Mittwoch, 24. April 2024

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London
"Last Night of the Proms" im Zeichen des Brexit

Auch bei der "Last Night of the Proms" sei der Brexit als Thema präsent gewesen, berichtete Dlf-Musikredakteurin Susann El Kassar. Doch sei es bei diesem Konzert vor allem darum gegangen, "ein nationales Gefühl hochleben zu lassen - als gemeinsam gelebtes Zeichen für Menschlichkeit, Toleranz und Vielfalt".

Susann El Kassar im Kollegengespräch mit Christoph Vratz | 16.09.2019
    Brexit-Gegner mit EU-Flaggen bei einer Aktion vor der Royal Albert Hall vor der letzten "Night of the Proms" in London.
    Die traditionellen BBC-Sommerkonzerte endeten am 14. September mit der "Last Night of the Proms" - begleitet von einer Aktion von Brexit-Gegnern (imago / DeFodi)
    Durch die vielen Europa-Flaggen, die geschwenkt wurden, war der Streit um den Brexit auch bei der "Last Night of the Proms" in London präsent, erzählte Musikredakteurin Susann El Kassar im Deutschlandfunk. Die traditionelle Sommerkonzertreihe der BBC in der Royal Albert Hall hatte ihren Abschluss wie immer in der "Last Night" gefunden.
    Musik - eine universelle Sprache
    In diesem Jahr, so Susann El Kassar, hatten Brexit-Gegner in einer Aktion die EU-Flaggen kostenlos an die Konzertbesucher verteilt.
    "Das ist eine Protestbewegung von unter anderem freien Musikerinnen und Musikern, die darauf aufmerksam machen wollen, was für Nachteile der Brexit, die Abkopplung von der EU, hat - und denen es auch darum ging, daran zu erinnern, dass Musik eine universale Sprache ist, die alle Menschen verbindet."
    Doch viele Zuschauer und Zuhörer hätten sich über die vielen EU-Flaggen beklagt. Die "Last Night of the Proms", eine traditionell britisch-nationalistische Feier, sei von den Brexit-Gegnern "gekidnappt" worden- so die Kritik. Auch wurde der BBC vorgeworfen, sie habe die EU-Flaggen zu häufig gezeigt, berichtete Susann El Kassar. Doch seien während des Konzerts auch sehr viele britische Flaggen geschwenkt und gezeigt worden.
    Streit um die Deutungshoheit
    Insofern habe das Konzert die Auseinandersetzungen um den Brexit widergespiegelt. Bei vielen Briten sei offenbar der Wunsch stärker geworden, diese Veranstaltung nationalistischer zu verstehen, so Susann El Kassar:
    "Ein Fall, bei dem nach dem Ereignis ein Streit um die Deutungshoheit einsetzt - und der wird vor allen von denen geführt, die gar nicht in der Halle dabei waren."
    Gemeinsames Zeichen für Menschlichkeit und Toleranz
    In der Halle selber habe es jedoch sehr viel Aufmerksamkeit für die Musik gegeben, auch Humor und das gemeinsame Erlebnis des Singens. Wer also nur die Flaggen zähle, verstehe die eigentliche Kraft dieses Abends falsch, hob Susann El Kassar hervor: "Ein nationales Gefühl hochleben zu lassen, aber als gemeinsam gelebtes Zeichen für Menschlichkeit, Toleranz und Vielfalt - das ist in meinem Augen der Geist dieser 'Last Night of the Proms'."