDL hat neben den Lokführern auch Zugbegleiter, Bordgastronomen, und Disponenten des Bahnkonzerns zum Streik aufgerufen. Die GDL will nämlich auch für sie einen Tarifvertrag aushandeln. Dies ist einer der Knackpunkte des Tarifkonflikts, denn bisher war die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft für die Belange von Zugbegleitern und Disponenten eingetreten. Die Bahn lehnt es deshalb auch ab, diese Forderung der GDL zu erfüllen - der Konzern ist gegen konkurrierende Tarifverhandlungen.
    Die GDL will zudem eine fünf prozentige Lohnerhöhung und eine um zwei Stunden verringerte Wochenarbeitszeit, die dann bei 37 Stunden läge, durchsetzen. Neben Fern- und Regionalverkehr ist auch der Güterverkehr von dem Arbeitskampf betroffen. Während die Arbeitsniederlegungen in der vergangenen Woche noch in die Abend- und Nachtstunden fielen, werden sie zum ersten Mal in diesem Tarifkonflikt nun den Feierabendverkehr treffen.
    (swe/pr/db/tj)